Das Fed-Protokoll setzte keine neuen Akzente. Das wurde dadurch offensichtlich, dass Aktien- und Anleihemärkte kaum reagierten, lediglich der US-Dollar legte leicht zu. Nvidia (NASDAQ:NVDA) hingegen konnte die hochgesteckten Erwartungen sogar übertreffen. Die Aktie notiert vorbörslich 6% höher und stimuliert global die Technologieaktien, die damit wieder einmal die Marktführerschaft übernehmen.
Recht deutlich reagierte der Nikkei 225, dem es mit einem Anstieg von 1,3% erstmals seit Anfang April gelang, sowohl oberhalb des 50- als auch des 20-Tagesdurchschnittskurses zu schließen. Das kann neben Nvidia auch an dem Bekenntnis der BoJ liegen, weiterhin am japanischen Anleihemarkt als Käufer aufzutreten. Diese Aussage ist wichtig, denn heute früh haben 10y Regierungsanleihen den Rubikon überschritten: erstmals seit 2012 rentieren sie oberhalb der 1%-Marke. Diese wiederum gilt als lockere Obergrenze des Toleranzbandes der japanischen Notenbank. Außerdem vermeldete Japans verarbeitendes Gewerbe erstmals seit einem Jahr wieder Expansion: der Einkaufsmanagerindex stieg im Mai auf 50,5. Auch die Gesamtaktivität der japanischen Wirtschaft beschleunigte sich weiter: der Business Acitivity Index kletterte von 52,3 auf 52,4. Nach mehreren schwachen Konjunkturdaten in Folge also mal wieder ein Lebenszeichen aus Nippon. Während aber beflügelt von Nvidia z.B. Taiwan Semiconductors um 1,3% auf ein neues Allzeithoch anstieg und SK Hynix in Seoul um 3,2% kletterte, koppelte sich der Hang Seng Tech Index von dieser Entwicklung ab und sackte um 2,6% ab. Auch Festlandchina gab heute mit -1% deutlicher nach. Hintergrund könnten Abgaben von ausländischen Investoren sein wegen neuer chinesischer Drohungen gegen Taiwan.
An Europas Börsen führen Techwerte die Branchen an, das Schwergewicht ASML (AS:ASML) legt um 3,4% zu. Auch SAP (ETR:SAPG) und Infineon (ETR:IFXGn) performen solide. Ansonsten präsentieren sich auch Healthcare und Industrials freundlich. Fast alle Sektoren notieren jedoch lediglich um die Nulllinie, trotz guter US-Futures. Hierbei ist aber natürlich zu beachten, dass dies fast ausschließlich auf die Nasdaq-Vorgaben zurückzuführen ist. Die Erwartung, dass die Fed die Zinszügel länger straff hält, lastet auf den Rohstoffpreisen. Nach deren Rekordjagd setzt sich dort heute der Rücksetzer fort, was die Sektoren Basic Resources, Chemie und Energie ausbremst. Massiv unter Druck stehen die Versorger (NYSE:XLU), dort sorgt das Schwergewicht National Grid (LON:NG) für Verstimmung. Mit -9% liegt das britische Energieversorgungsunternehmen am Ende des STXE 50. Es waren aber nicht die Quartalszahlen, die den Markt verschreckten – diese waren ganz ordentlich – sondern die Ankündigung eines massiven Investitionsprogramms über 60 Mrd Pfund, das zum Teil über eine Kapitalerhöhung um 7 Mrd Pfund finanziert werden soll. Auch Nestlé (SIX:NESN) gehört zu den größeren Verlierern: JPMorgan (NYSE:JPM) hat das Unternehmen von „Übergewichten“ auf „Neutral“ herabgestuft und das Kursziel gesenkt. Die großen Ausreißer nach beiden Seiten glätten die Performance und halten den STXE 50 auf nur wenig verändertem Niveau: aktuell +0,36%. Neben National Grid belasten aus UK heute auch die Einkaufsmanagerindizes: der Composite Index ist im Mai mit 52,8 deutlich schwächer ausgefallen als mit 53,9 prognostiziert. Das lag am Service-Sektor, das verarbeitende Gewerbe hat die Erwartungen übertroffen. In der Eurozone hingegen verstärken sich die Wachstumssignale: der Composite stieg in der ersten Schätzung auf 52,3 (Prognose war 51,8, April 51,7). Service lag unverändert bei 53,3 und damit marginal unter den Schatzungen. Das verarbeitende Gewerbe ist weiterhin kontraktiv, legte aber deutlich stärker als mit 46,1 erwartet auf 47,4 zu. Der April lag bei 45,7.
Im APX gewinnen 10y US-Staatsanleihen einen, der Nikkei zwei Punkte. Shanghai Composite: -1.