Der US-Arbeitsmarkt legte im Januar in einem Ausmaß zu, das alle Erwartungen um Längen übertraf: die Zahl der US-Beschäftigten (ex Agrar) stieg um 517T an, prognostiziert war +187T. Natürlich hätte dies positiv interpretiert werden können, denn eine Sorge der Investoren ist ja die Angst vor einer Rezession, ausgelöst durch Konsumzurückhaltung. Bei einem leergefegten Arbeitsmarkt (Arbeitslosenquote 3,4%) ist die Furcht vor Jobverlust gering und zugleich ausreichende nationale Kaufkraft da. Zugleich fiel der Anstieg der Stundenlöhne mit 0,3% bzw. 0,10 USD (+4,43% ggü. Vorjahr) relativ moderat aus. Im Grunde genommen ein perfektes Ergebnis für die Börsen, unter der Annahme, dass die US-Notenbank nicht anstrebt, den Arbeitsmarkt abzuwürgen. Es wäre eine Fehlinterpretation des Marktes, wenn er dies als Ziel der FED ansieht. Nein, das ist nicht der Fall! Diese will lediglich die Inflation unter Kontrolle bekommen und befürchtet, dass ein (zu) guter Arbeitsmarkt via drastischer Lohnerhöhungen (Knappheitspreise) eben jenes erschwert oder gar verhindert. Deshalb gingen die Investoren am Freitag wie so oft den zweiten Schritt vor dem ersten und preisten genau dies ein. Deshalb sprangen die Renditen, und die zinssensiblen Technologiewerte gerieten ins Trudeln. Der Blick auf die Stundenlöhne (s.o.) belegt, dass diese Angst voreilig ist. Zudem entstanden die meisten Stellen im Dienstleistungsbereich (z.B. Gastgewerbe), nicht im Hochlohnsektor. Mit 55,2 fiel auch der ISM-Service Einkaufsmanagerindex für Januar viel stärker aus als mit 50,6 prognostiziert. Dabei startete besonders die Komponente Auftragseingänge mit 60,4 erfreulich durch. Also ein weiteres Zeichen der anhaltenden Robustheit der US-Wirtschaft – das wurde aber am Freitag ebenfalls negativ aufgenommen, weil es als weiterer Puzzlestein angesehen wurde, der die FED ermuntern könnte, ihren Straffungskurs wieder zu beschleunigen.
Zudem belasteten die enttäuschenden Ergebnisse der Titanen (u.a. Amazon (NASDAQ:AMZN) und Alphabet (NASDAQ:GOOGL)) vom Donnerstagabend natürlich ebenfalls und last not least setzte der chinesische Ballon über den USA der Stimmung zu. Dieser Zwischenfall führte sogar dazu, dass Antony Blinken seine geplante Reise nach China (vorläufig?) stornierte – es wäre der erste Besuch eines US-Außenministers seit Mike Pompeo im Jahre 2018. Mit dem Abschuss am Wochenende hat sich das diplomatische Klima weiter verschlechtert. Der Behauptung Chinas, dass es sich um einen wegen des Windes von der Route abgekommenen Wetterballon handelte, widerspricht die USA: das Fluggerät sei steuerbar und mit Propellern ausgestattet und ihrer Ansicht nach zu Spionagezwecken eingesetzt gewesen.
All diese Vorgaben waren heute früh für die Börsen in Festlandchina und Hongkong klar negativ. Unter besonderem Abgabedruck stand mit -3,25% der Hang Seng Tech Index. Dort endete bereits letzte Woche die Haussebewegung, laut Bloomberg nahmen vorrangig Festlandchinesen mit den massivsten Verkäufen seit 2021 massiv Gewinne mit. Japans Börsen trotzten dem regionalen Trend und konnten leicht zulegen, wobei dies insbesondere ein „Verdienst“ des schwächeren Yen war. Diese Wechselwirkung ist oft zu beobachten. Hinter der Yen-Bewegung steht die Erwartung, dass Masayoshi Amamya zum neuen BoJ-Präsidenten ernannt wird. Er gilt als ein Architekt und deshalb Befürworter der ultralockeren japanischen Notenbankpolitik.
Bis auf den Gesundheitssektor tragen alle Branchenindizes des STXE 600 rote Vorzeichen. Angeführt wird die negative Entwicklung von Techwerten und Basisrohstoffen. Auf die Stimmung drücken zusätzlich die weiter steigenden US-Renditen (10y aktuell 3,61% nach 3,37 am Donnerstag) und die schlechten Werte des Einzelhandelsumsatzes in der Eurozone: der Dezemberwert wurde nach unten revidiert, von -2,5 auf -2,7% ggü. Nov. Die Veränderung zum Vorjahr beträgt -2,8%, im November waren es -2,5%.
Der globale Wiederanstieg der Renditen kostet via span. Staatsanleihen den APX 3 Punkte.