Amerikas größter Telekommunikationsbetreiber AT&T (NYSE:T) zeigt in diesem Jahr Anzeichen einer Wiederbelebung, als die abgeschlagene Aktie beeindruckende Kursgewinne eingefahren hat.
Mit einem Anstieg von über 35% seit Jahresanfang hat AT&T sich besser geschlagen, als sein Hauptkonkurrent Verizon Communications Inc. (NYSE:VZ (+ 7%) und auch der Benchmark S&P 500 Index (+ 19,7%). So legte die Aktie auch gestern wieder um 3,1% zu und verbuchte damit am zehnten Handelstag in Folge einen Gewinn, um den Handel zu 38,74 USD abzuschließen.
Dieses Comeback, das hauptsächlich die Eile der Anleger widerspiegelt, Dividendenaktien in Zeiten sinkender Zinssätze zu kaufen, löst jedoch nicht die grundlegenden Herausforderungen, denen sich dieses Telekommunikationskonglomerat gegenübersieht: Wie kann Wachstum erzeugt werden, wenn seine Kerngeschäfte in Schwierigkeiten sind und wie kann es seinen gewaltigen Schuldenberg unter Kontrolle halten.
Die miserable Wertentwicklung von AT&T der letzten fünf Jahre wird nun genauer unter die Lupe genommen. Dies veranlasst die größten Anteilseigner, den Plan von CEO Randall Stephenson, das Unternehmen durch die Akquisition großer Unternehmen in einen modernen Medienriesen zu verwandeln, offen in Frage zu stellen. Diese Strategie hat Schlagzeilen und Investmentbanker reich gemacht, aber AT&T mit Schulden in Höhe von 186 Milliarden US-Dollar belastet. Damit ist AT&T das am höchsten verschuldete Nichtfinanzunternehmen der Welt.
Letzte Woche kritisierte Elliott Management Corp., ein Hedgefonds mit einer aktivistischen Agenda und einem Anteil von 3,2 Milliarden US-Dollar an AT & T, Stephenson für seine Großakquisitionen, einschließlich des 85-Milliarden-Dollar-Deals zum Kauf von Time Warners Vermögenswerten im vergangenen Jahr. In einem Schreiben an den Aufsichtsrat schlug der Hedgefonds einige Korrekturmaßnahmen vor, um das Unternehmen auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu bringen.
Dazu gehören der Verkauf des verlustbringenden Sparte DirecTV und des Mobilfunkgeschäfts in Mexiko, die Befugnis des Aufsichtsrats, Stephensons Team stärker zur Rechenschaft zu ziehen, und die Vermeidung neuer großer Fusionen und Übernahmen.
Die vorgeschlagene Neuausrichtung, die auch massive Kostensenkungen vorsieht, wird AT&T für die nächste Generation von Mobilfunknetzen, bekannt als 5G, fit machen und seine Erfolgschancen auf dem Streaming-TV-Markt verbessern, auf dem AT&T einem wachsenden Wettbewerb ausgesetzt ist, sowohl vom aktuellen Marktführer Netflix (NASDAQ:NFLX) und den Neueinsteigern Walt Disney Company (NYSE:DIS) und Apple (NASDAQ:AAPL) .
Ein verlässlicher Dividendenzahler
Dieser jüngste Druck eines aktivistischen Investors und die sich schnell ändernde Dynamik in der Telekommunikationsbranche machen AT&T zu einer Turnaround-Wette, die Anlegern, die genug Nerven haben, um eine steinige Wegstrecke durchzuhalten, gute Renditen bringen könnte.
Glücklicherweise gibt es einige Anzeichen dafür, dass das Unternehmen rasch dabei ist, seine Strategie zu ändern, da es versucht, seinen Ruf als verlässlicher Dividendenzahler zu schützen. Laut Bloomberg-Daten gehört die Aktie von AT&T in den USA zu den 20 am weitesten unter institutionellen Anlegern verbreiteten Papieren. Dies liegt hauptsächlich daran, dass das Unternehmen in 35 aufeinander folgenden Jahren seine Ausschüttungen erhöht hat.
Die jüngsten Anzeichen auf eine potenziell bevorstehende Trendwende gab es im Juli in dem Bericht zum zweiten Quartal, in dem Stephenson darlegte, dass er umsatzschwache Kunden durch die Erhöhung der Abonnementgebühren für einige Dienste schnell loswerden möchte.
In dem Quartal, das am 30. Juni endete, verlor AT&T eine Rekordzahl von Videokunden, nachdem es die Gebühren für TV-Programmpakete angehoben hatte. Der Schritt half AT&T, die Gewinnerwartungen zu erfüllen und zusätzliches Bargeld zur Deckung seiner Dividenden zu einzunehmen.
Mit der kürzlich erfolgten Veräußerung von Anteilen an der Video-Streaming-Plattform Hulu und von Time Warners Immobilien in New York macht das Unternehmen auch Fortschritte beim Verkauf von Vermögenswerten. Zusammengenommen senden diese Maßnahmen eine starke Botschaft an die Märkte, dass Stephenson schon einen Plan hatte, bevor Elliott Management Druck machte.
Fazit
Die Erholung der AT&T-Aktie in diesem Jahr ist das Ergebnis einer Kombination von Faktoren, wie unter anderem einer hohen Nachfrage nach Dividendenpapieren, einer gewissen Verbesserung der Liquiditätslage und der Beteiligung eines aktivistischen Investors, der den Ruf hat, den Wandel in krisengeschüttelten Unternehmen voranzutreiben, um deren Aktienkurse zu erhalten.
Diese Erholung garantiert unserer Ansicht nach jedoch noch keine nachhaltige Wende zum Besseren, da die Herausforderungen vor denen AT&T steht, sehr komplex sind. Aus diesem Grund bleibt die Aktie eine spekulative Wette.