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Rohstoffaktien: Jetzt kaufen oder lieber verkaufen?

Veröffentlicht am 16.07.2022, 07:58
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  • Im Hinblick auf das wachsenden Rezessionsrisiko stoßen Anleger Aktien von Rohstoffproduzenten ab
  • Der Vanguard Energy Index Fund ETF hat in den letzten sechs Wochen mehr als 25 % an Wert verloren
  • Der Rohstoffsektor bietet im laufenden Bärenmarkt immer noch das beste Chance-Risiko-Verhältnis
  • Rohstoffaktien haben wohl ihren Höhepunkt erreicht. Zwei Jahre lang konnten Rohstoffunternehmen massiv von der Angebotsknappheit und der steigenden Nachfrage profitieren. Doch angesichts des wachsenden Rezessionsrisikos haben die Anleger nun einen Teil ihrer Gewinne mitgenommen.

    Der Vanguard Energy Index Fund ETF Shares (NYSE:VDE) – zu dessen wichtigsten Beständen Exxon Mobil (NYSE:XOM) und Chevron (NYSE:NYSE:{{240|CVX}}) gehören – hat in den letzten sechs Wochen mehr als ein Viertel seines Wertes verloren. Der ETF legte im vergangenen Jahr um etwa 48,1 % zu und schloss am Mittwoch bei 95,49 USD.

    VDE Weekly Chart.

    Ebenfalls in einer Abwärtsspirale befinden sich die Aktien von Düngemittelherstellern, die in den letzten Wochen aufgrund sinkender Preise für Mais, Weizen und andere Kulturen nach unten gerissen wurden. So haben die Aktien von The Mosaic Company (NYSE:MOS) und CF Industries Holdings, Inc. (NYSE:CF) im letzten Quartal 38 % bzw. 21 % verloren. Zuvor kam es durch den Ausbruch der Corona-Pandemie zu einer starken Rallye in diesem Sektor.

    Während die Furcht vor einer drohenden Rezession alles andere überwiegt, rätseln Anleger und Analysten noch darüber, ob der Rohstoff-Superzyklus, der nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine die Preise für Energie, Softs und Metalle in die Höhe trieb, noch intakt ist.

    Die Nachfrage nach Rohstoffen ist eng mit der Wirtschaftslage verknüpft. Da die Fed ihre geldpolitische Straffung aggressiv fortsetzt, glauben einige Ökonomen nun, dass eine Rezession in den nächsten 12 Monaten unmittelbar bevorsteht.

    Laut Analysten von Goldman Sachs hat die Rohstoffrallye noch mehr Spielraum und die Preise könnten in der zweiten Jahreshälfte wieder gen Norden gehen. In einer kürzlich veröffentlichten Kundenmitteilung schrieben sie:

    "Wir sind uns einig darüber, dass, wenn sich die Wirtschaft lange genug in einer Rezession befindet, die Rohstoffnachfrage sinkt und folglich die Preise fallen. Diesen Zustand haben wir jedoch noch nicht erreicht, da sich das Wirtschaftswachstum und die Endverbrauchernachfrage einfach verlangsamen und nicht steil fallen."

    Während die Citigroup erwartet, dass Rohöl aufgrund des "starken Wachstumsgegenwinds" bis zum vierten Quartal auf die 80-Dollar-Marke fallen wird, gehört Goldman Sachs zu jenen Banken, die mit einem Wiederanstieg der Ölpreise rechnen, um die "unhaltbar niedrigen" Lagerbestände zu normalisieren.

    Extrem attraktiv

    Ungeachtet dieser gegensätzlichen Meinungen an der Wall Street über die künftige Entwicklung der Rohstoffmärkte bietet der Öl- und Gassektor in der gegenwärtigen Baisse immer noch das beste Chance-Risiko-Verhältnis. Insbesondere wenn die Angebots- und Nachfragesituation nach Jahren der Unterinvestition und in letzter Zeit aufgrund der gestiegenen Kapitalkosten angespannt bleibt.

    Aufgrund dieser Stärken rät JPMorgan (NYSE:JPM) seinen Kunden, sich nach dem jüngsten Einbruch mit erstklassigen Ölaktien (NYSE:XLE) einzudecken. In einer aktuellen Mitteilung der Investmentbank heißt es:

    "Diese Angebots- und Nachfragedynamik sorgt auch weiterhin für hohe Öl- und Gaspreise, weshalb der Energiesektor bei den derzeit sehr niedrigen Bewertungen äußerst attraktiv ist."

    Laut der Großbank erscheinen insbesondere Unternehmen aus den Bereichen Energie, Ausrüstung und Dienstleistungen attraktiv. Das liegt daran, dass diese Gruppe "der größte Nutznießer der steigenden Produktion ist, zumal sich die Politik von der sehr kostspieligen und restriktiven ESG-Politik hin zur Energieunabhängigkeit bewegt."

    Was Düngemittelhersteller anbelangt, so gibt es nach wie vor Gründe für Optimismus in Bezug auf ihre Aktien.Der Krieg in Europa dauert an, die europäischen Gaspreise sind nach wie vor sehr hoch, was wiederum die Herstellungskosten für Düngemittel hochhält und den weniger betroffenen Unternehmen einen Vorteil verschafft.

    "Die Zahl der Hektar, auf denen Cash Crops angebaut werden, ist gestiegen. Das ist Ausdruck der Nachfrage seitens der Landwirte, die so viel wie möglich zu niedrigeren, aber immer noch rentablen Preisen anbauen wollen."

    Getreide und Düngemittel bleiben weltweit knapp und die Energiepreise sind hoch. Das hält nicht nur die Lebensmittel-, sondern auch die Düngemittelpreise bis ins Jahr 2023 hoch, sagte Tracey Allen, Rohstoffstrategin bei JPMorgan, im WSJ-Bericht.

    Fazit

    Nach dem Boom der vergangenen Monate scheinen die Rohstoffaktien ihre besten Tage hinter sich zu haben. Ihr Rückgang macht deutlich, dass sich die Anleger nun mehr Sorgen um die Gesamtwirtschaft machen, die im Zuge einer Verlangsamung auch die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte und darüber hinaus verringern könnte. Allerdings steht die Welt nach wie vor vor vielen Herausforderungen, angefangen bei Lieferengpässen bis hin zum Krieg in Europa. Die Lage am Rohstoffmarkt bleibt also angespannt und das wiederum stützt die Aktien vieler Rohstoffunternehmen.

    Haftungsausschluss: Haris Anwar hält keine Positionen in den in diesem Artikel erwähnten Vermögenswerten.

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