Unter Führung der Technologiewerte schüttelten die US-Indizes am Freitag die Verluste vom Vortag ab. Hilfreich dabei war, dass die Renditen nach ihrem kräftigen Anstieg vom Donnerstag wieder leicht zurück kamen. Aber Achtung: da hat nun ein Tauziehen begonnen. Keine Seite scheint momentan über genügend Kraft zu besitzen, um einen neuen Trend auszulösen. Das „higher for longer“- Mantra der FED zieht einen unteren Boden ein – denn solange deshalb die Verzinsung der Kurzläufer bei nahe 5,50% liegt, werden die für die Wirtschaft wichtigen Langläufer sicher nicht wesentlich unter 4,50% fallen. Andererseits scheint die Inflation ihren Hochpunkt überwunden zu haben, kaum jemand glaubt ernsthaft daran, dass die US-Notenbank die Zinsen weiter nach oben schraubt.
Die Investoren werden sich deshalb für ihre taktische Positionierung nach anderen Entscheidungshilfen umschauen müssen. Aktuell dürften diese Woche zwei Impulsgeber relevant werden: das Treffen von Joe Biden und Xi Jinping im Rahmen des APEC-Gipfels und die weitere Entwicklung rum um das Thema der US-Staatsfinanzierung und dem nach dem 18. November wieder einmal drohenden Shutdown der Regierungsgeschäfte. Brisant hieran ist, dass u.U. die USA Gefahr läuft, ihr Top-Rating zu verlieren.
Dies würde ceteris paribus höhere Zinsen nach sich ziehen. Hintergrund: die Ratingagentur Moody`s hat am Freitag entschieden, ihren Ausblick von stabil auf negativ zu senken in Anbetracht der Risiken bezüglich der fiskalischen Stärke der USA. Sie mahnt an, dass der Staat vor dem Hintergrund der massiv gestiegenen Zinsen entweder seine Ausgaben senken oder seine Einnahmen erhöhen müsste. Zudem moniert Moody`s die tiefe Zerrissenheit zwischen Demokraten und Republikanern, was perspektivisch die Gefahr berge, keine Einigung zu erzielen im notwendigen Bestreben, die überbordenden Staatsschulden zu senken. Nachdem S&P und Fitch den USA bereits das Top-Rating entzogen haben, hält nur noch Moody`s dieses aufrecht. Dieser Warnschuss von Moody`s war der Grund, warum der US-Anleihemarkt im Freitagschlussgeschäft die zuvor gesehenen Tagesgewinne wieder abgab.
In Fernost notierten Chinas Börsen heute früh freundlich. Der Hang Seng Tech Index erholte sich insbesondere gegen Handelsschluss deutlich von seinem 3,5%igen Kurseinbruch vom Freitag. Ihm fehlt jetzt noch ca. 1%, um das Gap (NYSE:GPS) zum Donnerstag wieder zu schließen. Nikkei und Topix schlossen kaum verändert. Die Großhandelspreise sind in Japan im Oktober um 0,8% im Jahresvergleich gestiegen. Prognostiziert waren +0,9%. Laut Analysten weckt der niedrigste Anstieg seit Feb 2021 Zweifel daran, ob der erfolgte Anstieg der Löhne und Gehälter in Japan einen nennenswerten Anstieg der Verbraucherpreise auslösen wird. Damit lösen sich jüngste Zinsstraffungsängste wieder auf und der Yen verliert erneut zum Euro. In Sydney lösten falkenhafte Worte der australischen Notenbank frische Zinsängste aus, der S&P/ASX 200 gab um 0,4% nach.
Europa startet freundlich in die Woche. Im STXE 600 legen nach den ersten beiden Handelsstunde alle Sektor-Indizes mit Ausnahme von „Nahrung & Getränke“ zu. EZB-Vize Luis de Guindos sagte heute früh auf der Frankfurt Euro Finance Week, dass in der Eurozone ein temporärer Wiederanstieg der Inflation zu erwarten sei wegen des Wegfalls von Basiseffekten. Zudem ginge die EZB davon aus, dass sowohl das produzierende als auch das verarbeitende Gewerbe weiterhin schwächeln würden. Die angespannten Finanzierungsbedingungen würden Investitionen als auch Verbraucherausgaben belasten. Jedoch strahlte de Guindos Zuversicht für die mittelfristigen Perspektiven aus. Die Inflation werde weiter zurück gehen und die gestiegenen Realeinkommen würden der Konjunktur ebenso helfen wie die wieder anziehende globale Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen aus dem Euroraum.
Im APX gewinnt der S&P 500 drei Punkte.
Im APX gewinnt der S&P 500 drei Punkte.