Der FED-Präsident hat die Worte gefunden, welche die Investoren hören wollten. Anders als sein Kollege Bostic hat Jerome Powell keinen quasi-Automatismus vom heiß laufenden Arbeitsmarkt zu weiter steigenden Zinsen hergestellt. Er hat das wichtigste Bindeglied betont: die Inflation. Nur, falls die Arbeitskosten massiv ansteigen und damit den Trend bei den Preissteigerungen wieder nach oben treiben, sieht er für ein Anziehen der Zügel Handlungsbedarf. Es sei unabdingbar, auf Sicht zu fahren und auf die herein kommenden Wirtschafsdaten zu reagieren. Perspektivisch sieht er gute Chancen auf einen anhaltenden Rückgang der Inflation. Dieser hätte im Gütersektor bereits begonnen, im Laufe des Jahres 2023 würde sich der Preisanstieg deutlich verlangsamen und 2024 könnte das 2% - Ziel fast erreicht sein. Laut CNBC hat die FED ihren Fokus der Beobachtung noch weiter verschärft: ihr besonderes Augenmerk galt schon jeher dem Personal Consumption Expenditure Index abzüglich Nahrung und Energie, also dem Core-PCE, der im Moment bei +4,4% auf Jahresbasis liegt. Innerhalb dessen ist nun ihre wichtigste Kennzahl die Dienstleistungs (Service) – Inflation, aber unter Ausklammerung der Wohnkosten.
Die US-Börsen (ETR:SXR4) legten im Verlauf deutlich zu und können diese Zuwächse heute Vormittag behaupten. Die gestrige Rede des US-Präsidenten löste an den Märkten bislang kaum Reaktionen aus, obwohl er durchaus kritische Töne zu einigen Branchen wie Energie und Gesundheit fand und eine Vervierfachung der Steuer auf Aktienrückkäufe anstrebt. Es ist aber nicht davon auszugehen, dass er die dafür erforderlichen gesetzlichen Anpassungen im Kongress durchsetzen kann. In seiner Rede betonte Joe Biden erneut die Wichtigkeit des verabschiedeten riesigen Infrastruktur-Pakets. Der Inflation-Reduction-Act dient in erster Linie ökologischen Zielen, ist aber mit massiven Wirtschaftsaufträgen verbunden, also ein 370 Mrd USD umfassendes Konjunkturpaket. Zudem rief er die Republikaner auf, sich nicht gegen die notwendige Anhebung des Schuldendeckels zu stemmen und Steuererleichterungen ggü. der Mittelschicht zuzustimmen. Genau dieser Wille zur Kooperation wird jedoch von den internationalen Journalisten, deren Kommentare bei Reuters aufgeführt wurden, bezweifelt.
Der STXE 600 startet erleichtert über Powells sanfte Worte freundlich in den Handelstag. Beim Sektor Automobile hatte es zunächst nach Gewinnmitnahmen ausgesehen, die mit dem deutlich geringer als erwartet ausgefallenen Cashflow bei VW (ETR:VOWG) zusammenhingen. Freilich sind das Probleme von gestern, entstanden durch die gestörten Lieferketten. Mittlerweile trägt auch diese Branche ein grünes Vorzeichen – obwohl China heute früh von einem Einbruch des Autoabsatzes um 37,9 Prozent im Januar berichtete. Dahinter stehen aber Sondereffekte: im Dezember lief die Förderung für Elektroautos aus und zudem hatte der Monat wegen des Neujahrsfestes 10 Arbeitstage weniger als der Dezember. Angeführt wird der STXE 600 erneut von den Energiewerten, als Subsektor fällt auch Clean Energy (NASDAQ:ICLN) heute positiv auf.
Zuvor hatte Asien/Pazifik lustlos performt. Der Hang Seng Tech Index legte nach seinem gestrigen Zwischensprint heute wieder den Rückwärtsgang ein, auch Chinas Festlandsbörsen gaben nach. Japans Börsen traten auf der Stelle, was bemerkenswert ist, denn mit Nintendo (TYO:7974) und Softbank (TYO:9434) ließen gleich zwei Technologieschwergewichte kräftig Federn.
Im APX verlieren italienische Staatsanleihen wegen des anhaltenden Zinsanstiegs heute 2 Punkte.