Jerome Powell wiederholte bei seiner Anhörung auf Capitol Hill, dass die US-Notenbank noch nicht bereit ist, die Zinsen zu senken. Seine Aussagen lieferten jedoch einen Hinweis, ab wann die FED die Zügel lockert. Es scheint, dass sie nicht darauf wartet, bis sie die annualisierte 2,0% Preissteigerung im PCE-Index tatsächlich sieht, sondern sie könnte etwas früher agieren. Das bestärkt die Hoffnungen, dass es Ende Q2 soweit sein könnte. Die US-Börsen (ETR:SXR4) legten im Sitzungsverlauf zunächst deutlich zu, u.a. erreichte der Sektor Halbleiter ein neues Allzeithoch und auch Rohstoffe präsentierten sich freundlich. Im weiteren Verlauf des Handelstages kamen die Indizes jedoch von ihren Tageshochs deutlich zurück. Die drei in Ungnade gefallenen Megacaps Apple (NASDAQ:AAPL), Alphabet (NASDAQ:GOOGL) und Tesla (NASDAQ:TSLA) fielen erneut zurück. Zudem irritierten die Regionalbanken, wo Jerome Powell gewisse Risiken im Commercial Real Estate Sektor schlummern sieht. Konkret verunsicherte die geplante massive Kapitalerhöhung der New York Community Bancorp um 1 Mrd USD. Die Aktie brach zunächst um 40% ein, schloss nach mehreren Aussetzungen im Sitzungsverlauf zuletzt dann aber mit +7%. Da die Bank vor wenigen Tagen über Schwächen im internen Kreditkontrollsystem berichtet hatte, mutmaßten vielleicht einige Marktteilnehmer Übles. Freilich scheint die Kapitalerhöhung bereits in trockenen Tüchern, weil sich einige prominente Altinvestoren bereit erklärt haben, diese zu übernehmen. Trotzdem setzt sich die Verkaufsstimmung der zweiten Handelshälfte zunächst auch heute früh in den US-Futures fort, aktuell stabilisieren sie sich aber.
Der Nikkei reagierte mit einem 2,75%-Kursrutsch – gerechnet „offshore“ von gestern Xetraschluss bis jetzt - auf Erwartungen, das sich das Lohnwachstum beschleunigen wird: die Gehaltsforderungen der Gewerkschaften sind die höchsten seit 30 Jahren. Am Markt haben daraufhin die Übernacht -Swaps gedreht: nun wird mit 70% Wahrscheinlichkeit damit gerechnet, dass die BoJ bereits im März die Zinsen erhöht. Manche Beobachter denken jedoch, sie wird warten, bis /ob sich die Forderungen in Zugeständnisse manifestieren, tippen also auf den April. Die Befürchtung der Investoren an Japans Börsen ist nun, dass der Devisenmarkt auf den Yen aufspringen und diesen in die Höhe jagen könnte. Damit entfiele einer der Haussegründe, der besonders den Exporteuren massiv geholfen hatte. Aktuell legt der Yen um knapp 1% zum Euro zu. Der ETF auf den weniger Export lastigen Topix notiert 1,5% niedriger als gestern Abend. Der Lohn- und Inflationsanstieg liegt im ausdrücklichen Interesse der japanischen Regierung und der Notenbank, die seit Jahren einen Ausweg aus der lähmenden Deflation suchen. Ein größerer Anstieg des Yen sowie der japanischen Zinsen könnte jedoch die globale Liquidität belasten, da via Yen-Krediten etliche Finanzierungen laufen. Das könnte zudem zu Schieflagen führen.
China meldete heute, dass die Exporte per Ende Februar überraschende 7,1% höher liegen als im Zweimonatsvergleich des Vorjahres. Analysten hatten lediglich +1,7% prognostiziert. Unter den Einzelwerten im Hang Seng Tech glänzte JD.com (NASDAQ:JD) mit +8%, das chinesische e-Commerce Unternehmen überzeugte mit einem guten Quartalsbericht und kündigte einen Aktienrückkauf von bis zu 3 Mrd USD an, der auch die US-ADRs umfasst. Das hatte gestern im US-Handel mit +16% die Aktie beflügelt. Auch TSMC (NYSE:TSM) zeigt sich weiterhin als Fels in der Brandung: der taiwanesische Halleitergigant legte heute früh weitere 3% zu.
Europas Indizes notieren stabil, die Anleger warten auf die EZB-Pressekonferenz. Der Markt ist momentan fixiert auf den Juni als den Monat, am dem die Zinsen erstmals gesenkt werden. Der Modekonzern Hugo Boss (ETR:BOSSn) belastet den Sektor Einzelhandel (Subindex „Bekleidung“). Schwach zudem erneut die Autoaktien, was wohl eine Folge des erbitterten Preiskampfes in China ist. Gefragt sind Versorger (NYSE:XLU), Gesundheit (Novo Nordisk (NYSE:NVO)) und Basisrohstoffe.
Der APX gewinnt 5 Punkte aus Dt. Staatsanleihen und EM-Bonds