Die Wirtschaft ist nicht immer der entscheidende Faktor bei US-Präsidentschaftswahlen - es sei denn, sie ist es. Wer in die Geschichtsbücher schaut, denkt an Herbert Hoover 1932 und George H.W. Bush 1992, die beide vor allem wegen der damaligen Wirtschaftslage die Präsidentschaft verloren. Die heutige Situation ist natürlich weit weniger dramatisch. Tatsächlich sieht die Wirtschaft - gemessen an einer Reihe von Indikatoren - relativ solide aus. Aber es gibt auch viele Herausforderungen, so dass es fraglich ist, wie stark die Wirtschaft das Ergebnis am 5. November beeinflussen wird und welcher Kandidat am meisten davon profitieren wird.
Sicher ist, dass die Wirtschaft bis zu einem gewissen Grad eine Rolle spielen wird, was durch die Tatsache unterstrichen wird, dass noch zwei weitere Runden von Datenveröffentlichungen ausstehen, bevor die Wähler einen neuen Präsidenten wählen. Bis zum 5. November stehen Dutzende von Berichten auf dem Programm, aber aus politischer Sicht wird sich der Durchschnittswähler wahrscheinlich nur auf zwei konzentrieren: die Inflationsentwicklung und die Arbeitsmarktzahlen. Konzentrieren wir uns auf die Indikatoren, die in politischen Kreisen am meisten Beachtung finden dürften: den Verbraucherpreisindex (VPI) und die Arbeitslosenquote:
- 6. September: Beschäftigungsdaten für August
11. September: Verbraucherpreisindex für August - 4. Oktober: Beschäftigungsdaten für September
10. Oktober: Verbraucherpreisindex für September
Ein kurzer Blick auf die Arbeitslosenquote zeigt, dass der starke Rückgang nach der Pandemie in jüngster Zeit einem stetigen, aber bislang nur leichten Anstieg über weite Strecken des bisherigen Jahres gewichen ist.
Die aktuelle Arbeitslosenquote von 4,3 % im Juli ist im historischen Vergleich niedrig, der Trend ist jedoch nicht mehr günstig. Das bedeutet, dass die nächsten beiden Updates einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote bis zu den Wahlen zeigen könnten.
Der Inflationstrend in den USA zeichnet dagegen ein optimistischeres Bild, mit einem kontinuierlichen Rückgang nach dem Höhepunkt in den Jahren 2021-2022. Der Verbraucherpreisindex fiel im Juli auf 2,9 % gegenüber dem Vorjahr und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren. Trotz des starken Rückgangs der Inflationsrate ist das Preisniveau insgesamt nach dem jüngsten Inflationsschub immer noch vergleichsweise hoch.
Daraus ergibt sich die Frage für die politische Beurteilung: Wird der jüngste Inflationsrückgang die Wahrnehmung der Wähler am Wahltag beeinflussen? Oder wird der vorangegangene Inflationsschub die allgemeine Wahrnehmung der Lage am 5. November noch überschatten?
Die Rezenzverzerrung spielt in der Verhaltensökonomie eine Schlüsselrolle, und die nächsten beiden Datenpunkte könnten einen entscheidenden Einfluss auf die Wahlen haben.
Die Wähler, so könnte man sagen, sind nach wie vor datenabhängig, und das gilt auch für die Kandidaten.