von Robert Zach
Investing.com - Die Uniper-Aktie (ETR:UN01) ist am Dienstag auf ein neues Rekordtief gefallen. Das Papier des größten Gashändlers Deutschlands markierte heute Morgen mit 5,73 Euro seinen tiefsten Stand überhaupt. Danach setzte eine moderate Erholung zurück über die 6-Euro-Marke auf 6,15 Euro ein. Zuletzt verlor die Aktie 5,73 Prozent. Seit Anfang des Jahres hat Uniper bereits 85 Prozent seines Börsenwertes verloren.
Für Druck auf den Aktienkurs sorgt weiterhin der Einstieg der Bundesregierung in den angeschlagenen Energieriesen, der eine enorme Verwässerung der Altaktionäre zur Folge hat.
Zwei namhafte Investmentbanken haben daraufhin bereits ihre Kursziele für Uniper gesenkt. Konkret handelt es sich dabei um Goldman Sachs (NYSE:GS) und JPMorgan (NYSE:JPM). Goldman Sachs senkte sein Kursziel von 10 Euro auf 4,50 Euro und verwies dabei auf die bis Anfang Oktober anhäufenden Handelsverluste in seinem Gasgeschäft. Die Analysten beziffern den erwarteten Verlust auf 6,2 Milliarden Euro. JPMorgan nahm die massive Kapitalerhöhung zum Bezugspreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre und die milliardenschwere Pflichtwandelanleihe zum Anlass, ihr Anlageurteil von "Overweight" auf "Underweight" zu senken und ihr Kursziel um 26,50 Euro auf 5,50 Euro zu reduzieren.
Und da der Gaspreis am TTF-Hub im Zuge der von Gazprom (MCX:GAZP) für Mittwoch um 6 Uhr morgens angekündigten weiteren Drosselung der russischen Gasversorgung durch die Nord Stream 1-Pipeline nach Deutschland auf nur noch 20 Prozent der Maximalkapazität weiter steigt, drohen Uniper noch größere Verluste. Denn: Der Gashändler muss für Ersatz sorgen. Dazu muss er Gas zu einem hohen Preis auf dem Spotmarkt kaufen, kann diesen aber noch nicht an die Verbraucher weitergeben.
Einziger Hoffnungsschimmer für Uniper ist derzeit, dass das Unternehmen die höheren Einkaufspreise für Gas ab Oktober an seine Kunden weitergeben kann. Zu den Kunden von Uniper gehören einige hundert Stadtwerke.
Angesichts der Dynamik des Ausverkaufs und der anhaltenden Gasproblematik gibt es eigentlich keinen Grund, Uniper-Aktien zu kaufen. Allerdings nähert sie sich allmählich den von Goldman Sachs und JPMorgan ausgegebenen Preiszielen, so dass eine Erholung mittelfristig durchaus möglich ist. Dennoch gilt auch hier das Börsensprichwort "Greife nie in ein fallendes Messer", denn es gibt gute Gründe, warum eine Aktie so stark fällt. rz