Auch am Freitag dominierte an den internationalen Märkten die Aufholjagd der chinesischen Aktien. Dies setzt sich heute früh mit hoher Dynamik fort, es geht um weitere 7% nach oben. Wir haben heute früh beschlossen, nach den fulminanten Gewinn, den wir mit dem am letzten Dienstag aufgebauten China-Paket erzielt haben, nun den Profit einzustreichen. Denn ab morgen sind Chinas Börsen wegen der Golden Week für den Rest der Woche geschlossen und die jüngsten Daten zeigen, dass zumindest im Augenblick Chinas Wirtschaft weiterhin Probleme hat: der offizielle Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes weist zwar mit 49,8 einen etwas höheren Wert aus als prognostiziert, markiert damit aber trotzdem den fünften kontraktiven Monat in Folge. Der Caixin PMI, der von S&P Global getrackt wird, zeigt sogar eine Verschlechterung von 50,4 auf 49,3 auf. Erwartet war ein Anstieg auf 50,5. Das ist laut CNBC der schärfste Rückgang seit 14 Monaten. Die beschlossenen Maßnahmen der PBoC und des Politbüros sind massiv und sicher hilfreich, aber die Vorschusslorbeeren sind gewaltig: der Kursanstieg von 24% im Shanghai Composite – bzw. der Sprung vom Zweijahrestief auf (fast) Zweijahreshoch - innerhalb von 10 Tagen ist vielleicht ein wenig zu optimistisch.
Für Japans Indizes melden die Medien heute eine drastischen Kurseinbruch von 4,8% im Nikkei bzw. 3,5% im Topix. Dieser Rückgang fand jedoch „eigentlich“ bereits am Freitag offshore statt, ich hatte da im Blog ja bereits darüber geschrieben. Auslöser war die Wahl des neuen LDP-Vorsitzenden, der von den Börsianern offenbar als zu „falkenhaft“ eingeschätzt wird. Heute früh kamen gemischte Wirtschaftsdaten aus Japan: die Industrieproduktion ist im August ggü. dem Vorjahr um 4,4% gesunken. Jedoch sind die Einzelhandelsumsätze auf Jahresbasis um 2,8% geklettert, eine Reuters-Umfrage hatte lediglich +2,3% prognostiziert. Die ETFs auf Nikkei und Topix notieren heute früh stabil ggü. Xetraschluss vom Freitag.
Ansonsten zeigte sich im Pazifikraum Sydney freundlich und erklomm ein neues Allzeithoch. Auffallend hingegen in Seoul die Schwäche der Chiphersteller Samsung (F:SAMEq) und SK Hynix mit je ca. -5%. Auch Taiwan Semiconductors brach in ähnlicher Größenordnung ein.
Die US-Börsen (ETR:SXR4) taten sich auch am Freitag schwer. Für den September sieht es zwar danach aus, dass die drei großen Indizes Gewinne um die 1,5-2,5% erzielen werden, aber in der abgelaufenen Woche traten die Aktienmärkte tendenziell nur noch auf der Stelle. Momentan liegen die Futures 0,3% schwächer als am Xetraschluss vom Freitag. Auch von den Langläufern kommt keine Unterstützung: die Renditen der 10y ziehen erneut marginal an, auf aktuell 3,78%. Am Freitag hatten Kursverluste der beiden Superschwergewichte Amazon (NASDAQ:AMZN) und Nvidia (NASDAQ:NVDA) belastet, jedoch erstreckte sich die Lustlosigkeit auf nahezu alle Sektoren von Large bis Small Caps. Es scheint schlichtweg an frischen Impulsen zu mangeln.
Europas STXE 600 NR schloss am Freitag auf Allzeithoch, wozu insbesondere auch hier die Sonderfantasie „China“ maßgeblich beigetragen hatte: die beiden Sektoren Basisrohstoffe und Luxusgüter waren erneut stark gesucht gewesen. Heute früh fallen Europas Indizes jedoch um 0,8% zurück, mit fallender Tendenz. Ein wesentlicher Bremsklotz ist der Automobilsektor. Das Konglomerat Stellantis (NYSE:STLA) (u.a. Chrysler, Jeep und Maserati) warnt vor einem Umsatzeinbruch, zudem wird die Gewinnmage für 2024 nun zwischen 5,5-7% gesehen, bislang war diese zweistellig avisiert worden. Die ESX 50 - Komponente verliert 13%, der Autosektor nahezu 4%. Aktuell legt als einzige Branche nur noch er Sektor Basisrohstoffe zu, um marginale 0,1%. Dass Frankreich offenbar erwägt, die Körperschaftsteuer für die größten Unternehmen um 8,5 Prozentpunkte anzuheben, könnte der Grund sein, warum auch Vinci (EPA:SGEF), Saint Gobain (EPA:SGOB) und BNP Paribas (ETR:BNPP) im ESX 50 deutlich nachgeben.
In eigener Sache: der von uns betreute apano Global Systematik wird heute auf neuem Allzeithoch den Monat September abschließen.