Im Zuge der hohen Risikoaversion an den Finanzmärkten haben Währungen und Aktien am Freitag ihre Talfahrt fortgesetzt. Der Dow Jones Industrial Average büßte mehr als 400 Punkte ein. Es war der zehnte Tag in Folge, an dem der US-Standardindex im Minus schloss. Der Kursrutsch am Freitag war das größte Ein-Tages-Minus seit Februar. Der Markt hat die Federal Reserve diese Woche laut und deutlich gehört und bereitet sich auf eine unausweichliche Reduzierung der Asset-Käufe vor. An den Börsen geht es abwärts, weil weniger Anleihekäufe der Zentralbank generell negativ für die Anleihekurse und positiv für die Renditen sind. Ein Anstieg der Renditen führt zu höheren Kreditkosten, was sich auf die Gewinne der US-Unternehmen auswirken kann. Interessanterweise haben sich die Treasury-Renditen trotz der lehrbuchmäßigen Folgen des Tapering-Geredes seit den Steigerungen am Mittwoch nicht weiter erhöht. Tatsächlich steht die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen sogar unter ihr Niveau vor dem FOMC-Entscheid. Wenn man bedenkt, wie kräftig der Aktienmarkt in diesem Jahr gestiegen ist, ist es nicht überraschend, dass die Korrektur weitergeht. Sollten die Renditen jedoch weiter zurückgehen, könnten sich die Aktienkurse stabilisieren, da sich die Anleger durch das Niveau der Kapitalmarktzinsen weniger bedroht fühlen.
Die Ankündigung des FOMC in der vergangenen Woche hat große Bewegungen an den Finanzmärkten ausgelöst, die sich weiter fortsetzen könnten. Wir haben schon oft davor gewarnt, dass Korrekturen an den Devisen- und Aktienmärkten in der Regel schneller und intensiver ausfallen als Erholungen. Da die Blackout-Period vor der Fed-Sitzung vorbei ist, werden wir in dieser Woche wieder mehr von US-Notenbankern hören. In einem Interview mit CNBC sagte Fed-Präsident James Bullard, dass es "natürlich" sei, dass die Fed allmählich hawkisher werde, und dass er angesichts des "boomenden Immobilienmarktes" zu einem Ende der Käufe von hypothekarisch gesicherten Wertpapieren "neige". Sollten sich andere Fed-Vertreter in der kommenden Woche ähnlich äußern, könnten die Treasury-Renditen ihren Anstieg wieder aufnehmen und die Korrektur an den Aktienmärkten und die Rallye des US-Dollars verstärken.
Der Greenback handelte am Freitag gegenüber allen Leitwährungen außer dem Japanischen Yen höher. Diese Bewegung kann nicht auf die Entscheidung der Bank of Japan zurückgeführt werden, die Geldpolitik am Freitagmorgen unverändert zu lassen, was weithin erwartet wurde. Stattdessen steht die Korrektur beim USD/JPY im Einklang mit der Risikoaversion. Währungen, die den japanischen Yen als Gegenstück haben, wurden in dieser Woche besonders hart getroffen, und weitere Verluste sind zu erwarten. Der US-Wirtschaftskalender ist dünn bestückt, lediglich die Zahlen zu den Hausverkäufen, dem persönlichen Einkommen und den persönlichen Ausgaben stehen auf dem Programm. Für den US-Dollar wird das Hauptaugenmerk auf den Reden der Fed, den Bewegungen an den Aktienmärkten und der Risikobereitschaft liegen.
Das Pfund Sterling war einer der schwächsten Performer. In Sachen Konjunkturdaten war es für Großbritannien eine wichtige Woche. Während einige Berichte positiv überraschten, enttäuschten andere, wie die Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen. Ökonomen hatten mit einem weiteren Anstieg der Verbraucherausgaben um 1,6% im Mai gerechnet, doch die Umsätze im Einzelhandel gaben um 1,4% nach. Ohne Autos sank die Nachfrage um 2,1%, der erste Rückgang seit vier Monaten. Die Details waren nicht so dramatisch wie die Schlagzeile es erahnen lassen, da der Bericht eine Verlagerung der Ausgaben von den Einzelhandelsgeschäften zu den Restaurants zeigt. Dennoch hielt dies den GBP/USD nicht davon ab, auf den niedrigsten Stand seit sechs Wochen zu fallen. Das Pfund Sterling könnte sich vor der Sitzung der Bank of England am Donnerstag erholen. Die BoE war eine der ersten Zentralbanken, die ihre Wertpapierkäufe reduzierte. Und da die Fed ihr Vertrauen in den Aufschwung zum Ausdruck gebracht hat, indem sie signalisiert hat, dass sie ebenfalls kurz vor einem ähnlichen Schritt steht, erwarten wir von der BoE eine weniger dovishe Haltung.
Der Euro zeigte sich im Verhältnis zum Pfund Sterling und den Rohstoffwährungen recht widerstandsfähig. Höhere deutsche Erzeugerpreise und die Leistungsbilanz der Eurozone trugen dazu bei, die Talfahrt der Währung einzudämmen, aber wie weit der EUR/USD fällt, hängt nun von den PMI-Berichten der Eurozone nächste Woche ab. Sollten diese Zahlen keine Verbesserung zeigen, könnte die wachsende Kluft zwischen Europa und den USA den EUR/USD in Richtung 1,16 treiben.