Am Freitag habe ich hier geschrieben, dass für den ausgeprägten Schwächeanfall der europäischen Börsen keine konkreten Gründe auszumachen sind. Nachdem nun über das Wochenende neue Hiobsbotschaften aus der Finanzbranche ausgeblieben sind, wurden mit den heutigen Eröffnungskursen die Verluste wieder komplett aufgeholt: der STXE 600 stand kurz nach 09:00h exakt wieder da, wo er am Donnerstag geschlosssen hatte. An die Spitze des STEX 50 setzt sich heute Novartis (SIX:NOVN). Dazu heißt es, dass die Studie zu einem neuen Brustkrebsmedikament evtl. vorzeitig beendet werden könne, da die Wirksamkeit bereits bewiesen sei. Stützend auf die Aktien des Finanzsektors wirkt, dass die Nr. 30 der US-Banken, First Citizen, alle Kredite und Einlagen der SVB erworben hat.
Dass Janet Yellen am Freitag ein Treffen des Financal Stability Oversight Council organisiert hatte, wurde bereits an den US-Börsen (ETR:SXR4) begrüßt. Diesem Gremium gehören u.a. die Spitzen der Notenbank und der Nationalen Einlagensicherungsbehörde (FDIC) an. Denn damit wurde demonstriert, dass nach konstruktiven und schnellen Lösungen gesucht wird. Die Banktitel konnten sich im Sitzungsverlauf deutlich erholen. Freilich stand das jüngste Sorgenkind, die First Republic Bank (NYSE:FRC), weiter unter Abgabedruck. Trotzdem zeigen sich die Investoren noch nicht völlig beruhigt. Ein Beobachter bringt es auf den Punkt: ein Grund der Verunsicherung sei, dass weiterhin nicht alle Einlagen sicher sind. Wenn die Märkte beruhigt werden sollen, warum würde dann nicht „einfach“ eine generelle Garantie ausgesprochen? Um volle Glaubwürdigleit zu erlangen, müssten sich dazu sowohl FED als auch FDIC und zumindest einige Republikaner im Kongress öffentlich bereit erklären.
Schlechte Nachrichten kommen aus China: die Gewinne der Industrie sind in den ersten beiden Monaten um 22,9% ggü. dem Vorjahr gesunken. Sowohl extrem gestiegene Beschaffungskosten als auch schleppende Nachfrage setzten den Firmen zu. Unternehmen im Privatbesitz wie auch Staatsbetriebe waren gleichermaßen betroffen. Besonders unter Druck standen jedoch ausländische Firmen, deren Profite um 35,7% kollabierten. Die Nachricht löst neue Bedenken bezüglich der Nachfrage nach Industrierohstoffen aus und setzt dem entsprechend heute früh in Europa die Bergbauwerte unter Druck. Auch die Energiewerte (NYSE:XLE) kommen - wohl aus dem gleichen Gund - deutlich von ihren Eröffnungshochs zurück. Ein wesentlicher Teil des Gewinneinbruchs ist der chinesishen Autoindustrie zuzuschreiben: dort belasten anhaltende Preiskämpfe und das Ende der staatlichen Kaufanreize für E-Autos. Innerhalb der Industriesektoren litten besonders die Hersteller von Computern und anderer elektronicher Ausrüstung, die Profite des Subsektors brachen um 77% ein. In Hongkong gaben Hang Seng (-1,1%) und Hang Seng Tech Index (-2,9%) deutlich nach. Hier belastete u.a., dass Baidu (NASDAQ:BIDU) eine Präsentation des ChatGPT Ernie verschoben hatte. Auch die Q4-Zahlen des Online-Lieferdienstes und Einzelhändlers Meituan enttäuschten. Erneut stabil hingegen präsentierte sich Japan, der Nikkei legte 0,3% zu.
Im APX bringt die Entspannung bei Volas und Creditspreads +5 Punkte. EM-Aktien und Shanghai Compsite Index kosten 2 Punkte. Die kräftige Erholung des S&P 500 steuert +9 Punkte bei.