Die europäischen Börsen starten nach dem großen Verfalltermin freundlich in die Woche. Hilfreich dabei sind etwas höhere US-Futures, die Vorgaben aus Asien hingegen waren negativ. Hier belastete der Einbruch des chinesischen Business Confidence Index auf den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2013. Die Befragung war laut Reuters unter den Einkaufsmagern von 2300 Unternehmen zwischen dem 1.-16. Dezember durchgeführt worden. Hauptgrund für den Rückgang des Index von 51,8 auf 48,1 sei die Furcht vor einem grassierenden Anstieg an Covid-Erkrankungen nach den Lockerungsmaßnahmen durch die Regierung. Die extreme Angst der Bevölkerung vor einer Ansteckung führt zu einem Einbruch der Outdoor-Aktivitäten. Zwar gilt Asien in einer von Bloomberg durchgeführten Befragung der Analysten von Großbanken als regionaler Favorit für 2023, wobei im Durchschnitt ein Anstieg um 9% erwartet wird. Ein Katalysator ist, dass China mit der Lockerung der Covid-Beschränkungen wieder investierbar sei. Von dieser Aufbruchsstimmung war heute jedoch nichts zu spüren, der Shanghai Composite Index sackte um 1,9% ab, auch Nikkei und Hang Seng gaben nach.
Nach Berechnungen von Bloomberg werden global bis zum Jahresende Rebalancierungen im Umfang von ca. 100 Mrd USD aus Aktien in Anleihen anfallen von Managern, die mit Balanced Portfolios arbeiten. Das hängt damit zusammen, dass Aktien in diesem Quartal besser performt hatten als Anleihen. JPMorgan (NYSE:JPM) schätzt, dass etwa ein Drittel dieses Umtausches bereits abgewickelt ist. Perspektivisch sind die Aussichten für Anleihen - zumindest die aus dem Euroraum - nicht rosig. Die Ankündigung der EZB, die Zinsen am kurzen Ende auf ca. 3,30% zu erhöhen, ist bei den langlaufenden Anleihen noch nicht eingepreist. Die Rendite der Benchmark – 10jährige deutsche Staatsanleihen – dürfte dem entsprechend wohl auf mindestens 2,50% steigen ggü. 2,20 aktuell. Das wiederum erhöht den Druck auf die Anleihen der anderen Emittenten des Euroraums.. Im besonderen Sog steht das hoch verschuldete Italien. Das Land hatte von den ultraniedrigen Zinsen und den Anleihenkäufen der EZB besonders profitiert. Mittlerweile beträgt das Gap (NYSE:GPS) zwischen den deutschen und italienischen 10y-Bonds wieder 2,2%. Um das Fragmentierungsrisiko einzuzäunen, muss die EZB deshalb wohl weiterhin ihr Transmissions-Instrument (TPI) aktiv einsetzen, um diese Differenz nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Zudem plant sie, ab dem 3. Quartal, ihre Bilanz aggressiver zu kürzen – in Q2 wird sie mit 15 Mrd Euro monatlich beginnen, konkret: in diesem Umfang fällig werdende Anleihen nicht mehr durch Neukäufe ersetzen. Das fällt zusammen mit den Plänen der wohlhabenderen Euro-Staaten, ihre Bürger bei den Folgen der gestiegenen Lebenshaltungskosten zu unterstützen – finanziert durch Herausgabe neuer Staatsanleihen.
Der APX verliert aktuell 5 Punkte wegen China und dem zuletzt schwächeren Kupferpreis. Nur aufgrund der höheren S&P 500 Futures / besseren Nachbörse in Tokio kann ein deutlicher weiterer Punkteeinbruch momentan verhindert werden.