Ich wünsche Ihnen, liebe Leser des morgendlichen apano-Blogs, ein gutes Jahr 2024. Hoffentlich wird es uns verschonen von einer Wiederbeschleunigung der Inflation und der Entflammung neuer Kriegsherde. Dese beiden leider durchaus realistischen Top-Risiken dürften die Tendenz des Börsenjahres maßgeblich beeinflussen. Bereits Mitte Januar finden wichtige Wahlen in Taiwan statt, deren Ausgang Chinas Regierung aufmerksam beobachtet. Die Wortwahl von Xi Jinping klingt mittlerweile sehr entschlossen, die Wahrscheinlichkeit einer gewaltsamen „Wiedervereinigung“ ist deutlich höher als Anfang 2023. Der Iran nähert sich weiter der Fähigkeit zur Herstellung seiner ersten Atombombe. Derzeit ist das Land offenbar im Besitz von knapp 130 kg von zu 60% angereichertem Uran. Bei einer Reinheit von 90% liegt Waffenfähigkeit vor. Putin werden von Militärexperten Eskalationspläne unterstellt, die uns im Falle einer Umsetzung an den Rand von WW III bringen könnten. Zudem kommt die Wirtschaft in China nicht voran. Die jüngsten Zahlen von Silvester belegen, dass die Fabrikaktivitäten im Dezember den dritten Monat in Folge und stärker als erwartet gesunken sind. Zudem fällt die Anzahl der Hausverkäufe weiter. Hang Seng Index und CSI 300 starten mit ca. -1,4% in das neue Jahr. Freilich meldete Caixin vorhin einen leichten Anstieg des Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe auf 50,8. In diesem nicht-staatlichen Report werden kleinere und im Privatbesitz befindliche Firmen stärker berücksichtigt.
In Europa zehren viele Firmen noch von ihren Auftragsbeständen, die freilich kontinuierlich schrumpfen. Zudem dürften die neuen C02-bedingten Preiserhöhungen Energie in der Eurozone wieder teurer machen. Wenig hilfreich dabei ist, dass heute früh der iranische Zerstörer Alborz in das Rote Meer eingefahren ist. Während der Weihnachtstage gab es eine Huthi-Attacke auf ein Frachtschiff von Maersk (CSE:MAERSKa), bei der die US-Navy drei der angreifenden Boote versenkt hat. Die Huthis sind Verbündete des Iran. Der Ölpreis reagiert mit einem deutlichen Anstieg. Der Sektor „Energie“ gehört heute früh mit +1% zu den stärksten im STXE 600. An der Spitze steht zur Stunde die Branche „Automobile und Teile“, gefolgt von den Bankwerten. Schlusslicht bilden Technologie und die defensive Sparte „Nahrung und Getränke“. Der STXE 600 legt nach den ersten beiden Handelsstunden des neuen Jahres um 0,25% zu. Dies dürfte an frischen Mittelzuflüssen zum Jahresanfang liegen, denn die Vorgaben aus den USA und Fernost waren negativ. Zudem zeigt sich der Anleihemarkt schwach, was normalerweise eher belastend wirkt – es sei denn, es wird Geld von Anleihen in Aktien umgeschichtet. Dass Anleihen schwach in das Jahr 2024 starten wundert mich nicht, denn die Renditen sind zu schnell zu stark gesunken. Dass Europas Aktien trotzdem sehr freundlich in das neue Jahr starteten - die erste Handelsstunde war von hoher Kaufneigung geprägt - schon eher: neben den o.g. Belastungsfaktoren belegt auch das mit 44,2 unveränderte Update zum Nov-Einkaufsmanagerindex der Eurozone, dass das verarbeitende Gewerbe tief kontraktiv ist.
Spannend bleibt es bei den Kryptowährungen. Am 10. Januar wird die US-Börsenaufsicht SEX entscheiden, ob ein lange beantragter Bitcoin-ETF zugelassen wird. Das wäre nicht nur für uns interessant. Die Prognosen der großen Banken zu den Indizes per Ende 2024 sind extrem moderat: dem S&P 500 wie auch dem Goldpreis wird im Schnitt kein Zuwachs zugetraut, dem ESX 50 knapp +5%. Wenn dem so ist, sind 2024 Seitwärtsstrategien (Discounter) bzw. antizyklisches Taktieren angesagt.
Der apano Börsen-Stimmungsindex verliert heute zehn Punkte aus dem Anleihemarkt, was sich über die letzten Wochen angestaut hatte. Der APX deutet in seiner Systematik den (zu) deutlichen Renditerutsch als Ausdruck von globalen Konjunkturängsten. Der Preisrückgang des Industriemetalls Kupfer kostet vier Punkte. Der Shanghai Composite Index gewinnt zwei Punkte aus seiner kleinen Jahresendrallye.