Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Hat die deutsche Wirtschaft ihre Talsohle bereits durchschritten?
Der Aktienmarkt sagt „Ja“. Der DAX ist mit besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen der Index-Schwergewichte Daimler (DE:DAIGn) (DE:DAIGn) und BASF (DE:BASFN) (DE:BASFN) auf den höchsten Stand seit Mai letzten Jahres gestiegen. Unterstützt wurde der deutsche Aktienmarkt zudem von der Hoffnung auf eine Lösung beim Brexit und beim Handelsstreit zwischen den USA und China. Das hat auch der Benchmark STOXX 600 Aufwind gegeben, die um 0,5% zulegte und auf den höchsten Stand seit Anfang letzten Jahres geklettert ist. Der Index ist jetzt nur noch weniger als 1 Prozent von der magischen Marke von 400 Punkten entfernt.
Unterdessen stieg der Einkaufsmanagerindex für das deutsche Verarbeitende Gewerbe im Oktober moderat an, als die Brexit-Unsicherheit leicht nachließ. Allerdings zeigte das Stimmungsbarometer (wie das Brexit-Drama auch) bereits einige Stabilisierungsversuche in diesem Jahr. Alle waren aber gescheitert.
Besonders auffällig waren die Zahlen von Daimler (DE:DAIGn) - die ersten, die der neue Vorstandsvorsitzende Ola Kallenius präsentierte: Der Hersteller von Mercedes-Benz Autos und Vans verzeichnete im abgelaufenen Quartal einen Umsatzanstieg von 8%, da der Absatz seiner Vans gegenüber dem Vorjahr um über 10% zunahm, während der Pkw-Absatz um 8% stieg. Dies kompensierte die schwache Entwicklung der Lkw-Sparte, die wiederum die starke Verlangsamung der weltweiten Unternehmensinvestitionen in diesem Jahr widerspiegelte.
Die Daimler-Aktie stieg um 4,6% auf ein Fünf-Monatshoch. Von den Sechsjahrestiefs, die das Papier vor gut zwei Monaten erreichte, erholte es sich um 30%. Und das trotz einer weiteren Warnung am Donnerstag, dass es weitere Prozesskosten im Zusammenhang mit dem Dieselgate-Skandal geben wird. Die Zahlen für das dritte Quartal wurden durch eine Geldstrafe von 870 Millionen Euro (970 Millionen US-Dollar) für den Dieselskandal belastet.
Die Misere von Daimler ist zum Teil hausgemacht, zum Teil aber auch durch äußere Umstände bedingt. So werden beispielsweise die Aussichten für die nächsten Quartale nicht mehr durch schwache Zahl der Fahrzeugzulassungen im vergangenen Jahr belastet, um neue Abgasvorschriften in der EU zu umgehen.
Der globale Automobilmarkt bleibt jedoch weiterhin angeschlagen, da sowohl der chinesische als auch der US-amerikanische Markt am Boden liegen. Die Gefahr von US-Sanktionen gegen EU-Autoimporte bleibt bestehen, aber US-Präsident Donald Trump wird alles in seiner Macht stehende tun, um die Wirtschaft im Jahr vor den nächsten Präsidentschaftswahlen auf Kurs zu halten. Einige Analysten glauben, dass der Absatz am Automarkt erst im Jahr 2022 wieder sein Niveau aus 2018 erreichen wird.
Natürlich spielt die Automobilindustrie im DAX eine wichtige Rolle. Daher ist es von großer Bedeutung, dass sich die Stimmung gegenüber dem Sektor nach einer langen Zeit der Underperformance zu wenden scheint. Im vergangenen Monat haben die Aktien von Volkswagen (DE:VOWG) um 13% zugelegt, während BMW (DE:BMWG) um 9% gestiegen sind. Der Zulieferer Schaeffler (DE:SHA_p) ist um 15% gestiegen, während Unternehmen wie Covestro (F:1COV), die einen großen Teil ihres Umsatzes aus der Auto-Branche erwirtschaftet, um 5% gestiegen sind.
Anderswo legte der britische FTSE 100 um 0,7% zu, nachdem das Pharmaunternehmen AstraZeneca (LON:AZN) und die Minenfirma Polymetal International (LON:POLYP) solide Geschäftsausblicke geliefert hatten.
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