PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die neuen Schuldenpläne Italiens haben sich für Europas Aktienmärkte am Freitag als Bremsklotz erwiesen. Besonders deutlich fielen die Verluste in Mailand aus, wo Bankenwerte unter Druck gerieten. Der dortige Leitindex FTSE MIB (IT0003465736) weitete seine jüngsten Verluste aus und büßte zuletzt knapp 3 Prozent ein.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone verlor 0,73 Prozent auf 3424,51 Punkte. Auf Wochensicht steuert er damit auf ein leichtes Minus hin.
Der französische Cac 40 (CAC 40) fiel vor dem Wochenende um 0,33 Prozent auf 5522,14 Punkte. Für den FTSE 100 (GB0001383545) ("Footsie") ging es um 0,09 Prozent auf 7538,61 Punkte nach unten.
Die Regierung in Rom zurrte ihre Finanzplanung fest, die ein Haushaltsdefizit für die kommenden drei Jahre von 2,4 Prozent vorsieht. Die populistischen Regierungsparteien Lega und Fünf Sterne setzen damit auf eine höhere Neuverschuldung als zunächst vom parteilosen Finanzminister Giovanni Tria vorgesehen. Dieser wollte die Neuverschuldung auf 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts begrenzen.
Chefvolkswirt Uwe Burkert von der Landesbank Baden-Württemberg sprach von einer "Abkehr von der Konsolidierung". Italiens Regierung lasse es nun offenbar auf einen Konflikt mit der Europäischen Union (EU) ankommen.
Aus Branchensicht waren Bankaktien (Stoxx 600 Banks) mit minus 2,08 Prozent die größten Verlierer. Sie litten insbesondere unter dem starken Anstieg der Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen, deren Kurse im Gegenzug deutlich fielen. Die Entwicklung trifft viele Finanzhäuser, die italienische Staatsschulden horten.
Schlusslicht im italienischen Leitindex waren die Aktien von Banco Bpm (6:BAMI) mit einem Minus von knapp 8 Prozent. Schwächster Wert im EuroStoxx waren die Papiere von Intesa Sanpaolo (6:ISP) mit einem Verlust von mehr als 6 Prozent.
In London knickten die Aktien des Versicherers RSA (3:RSA) nach Aussagen zum laufenden Geschäft um rund 9 Prozent ein. Damit waren sie mit Abstand der schwächste Wert im "Footsie". Die Analysten von Shore Capital hoben hervor, dass sich das Verhältnis der Schadensabwicklungen zu den verdienten Prämien verschlechtert habe.
In Zürich schließlich feierten die Aktien des Getränkekartonherstellers SIG Combibloc ein ordentliches Börsendebüt. Der Eröffnungskurs hatte bei 11,85 Franken gelegen und damit um mehr als 5 Prozent über dem Ausgabepreis von 11,25 Franken. Zuletzt notierten die Papiere bei gut 12 Franken.