Gestern wurden die Börsen von zwei Seiten stimuliert. Ein Kaufargument war der deutliche Rückgang der Energiepreise. Der Respekt vor geplanten Handelsregulierungen ist anscheinend gehörig, was sich bei den Gas Futures erneut bemerkbar machte. Der Dutch TTF brach um 13% ein und steht aktuell 42% unter dem Hoch vom 26. August. Dieser Rückgang half insbesondere den Energie hungrigen Industrietiteln des DAX. Die schleppend verlaufende Konjunktur in China inklusive verlängertem Lockdown setzte neben den Industrierohstoffen auch dem Ölpreis zu: die Erwartungen bezüglich der globalen Nachfrage gehen zurück. Auch das stimulierte die Kurse – mit Ausnahme der Bergbau- und Ölwerte (NYSE:XLE). Den zweiten Kurstreiber stellte die FED. Das Beige Book berichtet über eine nahezu unverändert stabile Wirtschaftslage in den USA, jedoch beginne der Preisanstieg und der Konjunkturausblick abzuflachen. Zwar äußerten sich wieder einige FED-Vertreter, zumeist genauso hawkish wie die der Vorredner der letzten Woche. Aber die Marktteilnehmer konzentrierten sich auf die Worte von Lael Brainard. Die FED-Vizechefin sagte, dass die US-Notenbank schon aufpasse, nicht zu weit zu gehen. Ab einem bestimmten Punkt des Zinserhöhungszyklus entständen Risiken auf beide Seiten. Das Tempo der globalen Zinsanpassungen sei beachtlich und es müsse darauf geachtet werden, welche Effekte dies habe. Schärfere Kreditkonditionen hätten Auswirkungen auf die Nachfrage und ein übermäßiges Straffen würde deshalb Risiken in sich bergen. Das klang ungewohnt milde, worauf sich Renditen und US-Dollar leicht setzten. Davon profitierten vor allem die Wachstumswerte und Gold. Heute wird sich Jerome Powell äußern. Es wird penibel darauf geachtet werden, ob er Brainards Worte wieder entkräftet oder diese neue verbale Tendenz unterstützt. Euroland steht im Schatten der heutigen EZB-Sitzung. Genauso wichtig wie der Zinsschritt - erwartet wird +0,75% - wird das, was in der anschließenden PK gesagt werden wird. In der Pazifikregion profitierte der S&P/ASX-200 von Aussagen des australischen Notenbankchefs Philip Lowe, dass evtl. das Tempo der Zinserhöhungen ab jetzt gedrosselt werden könne. Sehr fest schlossen Topix und Nikkei. Die beiden japanischen Indizes legten 2% zu, das von uns favorisierte Land verzeichnet in zweiter Lesung für Q2 ein annualisiertes BIP-Wachstum von 3,5%, viel besser also als die zunächst gemeldeten 2,2%. Sowohl Konsum- als auch Investitionstätigkeit legten zu. Japan ist begünstigt von relativ niedriger Inflation, weiterhin ultraniedrigen Zinsen und einem extrem wettbewerbsfähigen Yen. Ansonsten war der Kursverlauf in der Region schleppend, unter Druck standen Ölwerte wegen des anhaltenden Kurseinbruchs des schwarzen Goldes. Zur Stunde stabilisiert sich der Preis jedoch leicht: die staatliche Energieagentur der USA geht davon aus, dass sich die Nachfrage vor allem in Europa beleben würde, da hierzulande vermutlich im Winter verstärkt von Gas auf Öl ausgewichen werde. Auch, dass Putin mit einem völligen Lieferstopp für Öl und Gas droht, sollte Europa einen Preisdeckel für russisches Öl einführen, stützt den Kurs ein wenig. Nikkei und sinkende US-Vola bringen dem apano-Stimmungsindex heute +3 Punkte. Mit dem apano-Stimmungsindex berechnet apano Investments seit 2012 täglich die globale Marktstimmung und steuert damit u.a. die hauseigenen Investmentfonds „apano HI Strategie 1“ und „apano Global Systematik“.