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Wer in diesem Jahr zu pessimistisch gegenüber Netflix (NASDAQ:NFLX) war, der mag in letzter Zeit wohl etwas ins Grübeln gekommen sein. Die Aktien des Streaming-Riesen haben seit ihrem Tiefstand von 162,71 USD im Mai eine beeindruckende Trendumkehr hingelegt und sind um rund 40 % gestiegen.
Die Erholung kommt in einem bisher verheerenden Jahr für den in Kalifornien ansässigen Streaming-Riesen. Das Unternehmen verlor im ersten Halbjahr 2022 etwa eine Million Abonnenten, da die höchste Inflationsrate der letzten vier Jahrzehnte und die Freude der Menschen an Freiluftaktivitäten nach den Corona-Lockdowns die Nachfrage nach Unterhaltungsangeboten in geschlossenen Räumen zum Erliegen brachte.
Netflix litt zudem unter dem zunehmenden Wettbewerb im Streaming-Geschäft, nachdem viele zahlungskräftige Global Player wie Walt Disney (NYSE:DIS) und Amazon.com (NASDAQ:AMZN) ihre Gaming-Angebote ausbauten und erhebliche Marktanteile eroberten.
Trotz des Kursanstiegs im vergangenen Quartal ist Netflix mit einem Kursminus von mehr als 62 % seit Jahresbeginn immer noch die Aktie mit der schlechtesten Performance in der Gruppe der FAANG-Mega-Cap-Aktien.
Die jüngste Erholungsrally spiegelt den Optimismus über die kommende Version des Netflix-Streamingdienstes wider, die Werbung enthalten wird und preisgünstiger sein könnte als der bisherige Dienst. Das Unternehmen geht außerdem davon aus, dass es in der laufenden Periode eine Million neue Abonnenten gewinnen wird.
Mitbegründer und CEO Reed Hastings hatte Netflix ursprünglich als werbefreie Alternative zum Kabelfernsehen positioniert. Angesichts der aktuellen Herausforderungen hat der CEO seine Strategie jedoch geändert und sagt nun, dass Werbespots notwendig sind, um Menschen anzusprechen, die Netflix zu teuer finden. Das Unternehmen hat seine Preise bereits mehrmals erhöht und ist nun einer der teuersten Streaming-Dienste überhaupt.
Das Problem liegt jedoch darin, dass auch das Werbegeschäft hart umkämpft ist, zumal Disney eine ähnliche Lösung am 8. Dezember an den Start bringen will. Darüber hinaus verfügt Netflix nur über begrenzte Erfahrung auf dem digitalen Werbemarkt.
In einer kürzlich veröffentlichten Notiz empfahl die Needham-Analystin Laura Martin den Anlegern, ihr Pulver erst einmal trocken zu halten, da noch nicht klar ist, wie sich Netflix entwickeln wird, wenn der Wettbewerb intensiver wird. In ihrer Studie hieß es:
"Wo enden die Abo-Verluste angesichts der starken Konkurrenz durch neuere, preisgünstigere Streaming-Dienste, die noch mehr Geld in die Hand nehmen können? 222 Millionen Abonnenten weltweit könnten sich als der maximal erreichbare Wert für NFLX herausstellen".
Andere Analysten scheinen diese Ansicht zu teilen. In einer Befragung von Investing.com bewerteten von 45 Analysten 27 den Titel mit "Neutral", bei 6 hieß die Empfehlung "Sell", nur 12 hielten sie für einen "Buy".
Quelle: Investing.com
Einige Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass Netflix die Talsohle des aktuellen Abschwungs bereits erreicht hat. Vielleicht sind die Marktteilnehmer gegenüber diesem Unternehmen zu pessimistisch geworden, das in der Vergangenheit immer wieder die Erwartungen übertreffen konnte.
Netflix-Aktien sind nach ihrer Erholung immer noch preiswerter als üblich und werden mit dem 22-fachen der prognostizierten Gewinne für die nächsten 12 Monate bewertet - also weit unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 80. Die Bewertung liegt auch leicht unter dem Durchschnitt des Nasdaq 100 von etwa 24, aber über dem Durchschnitt des S&P 500 von 18.
Die Firma Wells Fargo äußerte sich in einer Mitteilung zur erfolgreichen Historie des Unternehmens so:
"Unserer Meinung nach hat NFLX die Talsohle durchschritten, vorausgesetzt, das Abo-Wachstum stößt nicht auf neue Widerstände. Im nächsten Jahr werden neue Initiativen ihren Beitrag leisten, und es ist zu erwarten, dass NFLX im Jahr 2024 und darüber hinaus ein sehr gesundes Umsatz- und Gewinnwachstum sowie einen besseren FCF vorweisen wird."
Fazit - es mag Lichtblicke geben, aber es gibt immer noch zu viele Unwägbarkeiten
Netflix könnte nach der jüngsten kräftigen Erholung nicht mehr viel Spielraum nach oben haben, während die Anleger das Ergebnis der zukünftigen Wachstumsinitiativen des Unternehmens abwarten, wie z.B. die Einführung des werbefinanzierten Dienstes. Angesichts des schwierigen makroökonomischen Umfelds und des starken Wettbewerbs ist die Netflix-Aktie meines Erachtens auch weiterhin eine riskante Wette.
Offenlegung: Der Verfasser hält keine Aktien von Netflix.
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