Die Zahlen zu den US-Verbraucherpreisen wurden zunächst negativ aufgenommen. Denn zwar fiel der Anstieg wie erwartet mit +0,2% moderat aus, jedoch wies die Kernrate – also ex Energie und Nahrungsmittel – eine leichte Beschleunigung auf. Das bedeutet, ohne die stark gefallenen Energiepreise (Öl) wäre der Preisauftrieb für die US-Haushalte höher ausgefallen. Insbesondere die Kosten für Wohnen entwickeln sich unerfreulich. Die Daten machen einen großen Zinsschritt der Fed unwahrscheinlich, sind jedoch gut genug, um eine 0,25%-Senkung nächste Woche zu gewährleisten. Der S&P 500 sackte zunächst ab, wobei massive Verkäufe in den defensiven Sektoren wie z.B. Low Vola und Nahrungsmitteln sowie bei Financials und Industrials und im Bereich der Nebenwerte auffielen. Jedoch setzten auf der Gegenseite die Tech-Titans und insbesondere die Halbleiterwerte im weiteren Handelsverlauf zum ganz großen Sprung an. Dies befeuerte via Nasdaq-Komponenten den S&P 500, der deshalb eine scharfe Kehrtwende vollzog und auf Tageshoch schloss. Die Initialzündung der Techrallye schien von Nvidia (NASDAQ:NVDA) auszugehen, denn das Ultraschwergewicht legte gestern 8,2% zu. Es kann sein, dass der Auslöser eine Veranstaltung von Goldman Sachs (NYSE:GS) war, auf der sich Nvidia-Chef Jensen Huang äußerst positiv zu den Zukunftsaussichten von Künstlicher Intelligenz äußerte, besonders wegen der hohen Potenziale zur Produktivitätssteigerung für die Wirtschaft durch KI-Anwendungen. Zudem schreibt Reuters, dass es laut eines Medien-Reports Überlegungen der US-Regierung gäbe, es dem Unternehmen zu erlauben, den Export fortschrittlicher Chips nach Saudi Arabien zu erlauben.
Im Sog dieser Entwicklung legten heute früh insbesondere die Tech-sensiblen Indizes von Japan, Südkorea und Taiwan zu. Naoki Tamura nannte heute früh als erster BoJ-Repräsentant eine klare Zielmarke für die Zinspolitik der japanischen Notenbank. Der neutrale Zinssatz läge bei mindestens 1% und sollte spätestens in der zweiten Hälfte des kommenden Fiskaljahres erreicht werden, also im Herbst 2025. Der Weg dorthin könne langsam, in kleinen Schritten erfolgen. Zudem sagte er, die Chancen, dass Japan das 2%-Inflationsziel erreiche, ständen gut. Der Yen reagiert kaum auf diese Aussagen. Aktuell liegt Japans Leitzins bei 0,25%. Gegen den regionalen Trend notierten Chinas Festlandbörsen schwächer.
Die Futures auf Öl ziehen weiter an, was unverändert damit zusammenhängt, dass Hurrikan Francine einen längeren Shutdown von Teilen der US-Ölproduktion nach sich ziehen könne.
Auch Europas Börsen starten schwungvoll in den Tag, die US-Rallye hatte erst nach Xetra-Schluss Fahrt aufgenommen. Stark gefragt auch hier Technologiewerte, zudem aber auch Basisrohstoffe. Gegen den Trend schwächer der defensive Sektor Nahrungsmittel. Nachher relevant wird die PK im Anschluss an die heutige EZB-Sitzung. Eine Senkung der Zinsen um 0,25% auf 3,5% für den Hauptzinssatz gilt als sicher und ist eingepreist. Wichtiger wird daher der Ausblick auf Inflation und Konjunktur. Es kann erwartet werden, dass Christine Lagarde weitere vorsichtige Zinsschritte verbal vorbereitet, ohne jedoch auf den Disclaimer zu verzichten, auf die Notwendigkeit der Bewertung der jeweiligen Datenlage hinzuweisen. Sorgen bereitet der EZB der weiterhin hohe Preisanstieg im Dienstleistungsbereich, der durch die hohen Lohnabschlüsse zusätzlich angeheizt wurde. Wegen der unbefriedigenden konjunkturellen Entwicklung in der Eurozone wird jedoch zumindest noch ein weiterer 0,25%-Schritt, wohl in der Dezembersitzung, für 2024 erwartet. Diese Trippelschritte mit je -0,25% pro Quartal werden vermutlich 2025 fortgesetzt, bis 2,5% erreicht werden. Das ist das Niveau, das von vielen Analysten als neutral – also weder stimulierend noch bremsend - für die Konjunktur der Eurozone angesehen wird.
Zudem werden heute neue US-Daten zum Arbeitsmarkt und dem Produzentenpreisindex große Beachtung finden. APX: Dt. Staatsanleihen -2, Kupfer +4, DAX +2, STXE 600 NR +2.