Das gestern Abend veröffentlichte Protokoll der letzten FED-Sitzung (31. Jan – 1.Feb) offenbarte, dass die Überzeugung, dass die Inflation unter Kontrolle ist, bei den Gouverneuren der US-Notenbank noch nicht sonderlich ausgeprägt ist. Es hat eher den Anschein, dass die FED das Tempo heraus genommen hat, um der Wirtschaft etwas Zeit zu schenken, sich an die neue Faktenlage anzupassen. Besonders große Sorgen macht der leergefegte Arbeitsmarkt. Daraus resultieren Befürchtungen, dass über höhere Löhne wiederum die Preise befeuert werden. Freilich wurde ausdrücklich begrüßt, dass sich die Preisdaten in den drei Monaten, die der Sitzung vorausgingen, kontinuierlich verbessert haben. Aufgrund des immer noch viel zu hohen Niveaus seien aber wohl weiter anhaltende Zinserhöhungen („ongoing rate hikes“) notwendig. Ohne es zu quantifizieren, besagt der Report, dass „einige“ Mitglieder lieber eine 0,5%-Zinserhöhung gesehen hätten. Was die Konjunkturaussichten betrifft, waren die Teilnehmer unterschiedlicher Meinung: „mehrere“ sehen ein erhöhtes Rezessionsrisiko, „einige“ gehen davon aus, dass eine sanfte Landung oberhalb der wirtschaftlichen Kontraktion gelingt. Da der Bericht wenig Sensationelles enthielt, fiel die anschließende Reaktion an den US-Börsen (ETR:SXR4) moderat aus.
Die Renditen der 1y-US Staatsanleihen stehen aktuell bei 5,08%, was ein neues Hoch ist. Die 10y-Trendsetter werfen zur Stunde 3,92% ab, marginal tiefer als im gestrigen Hoch. Die Nagelprobe kommt morgen Mittag mit der Veröffentlichung des PCE-Index. Für den Moment genießen die Börsen die hervorragenden Zahlen von Nvidia (NASDAQ:NVDA). Das Tech-Schwergewicht legt um 8,5% zu und stimuliert damit die Futures von Nasdaq 100 und S&P 500. Insbesondere der Bereich Data Business - der Grafikprozessoren für den aufblühenden Boom um Artificial Intelligence (AI) beinhaltet – wuchs erfreulich, aber auch im schwierigen PC-Markt konnte sich das Unternehmen mit seinen Chips gut behaupten. Die Umsätze im Gaming-Sektor fielen wie erwartet und angekündigt deutlich zurück. Einen dreistelligen Umsatzanstieg verzeichnete das Unternehmen im Automobilgeschäft.
Von Nvidias Zahlenwerk profitieren auch in Europa heute die Technologiewerte, insbesondere die Chipwerte ASML (AS:ASML) und Infineon (ETR:IFXGn). Der globale VanEck Semiconductor-ETF – der auch Bestandteil im apano Global Systematik ist - zieht um 2,5% an. Daneben ziehen die Sektoren Automobile (hier stimuliert weiterhin der optimistische Ausblick von Mercedes (ETR:MBGn)) und Einzelhandel (u.a. mehrere Kaufempfehlungen für Zalando (ETR:ZALG)) um jeweils 1% an. An der Spitze im STXE 600 stehen Rolls Royce (LON:RR), nachdem der Triebwerkshersteller eine Rückkehr in die Gewinnzone avisiert hat. Von der Zusammensetzung der aktuellen Börsenlieblinge profitiert insbesondere der DAX, der sich jedoch bereits schon gestern Nachmittag wieder über die 20-Tagelinie geschwungen hat (+2 Punkte im APX). Gegen den Trend schwach Münchner Rück, wo die Schaden-Kosten-Quote ebenso enttäuscht wie das schwache Anlageergebnis. Der anhaltend feste US-Dollar setzt den Rohstoffen weiterhin zu, weshalb Basic Resources Europas Indizes etwas abbremsen. Auch defensive Sektoren sind zur Stunde nicht gefragt. Da gleich noch Inflationsdaten für die Eurozone (erwartet +5,2% im Jahresvergleich in der Kernrate) und der neue US-Arbeitsmarktbericht anstehen und sich darüber hinaus der FED-„Falke“ Bostic wieder öffentlich äußern wird, können die Karten im Tagesverlauf aber noch neu gemischt werden.
In Fernost hat der KOSPI heute früh deutlich zugelegt, was u.a. an Samsung (F:SAMEq) Electronic lag. Auch der Hang Seng Tech Index zog an, jedoch nicht auf breiter Front. Chinas Börsen traten auf der Stelle. Japan blieb wegen eines Feiertags geschlossen. Der APX gewinnt 4 Punkte: +2 vom DAX und +2 von den wieder gesunkenen Volatilitäten.