Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Berichte über Joe Bidens Steuerpläne haben die Märkte verunsichert, aber die Aktienindex-Futures erholen sich heute Morgen wieder ein wenig. Die Krypto-Preise korrigieren, wobei Bitcoin unter 50.000 Dollar gefallen ist. Der erste Quartalsbericht von Pat Gelsinger als CEO von Intel (NASDAQ:INTC) war eine leichte Enttäuschung. Die neuen Hausverkäufe stehen auf der Agenda, zusammen mit den Zahlen von Honeywell, Kimberly-Clark (NYSE:KMB) und Schlumberger. Und Russland erhöht als nächste große Schwellenländer-Zentralbank aggressiv die Zinsen, um die Inflation einzudämmen. Die wichtigsten Infos zu den Finanzmärkten am Freitag, den 23. April, finden Sie hier.
1. Bidens Steuerpläne schicken Märkte abwärts
Die Börsen reagierten auf Berichte, wonach die US-Regierung in ihrem nächsten Konjunkturpaket eine Erhöhung der Kapitalertragssteuer für vermögende Privatanleger plant.
Bloomberg berichtete, dass der Grenzsteuersatz der Kapitalertragssteuer auf 39,6% steigen könnte, gegenüber einem derzeitigen Basissatz von 20%, und nur für diejenigen gelten würde, die mehr als 1 Million Dollar im Jahr verdienen.
Präsident Joe Biden hatte im vergangenen Jahr mit der Forderung nach einer gleichmäßigeren Besteuerung von Arbeit und Kapital geworben. Die Pläne, ein Schlüsselelement der Steuersenkungen seines Vorgängers aus dem Jahr 2017 rückgängig zu machen, kommen nicht überraschend. Nichtsdestotrotz lösten sie Befürchtungen aus, dass Investoren kurz- bis mittelfristig aktuelle Aktienbestände liquidieren könnten, um sich einen niedrigeren Steuersatz auf ihre Gewinne zu sichern.
Lesen Sie auch: Diese 14 Aktien aus Europa empfiehlt GS für den Rest des Jahres 2021
2. Intels Bericht deutet auf einen langen Weg zurück zur Vormachtstellung hin
Nachdem der Chiphersteller eine enttäuschende Prognose für das laufende Quartal vorgelegt hatte, die auf einen Verlust von Marktanteilen im Schlüsselsegment der Chips für Rechenzentren hindeutete, fiel die Intel-Aktie.
Bei der ersten Bilanzvorlage unter dem neuen CEO Pat Gelsinger teilte Intel mit, dass das Unternehmen mit einem Gewinn von nur 1,05 Dollar pro Aktie statt der durchschnittlich prognostizierten 1,09 Dollar rechnet - ein Vorgeschmack auf den Druck auf die Margen, der kommen wird, da Intel viel Geld für den Aufbau neuer Kapazitäten ausgibt.
Das Unternehmen wiederholte die Warnungen von Taiwan Semiconductor Manufacturing (NYSE:TSM), dass der weltweite Mangel an Chips wahrscheinlich mindestens bis ins Jahr 2022 anhalten wird.
Nach Volvo (ST:VOLVb) und Hyundai (F:05380) warnte auch Audi davor, dass der Chip-Mangel die Produktion von Neufahrzeugen beeinträchtigen könnte. Die Aussicht auf höhere Inputkosten hielt den deutschen Autobauer Daimler (OTC:DMLRY) jedoch nicht davon ab, sein Ziel für die operative Marge seiner wichtigsten Pkw- und Transporter-Sparte von zuvor 8%-10% auf 10%-12% anzuheben.
Lesen Sie auch: US-Wirtschaft springt an: Welche ETFs profitieren
3. Wall Street vor Erholung
Nach dem "Schock" wegen der drohenden Steuererhöhung dürften die US-Börsen am Freitag moderat höher eröffnen.
Gegen 12.30 Uhr notierte der Dow Jones Future, der S&P 500 Future und der Nasdaq 100 Future um 0,2% höher. Am Donnerstag waren sie jeweils um fast 1% gefallen.
Honeywell (NYSE:HON), Kimberly-Clark und der Ölfelddienstleister Schlumberger (NYSE:SLB) legen vor Börsenbeginn ihre Zahlen vor, ebenso wie American Express (NYSE:AXP) und Royal Caribbean (NYSE:RCL) Cruises. Auch Celanese und Verisign (NASDAQ:VRSN) rücken nach der Zahlenvorlage am Donnerstag in den Fokus.
Im Wirtschaftskalender stehen die Daten zu den Verkäufen neuer Eigenheime (nach dem zweiten Rückgang der Verkäufe bestehender Eigenheime in Folge am Donnerstag) und der Einkaufsmanagerindex von IHS Markit aus den USA auf der Agenda. Die zuvor veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes aus Europa fielen stärker aus als erwartet, wobei der Dienstleistungssektor zum ersten Mal seit September wieder Wachstum signalisierte.
Lesen Sie auch: FAAMG - Vorschau auf die Quartalszahlen: 5 Technologiegiganten vor explosivem Gewinnwachstum
4. Bitcoin rutscht unter 50.000 Dollar-Marke
Zum ersten Mal seit Anfang März fielen die Preise von Bitcoin unter 50.000 Dollar. Die Nachwehen des Stromausfalls in Xinjiang in der vergangenen Woche und die Angst vor einer Erhöhung der Kapitalertragssteuer haben das Momentum der Kryptowährung weiter geschwächt.
Gegen 12.30 Uhr notierte Bitcoin beim Stand von 49.277 Dollar rund 9,3% niedriger als am Donnerstag und mehr als 23% unter dem Rekordhoch. Andere digitale Vermögenswerte rutschten ebenfalls ab: Ethereum fiel um 10,5% auf 2.247 Dollar und XRP sank um 15,6% auf 1,0763 Dollar. Dogecoin verlor 10% und notierte bei knapp 24 Cent.
Die Volatilität macht erneut die Defizite von Kryptowährungen in Bezug auf alle drei traditionellen Funktionen einer Währung deutlich: als Wertaufbewahrungsmittel, als Tauschmittel und als Rechnungseinheit. Auch ein auffallend eigennütziger Blog-Beitrag von Cathie Woods Firma ARK, in dem versucht wird, die Energieintensität des Bitcoin-Minings zu rechtfertigen, half der Stimmung nicht gerade auf die Sprünge.
Lesen Sie auch: Chart des Tages: Wohin gehst Du, Bitcoin?
5. Russland erhöht die Zinsen
Russische Vermögenswerte legten auf breiter Front zu, als Präsident Wladimir Putin mit dem Rückzug der Truppen von der ukrainischen Grenze begann und damit die Angst vor einer erneuten Invasion abnahm.
Russland hatte nach europäischen Angaben über 100.000 Truppen an der Grenze zusammengezogen, sieben Jahre nachdem es die Krim annektiert und zwei abtrünnige Klientelstaaten in der Ostukraine gegründet hatte, was als erster Test für die Haltung der neuen US-Administration zu einem effektiv festgefahrenen Konflikt erschien.
Der Rubel wurde zum ersten Mal seit einem Monat unter 75 zum Dollar gehandelt, was auch durch eine stärker als erwartete Zinserhöhung der Russischen Zentralbank unterstützt wurde, die ihren Leitzins von 4,5% auf 5% anhob. Im Gegensatz zu den Zentralbanken der fortgeschrittenen Volkswirtschaften, die es - mit Ausnahme Kanadas in dieser Woche - nicht eilig haben, ihre lockere Geldpolitik zurückzunehmen, ist die russische Zentralbank die nächste große Zentralbank eines Schwellenlandes, die versucht, die Inflation einzudämmen.
Der Aktienindex RTS stieg um 0,4% auf den höchsten Stand seit einem Monat.
Lesen Sie auch: Mit diesen 2 Dividendenaktien bekämpfen Sie die Niedrigzinsphase