von Robert Zach
Investing.com - Angesichts rückläufiger mittelfristigen Inflationserwartungen keimte bei den Anlegern Optimismus auf, so dass der DAX zur Mittagszeit 1,3 Prozent höher bei 13.031 Punkte notierte. Dass die Rallye nicht gleich wieder verkauft werde, sei ein ermutigendes Zeichen, schrieben die Fondsexperten von apano. Für Unterstützung sorgte außerdem eine beschwichtigende Branchenstudie der Bank of America (NYSE:BAC), die den Chemiewerten Auftrieb verlieh.
Der MDAX, der die mittelgroßen deutschen Werte umfasst, legte um 1,71 Prozent auf 436,43 Punkte zu.
Den vorläufigen Umfrageergebnissen der Uni-Michigan zufolge sanken die fünfjährigen Inflationserwartungen auf 2,8 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr. Auch der kürzlich beobachtete Rückgang bei wichtigen Rohstoffen wie Öl, Benzin oder Weizen dürfte die Inflationssorgen nicht weiter schüren.
Nach den US-Inflationszahlen aus der letzten Woche hatten die Marktteilnehmer kurzzeitig mit einer Zinserhöhung um einen vollen Prozentpunkt Ende Juli gerechnet. Kurz vor Beginn der sogenannten Blackout-Periode relativierten einige US-Notenbanker diese Erwartungshaltung jedoch und befürworteten eine Erhöhung um lediglich 75 Basispunkte. Die Mehrheit des Marktes rechnet nun wieder mit einer gemäßigteren Zinsanhebung am 27. Juli.
"Die FED sieht sich bestätigt, dass sie auf dem richtigen Kurs ist und die Marktteilnehmer scheinen sich damit abgefunden zu haben, dass im Juli die 0,75 Prozent Zinserhöhung kommen wird. Zudem wird die von einigen Investoren befürchtete 1Prozent-Erhöhung wieder ausgepreist. Diese scheint im FED-Direktorium nicht mehrheitsfähig zu sein", hieß es in einem Kommentar der apano Fondsexperten.
Den DAX auf Erholungskurs hielt auch eine von der Bank of America veröffentlichte Studie zu Chemiewerten, aus der dpa-AFX zitierte. Bofa-Experte Matthew Yates empfahl die BASF-Aktie mit einem Kursziel von 50 Euro und vollzog damit eine Kehrtwende nach einer zuletzt skeptischen Einschätzung. Der Markt unterschätze die Absicherungsgeschäfte der Öl- und Gastochter Wintershall, sagte der Analyst. Insgesamt könnten fehlende Gaslieferungen aus Russland die Chemieproduktion in Deutschland bis 2024 um ein Fünftel drücken, erklärte er. Einige Aktien der Branche würden angesichts des jüngsten Kapitels der schwindenden Wettbewerbsfähigkeit bereits unter ihrem Buchwert gehandelt.
Mit Spannung blicken die Marktteilnehmer auf den 21. Juli. Bis dahin sollen die Wartungsarbeiten an der wichtigen Pipeline Nord Stream 1 abgeschlossen sein. Doch die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur befürchten, dass Moskau den Gashahn zugedreht lassen könnte.
Für einen reibungslosen Betrieb der Erdgaspipeline sei eine Turbine nötig, so Gazprom (MCX:GAZP), die sich in den letzten Wochen in einem Siemens-Werk in Kanada zur Reparatur befand. Kürzlich hatte die russische Zeitung Kommersant unter Berufung auf mit den Vorgängen vertraute Personen berichtet, dass die Turbine für die Nord Stream-Gaspipeline nach Abschluss der Reparaturarbeiten am 17. Juli per Flugzeug von Kanada nach Deutschland gebracht worden sei. Es dürfte weitere fünf bis sieben Tage dauern, bis die von Siemens Energy (ETR:ENR1n) gewartete Turbine Russland erreicht, sollte es keine Probleme mit der Logistik und dem Zoll geben, berichtete Kommersant.
Auf dem Wirtschaftskalender stehen heute der Monatsbericht der Bundesbank um 13.00 Uhr MEZ und der monatlich von der nationalen Bauherrenvereinigung NAHB veröffentlichte Immobilienmarktindex aus den USA um 16.00 Uhr. Ansonsten gehen die Blicke der Marktteilnehmer auf die EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag, wo die Euro-Währungshüter angesichts der rekordhohen Inflation erstmals seit mehr als zehn Jahren ihre Leitzinsen marginal um mindestens 0,25 Prozentpunkte erhöhen dürften.
Bei den Einzelwerten steht der Online-Bekleidungshändler Zalando (ETR:ZALG) mit einem Plus von knapp 5 Prozent an der Spitze der DAX-Kurstabelle. Knapp dahinter mit einem Plus von 3,9 Prozent rangieren die Papiere der Deutschen Bank (ETR:DBKGn), gefolgt von BASF (ETR:BASFN) mit 3,7 Prozent und Continental (ETR:CONG) mit 3,5 Prozent.
Das DAX-Ende bilden Sartorius (ETR:SATG) (-1,62 Prozent), Merck (ETR:MRCG) (-1,09 Prozent) und Fresenius Medical Care (ETR:FMEG) (-0,93 Prozent).