Das Wichtigste in Kürze
- Die Halbleiter-Knappheit
- Russische Invasion wirkt sich auf China und Taiwan aus
- Taiwan Semiconductor, einer der größte Halbleiterhersteller
- Sanktionen sind eine Warnung
- Intel und andere müssen wohl in die Bresche springen
Halbleitermaterial hat eine elektrische Leitfähigkeit, die zwischen der eines Leiters, wie metallischem Kupfer, und der eines Isolators, wie z. B. Glas, angesiedelt ist. Sein spezifischer elektrischer Widerstand sinkt mit steigender Temperatur; bei Metallen ist die Reaktion entgegengesetzt.
Alles, was computergestützt ist oder mit Radiowellen funktioniert, ist von Halbleitern abhängig. Halbleiter werden für elektronische Geräte wie u.a. Chips, Dioden, Transistoren und integrierte Schaltungen benötigt. Die Chips sind Voraussetzung dafür, dass Computer, Smartphones, Haushaltsgeräte, Spielekonsolen und medizinische Geräte funktionieren. Sie werden auch für kritische Funktionen in Fahrzeugen benötigt, z. B. für Sensorik, Sicherheitsfunktionen, Energiemanagement, Anzeigen und Fahrzeugsteuerung.
Silizium ist aufgrund seiner hohen Temperaturstabilität und seines Vorkommens in der Natur der am häufigsten verwendete Rohstoff für Halbleiter. Halbleiter sind unverzichtbare Bestandteile für eine Vielzahl von Produkten, die sowohl von Verbrauchern als auch von Unternehmen genutzt werden.
Die Halbleiter-Knappheit
Die weltweite Pandemie hat Engpässe in der Lieferkette verursacht, die zu einem Mangel an Halbleitern führten. Die Preise für Chips sind gestiegen und haben die Kosten für elektronische Geräte in die Höhe getrieben. Während führende Unternehmen wie Apple (NASDAQ:AAPL) und Samsung (F:SAMEq) frühzeitig mit der Bevorratung von Chips begannen, sind bei vielen Automobilherstellern Produktionsverzögerungen aufgetreten. Einigen Schätzungen zufolge wird der Chipmangel die US-Wirtschaft im Jahr 2021 knapp eine Viertel Billion USD kosten .
Russische Invasion hat Auswirkungen auf China und Taiwan
In den vergangenen zwei Jahren ist die Welt von einer globalen Krise in die nächste geraten. Der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 folgte der erste große Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Am 4. Februar schüttelten sich der chinesische Präsident Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking die Hände und vereinbarten ein "unbegrenztes" Beistandsabkommen, das die Grundlage für die russische Invasion in der Ukraine am 24. Februar bildete.
Es wird befürchtet, dass dieses Bündnis auch die Voraussetzungen für eine Wiedervereinigung Chinas mit Taiwan schaffen könnte. So wie Russland die Ukraine als Westrussland betrachtet, glaubt China, dass Taiwan ein Teil des chinesischen Staatsgebiets ist, wohingegen die USA und Europa beide Länder als souveräne Nationen anerkennen.
Die „No-Limits“-Vereinbarung könnte in den kommenden Monaten und Jahren weitreichende geopolitische Folgen haben.
Taiwan Semiconductor, einer der größten Halbleiterhersteller
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine schlägt sich auch auf die Energie- und Agrarmärkte nieder. Aufgrund der Sanktionen und des Krieges in der Ukraine kam es zu massiven Preisausschlägen bei Rohöl, Erdgas, Kohle, Weizen, Mais, Nickel und anderen Rohstoffen.
Halbleiter stellen ihrerseits ebenfalls eine Art Grundstoff dar, und eine chinesische Aggression gegen Taiwan könnte ähnliche Folgen im Bereich der Chips mit sich bringen, denn Taiwan Semiconductor Manufacturing (NYSE:TSM) mit Hauptsitz in Hsinchu City, Taiwan, ist einer der größten internationalen Chiphersteller.
Quelle: Companiesmarketcap.com
Wie aus dem Schaubild hervorgeht, ist Taiwan Semiconductor in puncto Marktkapitalisierung das zweitgrößte Halbleiterunternehmen der Welt. Apple, das nach Börsenwert größte Unternehmen der Welt, ist der größte Kunde von TSM und steht für einen erheblichen Prozentsatz der Einnahmen des Chip-Herstellers.
Taiwan produziert weltweit die meisten Chips, denn Taiwan Semiconductor kontrolliert 51 % des globalen Chipmarktes.
Sanktionen sind eine Warnung
Der Krieg in der Ukraine hat landwirtschaftliche Anbauflächen in Schlachtfelder verwandelt und gefährdet die weltweite Nahrungsmittelversorgung. Sanktionen gegen Russland lassen Energieengpässe in Europa und anderen Regionen befürchten.
Sollte die chinesische Regierung einen Einmarsch in Taiwan wagen, würde dies wahrscheinlich zu einer Verlangsamung oder gar zum Stillstand der Chipherstellung führen. Die damit einhergehenden Sanktionen könnten zu einer noch größeren Chip-Knappheit führen als während der globalen Pandemie.
Außerdem könnte eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und China ein Exportverbot für Chips zur Folge haben, was die Preise in die Höhe treiben und das Angebot zusätzlich einschränken würde.
Intel und andere müssen wohl in die Bresche springen
US-Chiphersteller, darunter NVIDIA (NASDAQ:NVDA) und Intel (NASDAQ:INTC), werden ihre Chip-Produktion erhöhen müssen, um den Markt gegen künftige Engpässe im Zuge der geopolitischen Entwicklungen zu schützen.
Quelle: Barchart
Seit Ende 2021 ist die TSM-Aktie von 120,31 USD am 31. Dezember auf 104,79 USD am 4. April gefallen, was einem Rückgang von fast 13 % entspricht.
Quelle: Barchart
Im gleichen Zeitraum fielen die NVDA-Papiere um 7 % von 294,11 USD und schlossen am 4. April bei 273,60 USD.
Quelle: Barchart
Für die INTC-Aktie ging es von 51,50 USD am 31. Dezember um 4,5 % nach unten. Den Handel am 4. April beendete sie auf 49,20 USD.
TSM hat sich seit Ende 2021 schlechter entwickelt als seine Mitbewerber auf dem Chipmarkt. Die Aussicht auf geopolitische Unruhen in Taiwan dürfte die Aktie weiter belasten.
Umgekehrt könnten die amerikanischen Chiphersteller - wie auch ihre globalen Mitbewerber - im Falle wachsender Versorgungsrisiken auf dem Halbleitermarkt zum Hochfahren der Produktion gezwungen sein.