von Peter Nurse
Investing.com - Zu Beginn des Handelstages setzten Anleger zunächst auf eine Erholung der europäischen Aktienindizes. Grund dafür war der Zweckoptimismus der gestrigen Aussagen der Weltgesundheitsorganisation, wonach China den Virus-Ausbruch unter Kontrolle hätte. Allerdings wächst aufgrund der rasant steigenden Zahl der Toten und Infizierten durch den Coronavirus das Vertrauen der Anleger in die Fähigkeit Chinas, die Krankheit zeitnah zu kontrollieren. In der Folge drehen die Börsen in Europa wieder in Minus, auch weil aktuelle Wirtschaftsdaten darauf hindeuten, dass die Wirtschaft der Eurozone vor dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union sich abkühlt.
Der deutsche DAX verlor 46 Punkte und der französische CAC 40 fiel 44 Punkte. Für den britischen FTSE 100 ging es um 70 Punkte nach unten und der europäische Standardindex Euro Stoxx 50 rutschte um 0,45 Prozent ab.
Die chinesische Zahl der Todesopfer durch den Coronavirus-Ausbruch ist auf 213 gestiegen, und fast 10.000 Menschen sind infiziert. Doch der Markt atmete zunächst auf, dass die Weltgesundheitsorganisation keine Reise- und Handelsbeschränkungen gegen China erlassen hat, obwohl sie den Ausbruch des Virus zum weltweiten Gesundheitsnotfall erklärt hat.
"Ich habe die Kapazitäten gesehen und glaube, dass China diesen Ausbruch so schnell wie möglich unter Kontrolle bringen wird", sagte der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Die Sektoren, die nach dem Virus-Ausbruch in China am stärksten unter Druck gekommen waren, haben sich am Freitag tendenziell besser entwickelt, darunter die Fluggesellschaften, die Luxusaktien, die Reise- und Freizeitbranche sowie die Bergbauwerte.
Den Gesamtmarkt auf die Sprünge geholfen hat auch Deutschlands größtes Bankhaus, die Deutsche Bank (DE:DBKGn), deren Aktie am Freitag um fast 4% zugelegt hat. Grund dafür ist ein besser als erwartet ausgefallener Quartalsbericht der Bank für das vierte Quartal. Dies lässt hoffen, dass die Restrukturierung der Bank durch CEO Christian Sewing an Fahrt gewinnt. Die Deutsche Bank verzeichnete 2019 immer noch Jahresverlust von 5,3 Milliarden Euro (5,8 Milliarden Dollar) in Folge. Es war der dritte hintereinander. Die Aktie hat sich in den letzten Jahren mehr als halbiert.
Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus der Eurozone haben die gute Stimmung aber eingetrübt. Die deutschen Einzelhandelsumsätze brachen im Dezember um 3,3% ein, während die französische Wirtschaft im letzten Quartal des vergangenen Jahres unerwartet schrumpfte. Das BIP ging überraschend um 0,1% zurück. Auch Italiens Wirtschaft schrumpfte überraschend um 0,3%.
Die Eurozone ist im vierten Quartal ebenfalls schwächer gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Schlussquartal lediglich 0,1%. Volkswirte hatten mit 0,2% gerechnet.
Im Interesse der Anleger stehen heute erneut die Unternehmensnachrichten aus den USA, wo Amazon (NASDAQ:AMZN) gestern am späten Donnerstag sensationelle Zahlen für das vierte Quartal veröffentlicht hat.
Die Zuversicht der WHO, dass der Ausbruch des tödlichen Coronavirus bewältigt werden kann, half dem Ölmarkt, sich von einem Dreimonatstief zu erholen.
Die Futures auf die US-Ölsorte West Texas Intermediate wurden 0,9% höher bei 52,65 Dollar gehandelt und die Nordseesorte Brent stieg um 0,7% auf 57,72 Dollar. Der COMEX Gold-Future zur Lieferung im Februar war dagegen um 0,4% niedriger bei 1.578,00 Dollar.