PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben sich am Freitag von ihren Vortagsverlusten erholt. Ungeachtet der US-Börsen (ETR:SXR4), die knapp ins Minus abrutschten, präsentierten sich die Märkte in Europa robust. Der EuroStoxx 50 glich seinen Abschlag vom Donnerstag mehr als aus. Der Eurozonen-Leitindex schloss 0,85 Prozent höher bei 4480,02 Punkten. Im Wochenverlauf hat er damit ein Plus von 0,4 Prozent eingefahren.
Der französische Cac 40 zog um 1,05 Prozent auf 7465,14 Punkte an, während der britische FTSE 100 um 0,64 Prozent auf 7624,93 Punkte anzog. Letzter beendete damit seine dreitägige Verlustserie. Während der Cac auf Wochensicht zulegte, gab es für den FTSE nochmals eine Verlustwoche.
"Nach wieder leicht anziehenden Verbraucherpreisen in den USA hellten heute schwächer als erwartete Erzeugerpreise die Stimmung an der Börse wieder auf", sagte der Marktbeobachter Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets (LON:CMCX). Denn weiter fallende Erzeugerpreise deuteten auf eine Fortsetzung des Abwärtstrends in der allgemeinen Preisentwicklung hin, was zeitnahe Zinssenkungen wieder wahrscheinlicher mache.
"Die über den Erwartungen ausgefallenen Zahlen zur US-Inflation vom Vortag haben an den Finanzmärkten nur temporär Spuren hinterlassen", stellten die Volkswirte der Landesbank Helaba am Morgen fest. "Letztlich wird aber weiterhin damit gerechnet, dass die US-Notenbank bis zum Ende dieses Jahres Zinssenkungen im Umfang von 125 Basispunkten vornehmen wird."
Diese Aussagen zeugen von einer weiterhin hohen Zuversicht an den Märkten. Der Zinsoptimismus spiegelte sich in einem Anstieg der Immobilienwerte wider, deren Teilindex seine jüngste Erholung mit einem Anstieg um 1,5 Prozent fortsetzte. Auch andere zinssensible Sektoren wie Technologie- oder Finanzaktien waren gefragt. Führend in der Branchenwertung war aber der Sektor der Kapitalgüter, der um 1,8 Prozent zulegte.
Bauwerte profitierten beim Anstieg ihres Teilindex um 1,4 Prozent von den Gewinnen des Schwergewichts Vinci (EPA:SGEF) . Mit seiner neuen Prognose für den freien Mittelzufluss übertreffe der französische Bau- und Infrastrukturkonzern die alte Schätzung deutlich, so Analyst Gregor Kuglitsch von der Bank UBS (SIX:UBSG). Die Vinci-Aktie gewann 1,9 Prozent.
Die Auslieferungszahlen von Airbus (EPA:AIR) für das Jahr 2023 ließen die Aktien des europäischen Flugzeugherstellers an der EuroStoxx-Spitze um 3,7 Prozent steigen. Die seit Ende Oktober laufende Kursrally setzte sich damit fort, während der große Konkurrent Boeing (NYSE:BA) in den USA erneut mit Problemen bei bestimmten Flugzeugmodellen zu kämpfen hat. Airbus schließt auch beim Börsenwert immer weiter zu den Amerikanern auf.
Selbst die Verluste bei Autobauern und Luxuswerten bremsten den Gesamtmarkt nicht. Im Autosektor wurden die Verluste mit negativen Perspektiven am wichtigen chinesischen Absatzmarkt begründet. Eine vom Sportwagenbauer Porsche (ETR:P911_p) berichtete Absatzschwäche in China belastete hier die Stimmung, noch ergänzt durch dortige Preissenkungen durch den Elektroautobauer Tesla (NASDAQ:TSLA) .
Im Luxusgütersektor reagierten die Aktien von LVMH (EPA:LVMH) und Kering (EPA:PRTP) mit Verlusten von 0,3 beziehungsweise 1,2 Prozent auf eine Gewinnwarnung von Burberry (LON:BRBY) . Die Aktien des britischen Wettbewerbers waren in London um 5,5 Prozent abgesackt. Nach Ansicht der Analysten von JPMorgan (NYSE:JPM) ist die Gewinnwarnung für die gesamte Branche relevant.