"China, Japan, Inflation, Defizite und QT - oh je!" - Das Lied der Rentenhändler, wenn sie den kletternden Renditen zusehen.
Trotz der höchsten Renditen seit 15 Jahren glauben einige bearish eingestellte Rentenhändler, dass sie noch viel, viel höher steigen können. Die Lage in China und Japan, wachsende Haushaltsdefizite, Inflation und QT werden ihrer Meinung nach Rückenwind für deutlich höhere Renditen geben.
Wir haben bereits in mehreren Artikeln erläutert, warum die eingefahrenen langfristigen wirtschaftlichen Wachstumstrends und die damit verbundene niedrige Inflation in Verbindung mit einer hohen und zunehmenden Verschuldung niedrige Zinsen geradezu garantieren. Dieser Artikel verteidigt unsere Ansicht und erklärt die bearishen Bedenken, die den Rentenhändlern Kopfschmerzen bereiten.
Wie das folgende Zitat von Peter Atwater zeigt, ist die "einfachste Erklärung" in der Regel die, der die meisten folgen. Dadurch ist sie noch lange nicht richtig. Die Bedenken, die wir hier darstellen, machen sich gut in Schlagzeilen und können sich vorübergehend auf die Anleiherenditen auswirken. Die Frage ist aber, ob sie Grund genug für einen weiteren starken Anstieg der Renditen sind.
Warum wir optimistisch für den Anleihemarkt sind
Wir haben unsere bullishe These bereits ausführlich beschrieben. Bevor wir auf die jüngsten Bedenken der bearish eingestellten Rentenhändler eingehen, stellen wir Links und Zitate aus unseren jüngsten Artikeln über Anleihen zur Verfügung.
10 Jahre, 1 Entscheidung - Aktien oder Anleihen?:
Die historische Entwicklung, analytische Strenge und Logik sprechen dafür, dass langfristig orientierte Anleger ihre Allokation von Aktien auf Anleihen verlagern sollten.
Der Staat kann sich höhere Zinsen auf Dauer nicht leisten:
Wenn Sie mit unserer wirtschaftlichen Begründung für niedrigere Zinssätze nicht einverstanden sind, könnte die folgende Analyse Sie davon überzeugen, dass die Fed und die Regierung keine andere Wahl haben, als die Zinssätze zu senken.
Fed-Zinspolitik am Scheideweg - Treasuries werden vielleicht nie wieder so billig!:
Mit anderen Worten: Die am meisten gehasste Anlageklasse des Jahres 2022 kann in einer Rezession viel besser florieren als Aktien. Für Kleinanleger sind US-Staatsanleihen zu den heutigen Bedingungen ein wirklich guter Kauf.
China
Es kursieren Gerüchte, dass China US-Staatsanleihen verkaufen wird, um die eigene Währung zu stützen. China ist der zweitgrößte ausländische Besitzer von Treasuries.
Wird China möglicherweise einige seiner Staatsanleihen verkaufen? Ja. Die Bestände Chinas an US-Bonds schwanken ständig. Eine solche Strategie könnte China jedoch mehr schaden als nutzen.
Der Yuan befindet sich derzeit auf dem Tiefstand von 2007. (Die Grafik zeigt, wie viel Yuan ein Dollar kostet. Daher stellt der jüngste Aufwärtstrend eine Abwertung des Yuan)
Im Gegensatz zum Aufschwung der US-Wirtschaft nach der Pandemie hat die jüngste Wiedereröffnung Chinas wenig zu einem Kickstart für das Wachstum beigetragen. Mitte August senkte China unerwartet die Zinssätze, um die Konjunktur anzukurbeln. Die schwächelnde Wirtschaft Chinas und die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung schwächten den Yuan weiter.
China riskiert eine weitere Abwertung seiner Währung, wenn es versucht, die Wirtschaftstätigkeit durch niedrigere Zinsen und Steuerausgaben zu stimulieren. Ein gegenüber dem Dollar schwacher Yuan ist gut für China, da das die Exportwirtschaft fördert.
Allerdings werden dadurch auch Anreize für Kapitalabflüsse geschaffen, wodurch der Yuan weiter unter Druck kommt. Wenn China hingegen beschließt, den Yuan zu stützen, wird es wahrscheinlich Treasuries verkaufen müssen. Diese Strategie könnte sich als Eigentor erweisen, wenn dadurch die Renditen der US-Anleihen steigen, weil es weitere Kapitalabflüsse nach sich ziehen würde.
Maßnahmen zur Stützung der Währung würden nicht von langer Dauer sein und keine allzu großen Verkäufe von Staatsanleihen mit sich bringen. Außerdem werden sie wahrscheinlich eher Kurzläufer verkaufen, um das Realisieren von Verlusten bei ihren langfristigen Anleihen zu begrenzen. Darüber hinaus machen Treasuries lediglich ein Viertel ihrer Währungsreserven aus, was bedeutet, dass sie neben Anleihen auch andere Dollar-Assets verkaufen können.
Fazit: Selbst wenn China Treasuries verkauft, wäre der Effekt nur vorübergehend, und das Land würde wahrscheinlich kurzfristige Papiere verkaufen, die kaum Auswirkungen auf das lange Ende der Renditekurve haben. Wenn sich die Regierung stattdessen auf die Wirtschaft konzentriert, wird ein schwächerer Yuan die Wirtschaft ankurbeln und die Kapitalströme aus China erhöhen, was unter anderem auch die US-Anleihen stützen würde.
Japan
Die Bank of Japan (BOJ) hat vor kurzem die Art und Weise geändert, wie sie die Renditekurve kontrolliert und steuert . Sie wird nun "flexible" Marktoperationen durchführen. Die BOJ hatte eine harte Obergrenze für die zehnjährigen Renditen bei 0,5 %. So musste sie auf den Märkten intervenieren, wenn die Renditen 0,50 % erreichten, um zu verhindern, dass sie über diese Schwelle steigen.
Die neue Politik hat die Obergrenze auf 1,0 % erhöht, ermöglicht es aber auch, die Märkte so zu steuern, dass die Renditen nicht sofort auf 1,0 % steigen. In Anbetracht der hohen Verschuldung Japans, der steigenden Inflation, der schlechten demografischen Struktur und des geringen Wirtschaftswachstums riskiert das Land eine wirtschaftliche Katastrophe, wenn es die Kontrolle über seine Renditen verliert.
In den letzten mehr als 20 Jahren hat die BOJ massive Mengen an Liquidität eingesetzt, um die Kapitalmarktrenditen extrem niedrig zu halten. Niedrige japanische Renditen und schwache Aktienmarktrenditen veranlassten viele japanische Privatanleger und Pensionsfonds dazu, US-Anlagen zu kaufen.
Viele kauften US-Treasuries. Darüber hinaus ermöglichten ein schwacher Yen und niedrige Zinssätze den Hedge-Fonds, Yen zu leihen, in Dollar zu konvertieren und US-Assets im Rahmen eines Carry-Trade zu kaufen. Ein Teil dieses Kapitals aus Japan landete auf den US-Treasury-Märkten.
Fazit: Höhere Renditen in Japan könnten dazu führen, dass einige japanische Anleger ihre US-Anleihen verkaufen und japanische Anleihen kaufen. Doch selbst bei 1 % liegt die Rendite immer noch deutlich unter der von US-Anleihen mit 4-5 %. Auch der Yen hat sich abgeschwächt.
Ein nachlassender Yen ist ein Anreiz für japanische Investoren, Geld in US-Dollar zu halten. Und schließlich sind die Carry-Trades meist kurzfristig angelegt. Die kurzfristigen Kreditzinsen in Japan liegen immer noch bei null Prozent. Solange sich das nicht ändert, wird es die Carry Trades wahrscheinlich noch länger geben.
Fazit
China und Japan können an den Anleihemärkten vorübergehende Verwerfungen auslösen. Wir möchten jedoch noch einmal darauf hinweisen, dass solche Ereignisse wahrscheinlich nur sehr kurzlebig sind und längerfristig keine Auswirkungen haben werden.
Wenn die Transaktionen zu Liquiditätsproblemen führen oder die Anleiherenditen in die Höhe treiben, können die Fed und das Finanzministerium Maßnahmen ergreifen, mit denen sich die Auswirkungen auf die Anleihemärkte auf ein Minimum reduzieren lassen.
Wir sind nach wie vor der festen Überzeugung, dass die Anleiherenditen mittelfristig sinken werden. Es ist höchst zweifelhaft, dass geld- oder währungspolitische Maßnahmen Chinas oder Japans zur Stabilisierung ihrer Wirtschaft oder Märkte unsere Einschätzung ändern werden.