Von Kathy Lien, Geschäftsführerin Devisenstrategie bei BK Asset Management. Der Artikel erschien im englischen Original unter dem Titel 'Bye, Bye Sterling?' am 18. April 2018 auf Investing.com.
Das Pfund ist am zweiten Tag in Folge gegenüber dem US-Dollar gefallen, als enttäuschende Konjunkturdaten die Währung, die Anleiherenditen und Zinserwartungen in die Tiefe schickten. Sollten die Einzelhandelszahlen vom Donnerstag zeigen, dass die Verbraucherausgaben stärker als erwartet geschrumpft sind, dann kann man sich offizielle von der Rallye des GBP/USD Kurses verabschieden. Mit den Verbraucherpreisen im März nur noch 0,1% höher, nach einem Anstieg um 0,4% im Vormonat und dem Wachstum des durchschnittlichen Wochenlohns unverändert auf 2,8% statt wie erwartet höher, könnte ein Rückgang der Einzelhandelsumsätze um mehr als 0,6% die britische Notenbank ermutigen, eine Zinserhöhung zu verschieben. Die Inflation befindet sich mittlerweile auf ihrem niedrigsten Niveaus seit einem Jahr. Der Markt preist derzeit eine 83 prozentige Chance auf eine Zinserhöhung am 10. Mai ein, nach noch 87,5% am Freitag. Auch wenn die jüngsten Konjunkturberichte, von den Einkaufsmanagerindizes zur Verbraucherpreisinflation schlechter geworden sind, verlassen sich die Investoren auf die 2 Stimmen für eine sofortige Zinsanhebung auf der Sitzung im März. Sollten nun auch die Einzelhandelsumsätze sinken, wird das bedeuten, dass die Bank of England von einer Zinserhöhung Abstand nehmen wird? Im Mai kommt schließlich von der vierteljährliche Inflationsreport heraus und zusammen mit der folgenden Pressekonferenz ist es der perfekte Zeitpunkt für die Bank, die Geldpolitik zu straffen. Das gesagt, die BoE hat den Report und die Pressekonferenz in der Vergangenheit auch benutzt, um Änderungen im folgenden Monaten anzudeuten – sie könnten sich daher bis Juni Zeit lassen. Wie dem auch sei, nachdem dem Einzelhandelsreport vom Donnerstag sind es noch 3 Wochen bis zu nächsten Sitzung der BoE. Daher könnte ein schwächerer Wert den GBP/USD auf 1,41 schicken.
Unterdessen stieg der USD/CAD Kurs über 1,26 im Gefolge des geldpolitischen Statements der kanadischen Notenbank. Der Kurs hätte seine Rallye wahrscheinlich bis auf 1,27 ausgedehnt, wäre der Ölpreis nicht auf ein 3,5-Jahreshoch geklettert, nachdem die Rohölvorräte entgegen den Erwartungen gefallen waren. Trotz aller Verbesserungen der Wirtschaft in Kanada, befanden der Gouverneur der Bank of Canada Poloz und sein Stellvertreter Wilkins nicht, dass die zugrundeliegenden Schwächen schnell genug abgebaut werden, um ein uneingeschränkt positives Signal an den Markt zu senden. Der Ton ihrer Pressekonferenz war vorsichtig, als Poloz sagte, die Wirtschaft sei noch nicht in der Lage aus eigener Kraft alle Kapazitäten auszuschöpfen und die Zinsen daher unter dem neutralen Bereich bleiben müssten. Sie sehen zudem Zögerlichkeit bei den Unternehmensinvestitionen wegen Risiken rund um die Nordamerikanische Freihandelszone NAFTA. Im Ergebnis glaubt die BoC, dass sie den Daten vertrauen sollten und das Tempo bei den Zinserhöhungen ist eine wichtige Frage, als Gegenwind eine volle Erholung verhindert. Protektionismus bleibt das größte Risiko für Kanada und sie zeigten sich nicht beeindruckt von den jüngsten Fortschritten bei den NAFTA-Gesprächen. Angesichts dessen, wie stark der USD/CAD vor der Zinsentscheidung schon gefallen war, glauben wir, dass ihr Mangel an Zuversicht neue Absicherungen von Leerverkäufen nach sich ziehen wird, die den USD/CAD auf mindestens 1,2680, wenn nicht 1,2750 schieben könnten. Technisch gesehen liegt die nächste wichtige Widerstandsmarke für den USD/CAD zwischen 1,2685-1,2700, wenn das Zwischenhoch vom 9. Februar auf die 50% Fibonacci-Zurückverfolgung der Rallye vom Januar zum März und die nächste runde Zahl trifft.
Und der US-Dollar? Der lag gegenüber den meisten Leitwährungen höher, mit Ausnahme des australischen Dollars und des Euros. Das Beige Book war positiv, als die Fed-Bezirke höhere Preisdrücke und Aktivität auf dem Immobilienmarkt, Kreditwachstum, eine Zunahme der Verbraucherausgaben, enge Arbeitsmärkte und eine generell bescheidene bis moderate Zunahme der Wirtschaftsleistung meldeten. Allerdings äußerten Unternehmen ihre Bedenken über Zölle und die Bezirke berichteten nur bescheidene Lohnsteigerungen. Es gab nichts besonders erwähnenswertes in den Äußerungen der Fed Präsidenten Kaplan, Dudley und Bullard. Die am Donnerstag erscheinenden Anträge auf Arbeitslosengeld und der Report der Philadelphia Fed zum produzierenden Gewerbe sollten keinen erheblichen Einfluss auf die Wechselkurse haben. Der Euro beendete den Tag unverändert gegenüber der US-Währung. Sein Standvermögen angesichts schwächer werdender Konjunkturdaten ist beeindruckend und am Mittwoch zumindest profitierte er von der Entscheidung des iran, US-Dollar nicht mehr in Transaktionen zu benutzen.
Über die nächsten 24 Stunden wird die Aufmerksamkeit auf dem Pfund, dem australischen und dem neuseeländischen Dollar liegen, bevor in der Nacht vom Mittwoch in Neuseeland der Inflationsreport zum ersten Quartal herauskommt und in Australien die Arbeitsmarktdaten erscheinen. Für beide Berichte werden starke Zahlen erwartet, als höhere Lebensmittel- und Rohstoffpreise die Inflation in Neuseeland beleben sollten und ein starkes Beschäftigungsumfeld im Dienstleistungs- und produzierenden Gewerbe das Jobwachstum in Australien stützen sollten. Beide Währungen stehen unter Druck und bewegen sich unter wichtigen Widerstandsmarken, sodass gute Daten zu einer Wiederbelebung führen könnten. In Australien insbesondere, wird mit einer Zunahme der Fluktuation gerechnet und die Arbeitslosenquote könnte fallen, aber die maßgebliche Zahl hier ist das Wachstum der Vollzeitstellen.