Berlin, 15. Nov (Reuters) - Im Zuge des Teil-Lockdowns ist die Gefahr einer Rezession in Deutschland Wirtschaftsforschern zufolge leicht gestiegen. Der von dem gewerkschaftsnahen Institut IMK entwickelte Indikator weist für November bis Ende Januar ein Rezessionsrisiko von 17,7 Prozent aus. Im Oktober waren es nur 12,6 Prozent. Trotz des Anstiegs bleibe das Risiko aber "insgesamt relativ niedrig", so IMK-Forscher Thomas Theobald. Der Indikator, der am Montag veröffentlicht wird und Reuters vorab vorlag, bündelt die aktuell verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage.
Der leichte Anstieg der Rezessionswahrscheinlichkeit beruht nach der IMK-Analyse auf einem Rückgang der Auftragseingänge aus dem Ausland für das Verarbeitende Gewerbe und einer Eintrübung der Finanzmarktindikatoren. Aktuell sorgten vor allem die Berichte über Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung gegen Covid-19 allerdings dafür, dass sich die Finanzindikatoren wieder aufhellten, so IMK-Forscher Theobald. Die Barometer-Daten liefern dem IMK zusätzliche Argumente für die Einschätzung, dass die konjunkturelle Erholung in den Wintermonaten einen "spürbaren Dämpfer" erfährt.
Diese Prognose deckt sich mit der Einschätzung der Bundesregierung: Das Wirtschaftsministerium geht davon aus, dass die neuen Corona-Maßnahmen die Erholung dämpfen, aber nicht abwürgen werden. Die Konjunktur werde vor allem durch die Einschränkung der Konsummöglichkeiten beeinträchtigt, heißt es im jüngst veröffentlichten Monatsbericht des Ministeriums.
Die deutsche Wirtschaft hatte sich im Sommerquartal mit einem Rekordwachstum von 8,2 Prozent aus der Rezession befreit, nachdem sie im Frühjahr mit 9,8 Prozent so stark eingebrochen war wie noch nie. Für das laufende Schlussquartal rechnen allerdings einige Experten damit, dass das Bruttoinlandsprodukt erneut sinken könnte - wenn auch nur leicht.