Der Freitag steht an den europäischen Börsen ganz im Zeichen des so genannten großen Hexensabbats. Am Mittag laufen die Juni-Optionen und -Futures auf den Euro-Stoxx-50 und den DAX aus, am Abend die Optionen auf die Einzelwerte. Die europäischen Aktien notieren heute etwas schwächer im Rahmen der gestrigen Handelsspane, während die asiatischen Aktien nachgaben, da die weltweite, vom Technologiesektor getragene Rallye Ermüdungserscheinungen zeigte und neue Impulse für die chinesische Wirtschaft ausblieben. Die US-Aktienfutures zeigten sich wenig verändert, da sich die Händler auf den dreifachen Verfallstag von Derivaten vorbereiteten, der ein hohes Handelsvolumen generieren dürfte. Neue fundamentale Impulse könnten heute Nachmittag die erste Veröffentlichung des US-Einkaufsmanagerindexes für das verarbeitende Gewerbe für Juni und Daten vom US-Immobilienmarkt liefern.
Nach einer überwiegend leichteren Tendenz an der Wall Street gaben die ostasiatischen Aktienmärkte nach. Am besten hielt sich der Nikkei-Index in Tokio. Er erhält Unterstützung vom nachgebenden Yen, was der Exportindustrie des Landes zugutekommt. Neue Preisdaten aus Japan fielen gemischt aus. Die Kernrate sank im Jahresvergleich auf 2,5 Prozent. Erwartet wurden 2,6 Prozent. Die Gesamtinflation stieg hingegen von 2,5 auf 2,8 Prozent, was den eingeschlagenen geldpolitischen Straffungspfad der japanischen Notenbank untermauern dürfte. In Hongkong und China enttäuschte, dass auf dem jüngsten Lujiazui-Finanzgipfel in Shanghai keine Konjunkturmaßnahmen angekündigt wurden. Neue Hinweise werden nun erst von der Sitzung des Politbüros im Juli erwartet.
Die europäischen Aktien schlossen gestern im Plus, wobei die Technologie-, Immobilien- und Bergbausektoren die Gewinne anführten. Die Schweizer Leitindizes stiegen nach der zweiten Zinssenkung der SNB in diesem Jahr, während der FTSE 100 ebenfalls zulegte, nachdem die britische Zentralbank angedeutet hatte, dass weitere Zinssenkungen bevorstehen könnten. Die bereits zweite Zinssenkung in der Schweiz sollte auch vor dem Hintergrund des starken Schweizer Franken gesehen werden. In diesem Monat haben die Europawahlen den Anlegern einen noch wichtigeren Grund gegeben, Sicherheit in der Schweiz zu suchen. Vor dieser zweiten Senkung war der Franken stärker als vor der ersten. Die Schweizer Nationalbank möchte einen zu starken Franken vermeiden.
Einen weiteren Schub erhielten die europäischen Indizes gestern am Nachmittag möglicherweise durch die Veröffentlichung eines überraschend mäßigen Verbrauchervertrauens in Europa, was Zinssenkungserwartungen weiter anfachte. Der endgültige Wert für das Verbrauchervertrauen im Juni wird in der kommenden Woche veröffentlicht.
In den USA hingegen mussten die bisherigen Favoriten unter den Chipherstellern ohne erkennbare Nachrichten deutliche Rückschläge hinnehmen. ARM verlor rund acht Prozent, Micron (NASDAQ:MU) sechs Prozent und Nvidia (NASDAQ:NVDA) über drei Prozent. Diese oberflächliche Betrachtung täuscht jedoch darüber hinweg, dass gut 60 Prozent der S&P500-Werte den Tag im Plus beendeten. Möglicherweise deutet sich hier eine Titelrotation an. Während beispielsweise der Chipentwickler Jabil (minus elf Prozent) vor einer schwachen Nachfrage aus der Automobilindustrie aufgrund eines Überangebots an Elektroautos warnte, berichtete der IT-Dienstleister Accenture (plus sieben Prozent) von einem starken Auftragseingang. Hier scheint der KI-Boom nun auch in der IT-Beratungsbranche angekommen zu sein.
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