Mehrere US-Senatoren wollen Kupfer zum kritischen Metall erklären. Dafür gibt es gute Gründe, wie ein Blick auf die Lagerbestände und das absehbare Angebotsdefizit im vergangenen Jahr zeigen.
Eine Gruppe von US-Senatoren fordert die Regierung zur Überprüfung des Kupferstatus auf und will den Rohstoff zum kritischen Metall erklären. Vorläufiger Höhepunkt der Initiative ist ein Brief der unabhängigen Senatorin Kyrsten Sinema aus Arizona, die zusammen mit anderen Unterzeichnern Innenministerin Deb Haaland dazu aufforderte, "die Einstufung von Kupfer als kritisches Mineral zu überdenken".
Darüber berichtet unter anderem die Nachrichtenagentur Bloomberg. Bereits wenige Tage zuvor hatten die Abgeordneten Brian Higgins, ein Demokrat aus New York, und Robert Latta, ein Republikaner aus Ohio ein entsprechendes Ersuchen an die Innenministerin gerichtet.
Warnung vor "signifikantem Anstieg des Versorgungsrisikos"
Zu den weiteren Unterzeichnern des Briefs gehören Senatoren aus Bundesstaaten, in denen die Produktion von Kupfer einen größeren Stellenwert einnimmt. Mit dabei waren etwa Mark Kelly aus Arizona, Joe Manchin aus West Virginia, Mike Braun aus Indiana, Raphael Warnock aus Georgia und Mitt Romney aus Utah.
Sinema und ihre Gefolgsleute warnen in dem Brief vor einem "signifikanten Anstieg des Versorgungsrisikos und verweisen auf wirtschaftliche und geopolitische Entwicklungen wie etwa den Ukrainekrieg. Es bestünden größere Risiken im Hinblick auf den Abbau und die Verarbeitung der Materialien, die für die Energiesicherheit wichtig seien."
Die Senatoren halten die Einstufung von Kupfer als kritisches Metall für eine Maßnahme von großer Dringlichkeit. "Angesichts der enormen erforderlichen Investitionen, der zeitlichen Verzögerung für neue Bezugsquellen und der prognostizierten Nachfrage ist Zeit von entscheidender Bedeutung".
Die Liste der kritischen Mineralien in den USA wird alle drei Jahre aktualisiert. Derzeit finden sich darauf viele wichtige Batteriemetalle wie etwa Nickel, Lithium und Zink. 2022 wurde die Liste zuletzt aktualisiert, Kupfer blieb dabei noch außen vor. Die Senatoren fordern die Regierung nun zum Verzicht auf den üblichen Dreijahresturnus auf und wollen Kupfer unverzüglich als kritisches Metall auf die Liste setzen.
Der politische Vorstoß kommt nicht aus dem luftleeren Raum. Bloomberg zufolge arbeitet die Lobbygruppe Copper Development Association bereits länger auf eine solche Einstufung hin. Der Gruppe gehören große Kupferproduzenten wie Rio Tinto (LON:RIO) Group (WKN: 852147, ISIN: GB0007188757), BHP (ASX:BHP) Group (WKN: 850524, ISIN: AU000000BHP4) und Freeport-McMoRan (NYSE:FCX) (WKN: 896476, ISIN: US35671D8570) an.
Warnungen vor Kupfermangel
Verschiedene Bergbauunternehmen haben in der Vergangenheit vor einem absehbaren Mangel an Kupfer gewarnt. So etwa Gary Nagle, der CEO des Rohstoffriesen Glencore (LON:GLEN) (WKN: A1JAGV, ISIN: JE00B4T3BW64).
Der sprach von einem großen Kupferdefizit, dass die Welt "nicht zu verstehen scheine". Die Nachfrage nach Kupfer drohe das verfügbare Angebot bis zum Jahr 2030 um 50 Millionen t zu übersteigen. Glencore hatte damals allerdings angekündigt, eine Ausweitung der Produktion erst nach deutlichen Preissteigerungen in Betracht zu ziehen.
Wie angespannt der Markt derzeit schon ist, zeigt auch ein Blick auf Analysen der Deutschen Industriebank IKB. Das Institut verweist auf die extrem niedrigen Lagerbestände an der London Metal Exchange (LME). Diese seien im Januar 2023 von ohnehin sehr niedrigem Niveau aus deutlich gesunken. Der Bedarf des Marktes werden für lediglich drei Tage gedeckt. Wir hatten bereits im vergangenen Sommer über die Problematik der Lagerbestände berichtet.
400.000 t Kupferdefizit in 2022
Die IKB schätzt das Kupferdefizit im Gesamtjahr 2022 auf 400.000 t. Damit fiele es etwas höher aus als im Herbst durch die International Copper Study GROUP (ICSG) mit 328.000 t geschätzt. Die ICSG geht für 2023 von einem Angebotsüberhang von 155.000 t aus.
Aktuell notiert der Kupferpreis bei knapp 8.100 USD pro Tonne. Damit erholt sich der Markt langsam von der deutlichen Korrektur im vergangenen Frühjahr und Sommer. Vor dieser Korrektur hatte es allerdings einen langen und starken Aufwärtstrend gegeben, der den Preis zeitweise mehr als verdoppelte.
Neben den großen Akteuren wie Glencore warten auch andere Akteure in dem Sektor auf einen Preisanstieg. So etwa Explorationsunternehmen, deren Angebot erst in einigen Jahren auf den Markt treten wird. Das kanadische Explorationsunternehmen Pampa Metals Corp. (CSE: PM, WKN: A2QK6Q, ISIN: CA6976701079) beispielsweise hat sich auf acht Kupfer-Goldprojekte im nordchilenischen Kupfergürtel fokussiert – in direkter Nachbarschaft großer Unternehmen.
Ein weiteres Beispiel ist Kodiak Copper Corp. (TSX-V: KDK, OTC: KDKCF, ISIN: CA50012K1066). Das kanadische Explorationsunternehmen besitzt zwei aussichtsreiche Kupferprojekte in Kanada und den USA, in denen man auf eine Ressource hinarbeitet.