München, 15. Nov (Reuters) - Die Folgen einer Corona-Infektion machen vielen Patienten auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus noch lange zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der Versichertendaten der zweitgrößten deutschen privaten Krankenkasse, DKV, die der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag vorlag. Die Behandlungskosten lägen bei Menschen, die nach dem Klinik-Aufenthalt als genesen gelten, im Schnitt 50 Prozent höher als vor der Erkrankung. "Unsere Auswertung zeigt: Wer nicht mehr infektiös ist, ist noch lange nicht gesund", sagte DKV-Vorstandschef Clemens Muth zu Reuters. "Corona wird uns also auch noch auf mittlere Sicht belasten."
Die DKV gehört zu Ergo, dem Erstversicherer der Münchener Rück MUVGn.DE . Der Krankenversicherer hat die Daten von 5735 seiner vollversicherten Kunden ausgewertet, bei denen bis Anfang November nach einem Test eine Corona-Infektion diagnostiziert wurde. 605 von ihnen, also elf Prozent, wurden so krank, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten, 49 starben. Dabei hatten 15 Prozent der stationär behandelten Patienten vorher mindestens zwei Jahre lang keine Rechnungen bei der Krankenkasse eingereicht. "Corona kann auch kerngesunde Menschen treffen", sagte Muth.
Besonders gefährlich ist Corona den DKV-Daten zufolge für Menschen mit Herzerkrankungen und Bluthochdruck. Bei mehr als zwei Drittel der an Covid-19 Leidenden wurde vor oder während der Behandlung eine der beiden Erkrankungen festgestellt. "Auch Personen mit Atemwegserkrankungen sind überproportional häufig vertreten", sagte Muth.
In der zweiten Welle im Herbst wurden bei den Versicherten der DKV prozentual deutlich mehr Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren infiziert als im Frühjahr. Dass die Pandemie für ältere aber deutlich gefährlicher ist, zeigt die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus: Jüngere Patienten bleiben im Schnitt sechs bis acht Tage mit Corona in der Klinik, über 70-Jährige 12 bis 13 Tage.