Von Kathy Lien, Geschäftsführerin Devisenstrategie bei BK Asset Management. Der Artikel erschien im englischen Original unter dem Titel 'Will Euro Rally Last Amid Strong Risk-On Sentiment?' am 10. April 2018 auf Investing.com.
Alle Leitwährungen lagen am Dienstag höher, als US-Aktien weiter anstiegen. Die Investoren zeigten sich erleichtert, dass Chinas Präsident Xi in seiner Rede in der Montagnacht eine Eskalation des Handelsstreits vermied und stattdessen über die Möglichkeit einer Senkung der Zölle auf Autos und eines besseren Schutzes von intellektuellem Eigentum sprach. Sie wurde weiter von einem Kommentar des Handelsberaters im Weißen Haus, Peter Navarro, dass die Türen für Handelsgespräche mit China offenständen. Der Dow Jones Industrial Average beendete den Handel 400 Punkte höher, aber es ist ein Anstieg über 24.750 nötig, um den Abwärtstrend zu brechen.
Auch wenn der USD/JPY Kurs den größten Teil des Tages über 107 verbrachte, hatte er Mühe seine Gewinne auszuweiten, als die Investoren sich dafür entschieden, Währungen mit hohem Betafaktor wie den Euro, das Pfund, den kanadischen, den australischen, oder den neuseeländischen Dollar anstelle der US-Währung zu kaufen. Die US-Erzeugerpreise stiegen ebenfalls stärker als erwartet und bereiten das Feld für ein Anziehen der am Mittwoch erscheinenden Verbraucherpreise. Die Daten stehen wegen der Politik weiter im Hintergrund, aber das Protokoll des Fed-Offenmarktausschusses könnte den Markt daran erinnern, dass die Fed optimistisch ist und die Zinssätze in diesem Jahr noch ein paar Mal anheben will. Dennoch ist der stärkste Faktor am Markt, dass US-Präsident Trump die Einsätze im Handelskonflikt erhöhen oder verringern könnte. Es gab auch andere politische Entwicklungen, die man im Auge behalten sollte, wie Tom Bosserts Rücktritt als Berater für den Heimatschutz und Trumps Entscheidung seine Reise nach Lateinamerika abzusagen, um sich mit Syrien zu beschäftigen. Da könnte noch mehr kommen.
Unterdessen erreichte der EUR/USD Kurs ein Wochenhoch, nachdem EZB-Mitglied Ewald Nowotny gesagt hatte, dass die Zentralbank in diesem Jahr ihre Anleihekäufe beenden werde. Die Gemeinschaftswährung stieg auf ein Hoch von 1,2379 zum Dollar und nahm die Hürde bei 1,2340. Allerdings fiel sie dann fast genauso schnell wieder zurück, nachdem die EZB klar gemacht hatte, dass diese Meinung Nowotnys eigene sei und nicht den EZB-Rat reflektiere. Wir finden das alles hochinteressant, da die Kommentare von EZB-Präsident Draghi am Montag positiv waren und es keinen Zweifel gibt, dass die europäischen Notenbanker eine Verbesserung des Wachstums sehen, sodass es nicht mehr lange dauern dürfte, bis sie wieder über eine Änderung des geldpolitischen Ausblicks reden werden. Nachdem sie der Staub gelegt hatte, bewegte sich der EUR/USD Kurs immer noch an seinem Ausbruchsniveau entlang, was nahelegt, dass eine weitere Kursbewegung Richtung 1,24 wahrscheinlich ist.
Das Pfund befand sich am Dienstag ebenfalls im Aufwind, dank stärkerer Konjunkturdaten aus Großbritannien und Kommentaren aus der Bank von England. Ian McCafferty, ein Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Notenbank, der auf der Sitzung im letzten Monat für eine Zinserhöhung gestimmt hatte, sagte, die Zentralbank solle die Normalisierung der Geldpolitik nicht länger vor sich herschieben. Wie von unserem Kollegen Boris Schlossberg angedeutet wurde, “der Kommentar wurde als ein Stups angesehen, um die BoE zu einer Zinserhöhung im Mai zu bringen”. Das "Pfund wurde auch von besseren Zahlen des britischen Einzelhandelsverbands, denen nach die vergleichbaren Umsätze um 1,4% statt 0,7% gestiegen sind, und damit die erste Zunahme der britischen Einzelhandelsnachfrage in Monaten zeigten". Zahlen zum Außenhandel und der Industrieproduktion Großbritanniens sind am Mittwoch fällig, wobei mit einer kleinere Verbesserung gerechnet wird, nachdem der Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe im letzten Monat etwas angezogen hatte.
Die größten Gewinner von der Verbesserung des Risikoappetits waren die Rohstoffwährungen. Der australische Dollar lag an der Spitze, gefolgt von der neuseeländischen und der kanadischen Landeswährung. Auch wenn Australien schwer von einem amerikanisch-chinesischem Handelskrieg getroffen wäre, profitierte die stark überverkaufte Währung am meisten von Chinas Versuchen, die Spannungen zu entschärfen. Sollte die Chinesen allerdings ernsthaft eine Abwertung des Yuans erwägen, dann wäre ihre verminderte Kaufkraft keine gute Nachricht für Australien. In diesem Licht kommt es nicht als Überraschung, dass das australische Geschäftsklima gesunken ist. Der neuseeländische Dollar setzt seinen Marsch nach oben fort und hat sein höchstes Niveau in sechs Wochen erreicht, während der USD/CAD Kurs die 1,26 durchbrach, nachdem die Hausbauanfänge in Kanada stärker als erwartet ausgefallen waren. Die Erholung der Ölpreise und die höheren kanadischen Anleiherenditen halfen dem Kurs ebenfalls. Der USD/CAD wird nun auf einem Sechswochentief gehandelt und die nächste Marke wäre 1,25. Die Investoren warten immer noch auf ein Statement zu den NAFTA-Verhandlungen, was für ein Sinken des Wechselkurses notwendig wäre.