PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Montag nach ihrer jüngsten Rally etwas Dampf abgelassen. Anleger hatten in der vergangenen Woche im Zuge positiver Signale aus den Handelsgesprächen zwischen den USA und China kräftig zugegriffen und den Eurostoxx 50 (Euro Stoxx 50) auf ein Mehrmonatshoch getrieben. Nun herrschte wieder etwas Vorsicht - auch angesichts weiter steigender Ölpreise.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone sank um 0,27 Prozent auf 3438,06 Punkte, war allerdings am Freitag noch auf den höchsten Stand seit August 2018 geklettert. Letztlich hatte der Leitindex der Eurozone dann einen Wochengewinn von fast 3 Prozent eingefahren. Der französische Leitindex Cac 40 (CAC 40) gab zum Wochenstart um 0,08 Prozent auf 5471,78 Punkte nach. Für den britischen FTSE 100 (GB0001383545) ging es um 0,07 Prozent auf 7451,89 Zähler nach oben.
Ernsthafte Neuigkeiten im Zollstreit gab es bislang keine. Und auch in Sachen Brexit wird weiter gewartet. Das britische Oberhaus berät nun über den Brexit-Aufschub. Das Oberhaus gilt als überwiegend proeuropäisch, daher wird mit einer Mehrheit gerechnet. Sollte es gelingen, dass der Entwurf noch am späten Montagabend das Oberhaus passiert, könnte das Gesetz am Dienstag von Königin Elisabeth II. unterzeichnet werden und in Kraft treten. Sollten jedoch Änderungsanträge eine Mehrheit bekommen, geht der Gesetzentwurf an das Unterhaus zurück. Dort könnten die Änderungen wieder rückgängig gemacht werden.
Unterdessen stiegen die Ölpreise angesichts hoher Angebotsrisiken weiter und erreichten den höchsten Stand seit fünf Monaten. Grund ist vor allem die drohende Eskalation der Krise in Libyen, wo der abtrünnige Rebellenkommandeur Chalifa Haftar versucht, in die Hauptstadt Tripolis vorzurücken.
Unter den Branchen des Stoxx Europe 600 zählte der Ölsektor (STOXX Europe 600 Oil & Gas) als Favorit mit plus 0,87 Prozent zu den wenigen Branchen mit Kursgewinnen. Schwach dagegen zeigte sich der ölabhängige Reise- und Freizeit-Sektor (Stoxx 600 Travel & Leisure PR) mit minus 0,93 Prozent. Nur der Immobiliensektor (STOXX Europe 600 RE Cap EUR Price) verbuchte mit minus 1,26 Prozent einen noch größeren Abschlag. Vor allem in Deutschland gerieten Immobilienwerte unter Beschuss angesichts stärker werdender Protestbewegungen in deutschen Großstädten im Zuge stark steigender Mieten.
Die Anteile des Rüstungskonzerns und Boeing (112:BA)-Zulieferers Safran (9:SAF) zählten im EuroStoxx mit minus 1,95 Prozent zu den größten Verlierern und litten unter Neuigkeiten des US-Flugzeugbauers. Nach zwei Abstürzen und diverser Flugverbote fährt Boeing nun die Produktion seiner Baureihe 737 Max herunter.
Boeing zählt auch zu den größten Kunden der britischen Maschinenbauer Senior (3:SNR) und Meggitt (3:MGGT) und der Beteiligungsgesellschaft Melrose Industries (3:MRON). Die Papiere von Senior büßten daher mehr als 6 Prozent ein, die von Melrose knapp 2 Prozent. Meggitt schafften es indes mit 0,15 Prozent ins Plus. Freuen durften sich auch die Anteilseigner von Airbus (9:AIR): Die Aktien des Boeing-Rivalen gewannen an der EuroStoxx-Spitze 1,74 Prozent.
Aena (11:AENA) verloren in Madrid mehr als 2 Prozent. Sie litten unter einer Abstufung durch das kanadische Analysehaus RBC. Stephanie D'Ath kappte ihr Anlageurteil für die Aktie des Flughafenbetreibers von "Sector Perform" auf "Underperform" und rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit zunehmenden regulatorischen Risiken sowie mit möglicherweise sinkenden Start- und Landegebühren.