PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten europäischen Aktienindizes haben ihre Verluste am Dienstag deutlich ausgeweitet. Einmal mehr belastete der Handelsstreit zwischen den USA und China. Peking kündigte am Dienstag Vergeltung an, nachdem das Weiße Haus die Prüfung von weiteren Zöllen in Höhe von zehn Prozent auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar (172,3 Milliarden Euro) in Auftrag gegeben hatte.
"Die USA drehen munter weiter an der Zollschraube und bringen damit zusehends das weltweite Wachstumsmodell einer arbeitsteiligen Wirtschaft in Gefahr", warnte Chefvolkwirt Stefan Bielmeier von der DZ Bank in einer Studie. "Die US-Wirtschaft dürfte hiervon zunächst am wenigsten betroffen sein. Deutschland und Europa dürften dagegen am stärksten die Folgen dieser Handelspolitik spüren."
Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es am Dienstagvormittag um 1,53 Prozent auf 3413,67 Punkte nach unten. Der französische CAC-40-Index (CAC 40) verlor 1,27 Prozent auf 5381,22 Punkte und der britische FTSE 100 sank um 0,84 Prozent auf 7567,31 Punkte.
Unter Druck standen angesichts der Gefahren eines Handelskrieges und rezessiver Risiken vor allem Exportwerte und konjunkturabhängige Aktien. Die Stoxx-600-Branchenindizes der Chemie- (Stoxx 600 Chemicals PR) und Industrieaktien (Stoxx 600 Industrial Goods Srvcs PR) büßten jeweils 1,43 Prozent ein.
Besser hielten sich nichtzyklische Sektoren wie Nahrungsmittelhersteller (Stoxx 600 Food & Beverage PR) und die Pharmabranche (STXE Health Care PR), die deutlich geringere Abschläge verzeichneten. Der Schweizer Pharmakonzern Roche (5:ROG) übernimmt seinen langjährigen Partner Foundation Medicine komplett. Die Schweizer erwerben die restlichen Anteile an dem in der Krebsforschung tätigen US-Unternehmens für 2,4 Milliarden Dollar. Die Genussscheine von Roche kletterten um 0,76 Prozent auf 211,60 Franken. Verlierer waren dagegen die Aktien von Debenhams (3:DEB). Nachdem das Management der Warenhauskette mit seinen Gewinnsignalen für das Gesamtjahr unter den Markterwartungen geblieben war, ging es zeitweise um fast 20 Prozent nach unten. Zuletzt sanken sie um 8,6 Prozent. Als Warenhaus im mittleren Preissegment werde Debenhams von Premium-, Spezialanbietern sowie dem Onlinehandel in die Zange genommen, erklärte Analyst Adam Tomlinson von Liberum. Auch die Gesamtjahreszahlen der Ashtead Group (LON:AHT) kamen nicht gut an. Der Vermieter von Baugeräten und Bauausrüstungen habe die Erwartungen verfehlt, schrieb Analyst Andrew Wilson von JPMorgan (NYSE:JPM). Die Aktien büßten 5,78 Prozent ein.