Die Fernostbörsen zeigten sich heute wenig verändert. Hongkong fiel mit -1,3% aus dem Rahmen, der Tech-Subindex verlor 1,8%. Das hängt mit der gestern angesprochenen Befürchtung zusammen, dass die US-Regierung ein komplettes Verbot von US-Exporten KI-tauglicher Chips nach China erwäge. Das könnte auch diejenigen Halbleiter betreffen, die in leicht abgespeckter Version die bislang bereits bestehenden Beschränkungen umgehen durften. Der WSJ-Report hatte gestern bereits die Kurse der China Techs in Europa und den USA belastet, insofern folgt der Rückgang heute früh lediglich dieser Entwicklung. Der Kurs von Nvidia (NASDAQ:NVDA) fiel nicht so stark, wie es zur Handelseröffnung aussah. Jedoch steht hier die Nagelprobe noch aus: zum Halbjahresultimo wollen die Professionellen Investoren ausweisen, dass sie die Kursrakete im Portfolio haben. Das gilt auch für die anderen Megacaps: Microsoft (NASDAQ:MSFT), Apple (NASDAQ:AAPL), Amazon (NASDAQ:AMZN), Meta (NASDAQ:META), Alphabet (NASDAQ:GOOGL) und Tesla (NASDAQ:TSLA). Diese glorreichen Sieben haben zwischen 36 und unglaublichen 180 Prozent zugelegt seit Jahresanfang und damit dem ansonsten eher verhaltenen US-Aktienmarkt zu einem nennenswerten Anstieg verholfen: der S&P 500 legte 14% zu. Die wahre Tendenz zeigt der gleichgewichtete Index, dieser kletterte um moderate 5%, Dow Jones und Russell um 3 bzw. 6%. Unter Ausklammerung des Technologiesektors hätte das 1. Halbjahr 2023 in den USA wahrscheinlich eine negative Wertentwicklung erzielt. Insofern wird es nun darauf ankommen, ob sich die Anleger zum Beginn des zweiten Halbjahres neu positionieren werden.
Jerome Powell hat sich gestern auf dem Notenbanker-Symposium in Portugal weder für noch gegen eine weitere Zinsanhebung ausgesprochen. Die FED achtet neben den nackten Inflationsdaten nun verstärkt auf den Output – also die bereits spürbaren Auswirkungen der zurück liegenden Straffungen, damit die Risiken nicht aus der Balance geraten. Besonders wichtig sei der Arbeitsmarkt und die damit verbundene Entwicklung der Personalkosten. Deshalb wird es heute Nachmittag spannend und evtl. Markt bewegend, weil neue Zahlen zum US-Arbeitsmarkt veröffentlicht werden.
Zuvor hatte sich Christine Lagarde geäußert. Eine Anhebung im Juli hat sie als wahrscheinlich bezeichnet, was ja auch Marktkonsens ist. Für mich etwas überraschend hat sie dies für den September aber als noch nicht gesetzt bezeichnet, das hinge vom bis dahin herein kommenden Datenkranz ab. In den letzten Wochen war von der EZB überwiegend zu hören, dass noch „einige“ Zinsschritte erforderlich seien. Insoweit kann Lagardes Rede als leichtes Zurückrudern verstanden werden. Freilich hat auf der gleichen Konferenz EZB-Chefökonom Philip Lane die Markteilnehmer davor gewarnt, Zinssenkungen innerhalb der nächsten beiden Jahre in ihre Erwartungen einzupreisen.
Die Inflationsdaten aus Deutschland sind von einem Basiseffekt belastet, denn im Juni 2022 kam das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt. Im Durchschnitt für alle Bundesländer wird mit +6,3% im Vorjahresvergleich bzw. +0,2% ggü. Mai gerechnet. Von Unternehmensseite gibt es in Europa positive Nachrichten von Renault (EPA:RENA) und H&M (ST:HMb). Beide berichten von guter Nachfrage und geben einen zuversichtlichen Ausblick. Der Automobilkonzern steigt um 6%, die schwedische Modekette sogar um 10%. Insgesamt zeigt sich der STXE 600 gut behauptet. Einzelhandel (Gebrauchsgüter), Automobile und Banken sind gesucht. Unter leichtem Druck Chemie und Versorger (NYSE:XLU).
Wir haben in den letzten beiden Tagen den Netto-Investitionsgrad im apano Global Systematik wieder erhöht, da unsere Stopp Loss Marken zurück erobert wurden. Wir arbeiten momentan mit Stopp Loss Limiten nahe der Marktpreise. Dieses manuelle Steuern ist notwendig, weil der systematische APX uns derzeit viel zu spät die entscheidende Risk off - Aufforderung liefern würde. Das hängt mit der hohen Aufwärtsdynamik der Aktienindizes zusammen, weshalb diese den eigentlich für uns relevanten „Rauchmeldern“ (z.B. 200 Tagelinie) zu weit enteilt sind. Live liegt der Fonds für den Juni bei ca. +1,6%.