FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. März 2015. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Viele europäische Bankaktien legen nach längerer Durststrecke inzwischen wieder den Vorwärtsgang ein. Ob der Beginn der Anleihen-Käufe durch die EZB den Erholungsprozess fördert, scheint noch unklar.
In der Schuldenkrise standen viele europäische Banken kurz vor dem Abgrund und scheinen die Folgen der Finanzkrise immer noch nicht ganz überwunden zu haben. Laut Bloomberg gehören europäische Banken zu den am wenigsten profitablen Instituten. Die im Bloomberg World Banks Index abgebildeten Banken des Euroraums kämen auf Zwölfmonatssicht auf einen Nettogewinn von etwa 30 Milliarden US-Dollar. Das entspreche in etwa der Summe, die australische und kanadische Banken in dem Index verdienten. Allerdings verfügten diese nur über einen Bruchteil der Vermögenswerte ihrer europäischen Wettbewerber.
Finanzhäuser im Euroraum kommen Bloomberg zufolge auf Werte in Höhe von insgesamt etwa 17 Billionen US-Dollar. Das sind umgerechnet knapp 15 Billionen Euro, was die Kapitalbasis der meisten anderen Gruppen im Index deutlich übersteige. Trotzdem erreiche die durchschnittliche Kapitalrendite der Eurozonen-Institute mit unter 0,1 Prozent nur ein Zehntel des Wertes der US-Rivalen.
Schritt für Schritt aus der Misere
Trotz ausstehender Hausaufgaben schauen die meisten Banken mittlerweile wieder optimistisch in die Zukunft. Immerhin komme der Branchenindex EURO STOXX 600 Banks für die vergangenen drei Jahre auf ein bewegungsreiches Plus von knapp 50 Prozent. In den letzten zwölf Monaten stehen Gewinne in Höhe von 6,5 Prozent zu Buche. Damit kann die Branche zwar nicht mit DAX- und Euro Stoxx 50-Zuwächsen von 28 und 19 Prozent mithalten. Analysten erwarten allerdings eine Bereinigung so mancher Bankbilanz durch den Kauf von Staatsanleihen der Krisenländer durch die Europäische Zentralbank.
Auswirkungen ungewiss
Christopher Sornberger tut sich mit einer Prognose der längerfristigen Effekte durch die EZB-Anleihe-Käufe etwas schwerer. "Wir wissen noch nicht, ob die Banken die Papiere überhaupt verkaufen", gibt der Händler von Oddo Seydler zu bedenken. Denn das Halten der Bonds bei steigenden Kursen könne durchaus lukrativ sein. Selbst wenn die Rechnung der EZB aufgehe und die Kreditvergabe ausgeweitet würde, könnten freizügigere Hypotheken an Häuslebauer zu einer Blase am Immobilienmarkt führen. "Das bekäme wiederum der Bankensektor zu spüren."
An den Aktienmärkten wird die zusätzliche Liquidität schon mal mit neuen Rekorden gefeiert. Der nachgebende Euro locke zudem ausländische Anleger, die in europäische Aktien investieren. "Das zieht auch Bankenwerte mit nach oben", urteilt Sornberger. Insbesondere für US-amerikanische Investoren seien Investitionen in europäischen Wertpapieren mit dem Abstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar derzeit günstig. Sollte der Euro irgendwann eine Kehrtwende machen, würden zusätzlich Devisengewinne winken.
Vorschusslorbeeren für Thiam
Einen Sprung von 21,50 auf 23,50 Euro, das entspricht rund 10 Prozent, hat die Credit Suisse (SIX:CSGN) (WKN 876800) an diesem Montag mit der Ankündigung eines Wechsels an der Konzernspitze gemacht, wie Roland Stadler bemerkt. "Anleger erhoffen sich mit der Berufung von Tidjane Thiam die Auflösung des Reformstaus in der zweitgrößten Schweizer Bank", bemerkt der Händler der Baader Bank. Zudem plane der derzeitige Prudential-Chef den Ausbau der Geschäfte in Asien. Zwischen China, Indien und Indonesien entstehe eine Mittelschicht mit nahezu unbegrenzten Bedürfnissen für Spar- und Vorsorgeprodukte.
UBS macht Boden gut
Die UBS (SIX:UBSG) (WKN A12DFH) legte zum Wochenbeginn rund 2 Prozent zu. "Ob dies eine Reaktion auf die EZB-Anleihen-Käufe ist, bleibt offen", meint Sornberger. Die Entkoppelung des Schweizer Franken vom Euro scheine die UBS jedenfalls gut zu verkraften. Die Aktie hat auf Eurobasis seit Jahresbeginn rund 13 Prozent zugelegt.
Französische Banken behaupten sich
Aktien französischer Banken wie die Societe Generale (PARIS:SOGN) (WKN 873403) sind mit einen Anstieg von 35,33 auf 41,90 Euro seit Jahresbeginn gut gelaufen, wie Roland Stadler meint. Das Russlandgeschäft mache dem Unternehmen zu schaffen. Ebenso befinde sich die Aktie von BNP Paribas (PARIS:BNPP) (WKN 722734) mit einem Anstieg von 18,5 Prozent von 35,33 auf 41,90 Euro sein Januar auf Erholungskurs.
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von Iris Merker, Deutsche Börse (XETRA:DB1Gn) AG,© 12. März 2015
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