- Berichtet zum Q2 2021 am Dienstag, dem 20. Juli, nach Handelsende an der Wall Street
- Umsatzerwartung: 7,32 Milliarden US-Dollar
- Gewinnerwartung: 3,1 USD pro Aktie
Die Wall Street-Analysten sind sich einig: der Streaming-Riese Netflix (NASDAQ:NFLX) wird die Märkte beim heute anstehenden Quartalsbericht nicht nachhaltig beeindrucken können.
Der große Boom im Zuge der letztjährigen Ausgangsbeschränkungen, der die Abonnentenzahl des Unternehmens auf mehr als 200 Millionen in über 190 Ländern trieb, ist bereits vorbei. Tatsächlich hat der in Los Gatos, Kalifornien, ansässige Unterhaltungskonzern bereits im ersten Quartal nur noch 3,98 Millionen Abonnenten hinzugewonnen, während die Analysten damals noch von einem durchschnittlichen Wachstum von 6,29 Millionen und das Unternehmen selbst von einer Zunahme um sechs Millionen Kunden ausging.
Laut Bloomberg-Daten war das der schwächste Jahresauftakt seit 2013. Damals gewann Netflix rund 3 Millionen Kunden hinzu.
Sollte sich die Prognose des Unternehmens bewahrheiten, wonach man im Berichtszeitraum bis zum 30. Juni nur eine Million Abonnenten gewinnen konnte, wären das die schlechtesten drei Monate für Netflix seit den Anfängen des Streaming-Dienstes.
Kurzfristig wirkt sich diese plötzliche Wachstumswende negativ auf den Aktienkurs des Unternehmens aus. Nach einem Zuwachs von mehr als 60% in 2020 hat sich die Aktie in diesem Jahr kaum bewegt. Sie ist im Jahresverlauf um 2% gesunken und beendete den Freitag bei 530,31 US-Dollar.
Für Anleger, die dem Management genau zugehört haben, sollte dieses Ergebnis jedoch keine Überraschung sein. Netflix warnt seit Monaten, dass sich das Wachstum verlangsamen werde, sobald die Kunden nicht mehr von den Covid-19-Beschränkungen betroffen sind und wieder ihr normales Leben aufnehmen können.
Beispielloser Wettbewerb
Wenn der Kampf in der Welt nach der Pandemie jedoch darin besteht, die Zuschauer davon abzuhalten, ihre Abonnements zu kündigen, ist es klar, dass sich Netflix weiterhin in einer guten Position befindet, um dieses Rennen zu gewinnen. Laut dem vierteljährlichen Brief des Unternehmens an die Aktionäre ist die Abwanderungsrate, d.h, die Anzahl der Abonnenten, welche die App löschen, gegenüber dem Vorjahr gesunken – selbst nachdem der Dienst seinen Abopreis erhöht hatte.
Netflix sieht sich auf dem Videostreaming-Markt einem beispiellosen Wettbewerb ausgesetzt, in dem Konkurrenten wie Disney+ (NYSE:DIS), HBO Max (NYSE:T) und Peacock (NASDAQ:CMCSA) ihm zusammen mit anderen Anbietern mit gut gefüllten Brieftaschen wie Amazon (NASDAQ:AMZN) Marktanteile abjagen wollen.
Da die Pandemie allmählich nachlässt, will Netflix nach einem Jahr der Produktionsdürre wieder mehr Shows produzieren. So plant das Unternehmen dieses Jahr 17 Milliarden US-Dollar für neue Programme auszugeben, nach 12,5 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr und 14,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019. NFLX konzentriert sich auf Investitionen in Programme außerhalb der USA, wo die meisten seiner Neukunden herkommen.
Eine weitere positive Entwicklung, die langfristige Anleger berücksichtigen sollten, besteht darin, dass Netflix sein Wachstum nicht mehr mit Schulden finanziert. Nach Jahren der Kreditaufnahme zur Finanzierung von Produktionen hat Netflix erklärt, dass es keine Fremdmittel mehr braucht, um das Tagesgeschäft am Laufen zu halten. Geplant ist, die Schuldenlast zu reduzieren und eigene Aktien im Wert von bis zu 5 Milliarden US-Dollar zurückzukaufen.
Fazit zur Netflix-Aktie
Nach dem positiven Covid-19 "Vorzieheffekt" verlangsamt sich das Abonnentenwachstum von Netflix im Jahresvergleich weiter. Aber das Streaming-Unternehmen ist sehr viel stärker aus dem außergewöhnlichen Umfeld des letzten Jahres hervorgegangen und hat seine Cash- und Marktposition gefestigt. Jede Schwäche der Aktie nach dem Quartalsbericht bietet daher langfristig orientierten Investoren eine Kaufgelegenheit.
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