PARIS/LONDON/MAILAND (dpa-AFX) - Anleger haben am Mittwoch an den europäischen Börsen eine abwartende Haltung eingenommen. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) den Kursen zuletzt deutlich nach oben verholfen hatte, holten Anleger zur Wochenmitte etwas Luft, bevor die Blicke am Abend über den großen Teich gerichtet werden. In den USA steht dann der Zinsentscheid der Währungshüter von der Fed auf der Agenda.
Der Eurostoxx 50 (Euro Stoxx 50) stand am späten Vormittag 0,41 Prozent tiefer bei 3223,44 Punkten, nachdem er am Vortag den höchsten Stand seit Anfang Januar erreicht hatte. Auch in Frankreich und Großbritannien wagten sich Anleger nicht mehr groß aus der Deckung: Der CAC 40 (CAC 40) gab in Paris um 0,51 Prozent auf 4779,37 Punkte nach. Der britische FTSE 100 (GB0001383545) gab in London knapp um 0,15 Prozent auf 6957,82 Zähler nach.
"Investoren sind traditionell vorsichtig, solange es keine Klarheit von Seiten der Fed gibt", sagte Mike van Dulken vom Broker Accendo Markets. Diese werde es am Abend geben, wenn Börsianer mit einer Zinserhöhung rechnen und sich Aussagen zur zukünftigen Geldpolitik der US-Währungshüter erhoffen. Üblicherweise sei der Einfluss davon an den Finanzmärkten ziemlich groß, gab van Dulken zu bedenken. Inflationsdaten aus Frankreich und Italien fanden vor diesem Hintergrund am Mittwoch nur wenig Beachtung.
Zu den wenigen gefragten Branchen zählten am Mittwoch die Autobauer, deren Teilindex (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) um ein halbes Prozent stieg. Aktien aus defensiven Sektoren, die als vergleichsweise wenig von konjunkturellen Schwankungen abhängig gelten, wurden hingegen verkauft. Die Sektorindizes der Versorger- (STOXX Europe 600 Utilities) und Gesundheitsbranchen (STXE Health Care PR) waren mit Abgaben jenseits von einem halben Prozent unter den Verlierern.
Besonders stark ging es jedoch für die in London vertretenen Minenwerte (Stoxx 600 Basic Resources PR) nach unten: Ihr Teilindex verlor fast 1 Prozent. Im britischen Leitindex "FTSE 100" machte sich die schwache Branchentendenz bei den Aktien Antofagasta (3:ANTO) mit Abgaben von 2,5 Prozent besonders stark bemerkbar. Branchengrößen wie Rio Tinto (3:RIO) oder Glencore (3:GLEN) kamen außerdem mit 0,60 und 1,35 Prozent unter Druck.
Schlusslicht im "Footsie" waren jedoch die Aktien von Dixons Carphone (3:DC), die wegen enttäuschender Halbjahreszahlen um mehr als 5 Prozent abrutschten. Auch vom Textilhändler Inditex (11:ITX) gab es am Mittwoch einen Zwischenbericht. Obwohl die Zara-Mutter dank stark steigender Internet-Umsätze und guten Geschäften in den USA weiter rasant wächst, büßten die Titel 1,39 Prozent ein und gehörten so zu den schwächeren EuroStoxx-Werten.
Die Aktien der Banca Monte dei Paschi di Siena kamen in Mailand mit 2 Prozent unter Druck, weil die italienische Krisenbank von der EZB keinen Aufschub für die Erfüllung ihres Rettungsplans bekommt. Die Italiener hatten den Erhalt eines entsprechenden Beschlussentwurfs am Vorabend mitgeteilt. Wegen Verlusten bei der Auslagerung fauler Kredite ringt sie dringend nach frischem Geld.
In der Schweiz nahm ein Rückzug des Interessenten Johnson & Johnson (1:JNJ) etwas Dampf von der Übernahmefantasie bei Actelion (5:ATLN). Sie rutschten in Zürich um rund 9 Prozent ab, obwohl das Biotech-Unternehmen von weiteren Gesprächen mit einem anderen Konzern berichtete. Laut dem "Wall Street Journal" gilt jetzt der französische Pharmakonzern Sanofi (9:SASY) als Favorit für einen Kauf. Dessen Titel gaben in Paris um fast 2 Prozent nach.