Die US-Berichtssaison zum vierten Quartal beginnt diese Woche mit JPMorgan Chase (NYSE:JPM), Citigroup (NYSE:C) und Wells Fargo (NYSE:WFC), die alle ihre neuesten Finanzergebnisse vor Börsenbeginn in den USA am Freitag, dem 15. Januar, veröffentlichen werden.
FactSet-Daten zeigen, dass Analysten davon ausgehen, dass die Gewinne im vierten Quartal im S&P 500 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,8% sinken werden, was hauptsächlich auf die anhaltenden negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zurückzuführen ist.
Sollte sich dies bestätigen, würde das vierte Quartal 2020 den drittgrößten Ergebnisrückgang des Index gegenüber dem Vorjahr seit dem dritten Quartal 2009 bringen, der nur hinter dem ersten und zweiten Quartal des vergangenen Jahres zurückbleibt. Es ist auch das siebte der letzten acht Quartale, in dem der Index einen Gewinnrückgang gegenüber dem Vorjahr verzeichnet.
Für sieben Sektoren wird ein Ergebnisrückgang im Jahresvergleich prognostiziert, angeführt von den Sektoren Energie, Industrie und Nicht-Basiskonsumgüter. Demgegenüber stehen vier Sektoren, darunter Werkstoffe und Gesundheitswesen, die ein annualisiertes Gewinnwachstum erzielen dürften.
Die Umsatzerwartungen sind etwas ermutigender. Die Umsätze sollen den Prognosen zufolge um 0,4 % gegenüber dem Vorjahr wachsen. Sollte sich dies bestätigen, wäre dies das erste Mal seit Q1 2020, dass der Index ein Umsatzwachstum im Jahresvergleich erzielt.
Sechs der elf Sektoren dürften im Jahresvergleich einen Umsatzanstieg melden, angeführt vom Gesundheitssektor. Im Gegensatz dazu wird für fünf Sektoren ein Rückgang des jährlichen Umsatzwachstums vorhergesagt, allen voran für die Sektoren Energie und Industrie.
Im Folgenden stellen wir zwei Sektoren vor, deren Geschäftsergebnisse voraussichtlich besonders stark einbrechen werden, und einen Sektor, in dem eine relative Gewinnstärke zu erwarten ist.
Energie: Niedrigere Ölpreise belasten die Ergebnisse
- Voraussichtlicher Rückgang des GpA im vierten Quartal: -98,4% im Jahresvergleich
- Voraussichtlicher Umsatzrückgang im vierten Quartal: -32,7% im Jahresvergleich
Für den Energiesektor wird der größte Gewinnrückgang im Jahresvergleich aller elf Sektoren prognostiziert. FacSet sagt einen erstaunlichen Rückgang des Gewinns pro Aktie für das vierte Quartal um 98,4% gegenüber dem Vorjahr vorher.
Angesichts der niedrigen Rohölpreise, die den Sektor belasten - der durchschnittliche Ölpreis lag im vierten Quartal 2020 bei 41,94 USD pro Barrel und damit 26% unter dem durchschnittlichen Preis des vierten Quartals 2019 von 56,87 USD - wird auch ein Umsatzrückgang von 32,7% erwartet, der schlimmste Rückgang im Jahresvergleich in allen elf Sektoren.
Zwei Unternehmen heben sich mit Prognosen für einen deutlichen Ergebnisrückgang von der Gruppe ab. Valero Energy (NYSE:VLO), für das ein Verlust von 1,22 USD je Aktie erwartet wird, verglichen mit einem Gewinn von 2,13 USD je Aktie im Vorjahreszeitraum. Auch Phillips 66 (NYSE:PSX) wird voraussichtlich einen Verlust von 0,54 Dollar pro Aktie ausweisen, nach einem Gewinn pro Aktie von 1,54 Dollar im Jahr zuvor.
Ein anderer prominenter Konzern, der im 4. Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen muss, ist Chevron (NYSE:CVX). Analysten rechnen mit einem Gewinn von 0,07 Dollar pro Aktie - das ist deutlich weniger als der Gewinn pro Aktie von 1,24 Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Tatsächlich ist der Energy Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLE), der einen nach Marktkapitalisierung gewichteten Index der US-amerikanischen Energieunternehmen im S&P 500 abbildet, in den letzten 12 Monaten um 27% gesunken, während der S&P 500 im gleichen Zeitraum um fast 16% stieg.
Neben den Big Oil-Aktien wie Exxon (NYSE:XOM) und Chevron gehören Schlumberger (NYSE:SLB), EOG Resources (NYSE:EOG), Marathon Petroleum (NYSE:MPC) und Kinder Morgan (NYSE:KMI) zu den größten Beteiligungen.
Industriewerte: Fluggesellschaften im freien Fall
- Voraussichtlicher Rückgang des GpA im vierten Quartal: -34,8% im Jahresvergleich
- Voraussichtlicher Umsatzrückgang im vierten Quartal: -10,6% im Jahresvergleich
Für die Industrie wird mit -34,8% der zweithöchste Gewinnrückgang im Jahresvergleich aller elf Sektoren prognostiziert.
Von den zwölf Branchen des Sektors wird für fünf ein zweistelliger Ergebnisrückgang erwartet: Diese sind Fluggesellschaften (-347%), Industriekonglomerate (-21%), Handelsunternehmen und Vertriebshändler (-13%), Elektrogeräte (- 11%) und Bauprodukte (-10%).
Für den Industriesektor wird mit einem Minus von 10,6% der zweitgrößte Umsatzeinbruch im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Die Luftfahrtindustrie dürfte mit -66% erneut den größten Beitrag zum Umsatzrückgang im Jahresvergleich leisten. Der Grund: sie kämpft weiterhin mit den negativen Auswirkungen der anhaltenden Gesundheitskrise durch das Coronavirus.
Es überrascht nicht, dass die US-amerikanische Airline-Industrie in den letzten 12 Monaten eine drastische Underperformance gegenüber dem Gesamtmarkt gezeigt hat, wobei der wichtigste börsengehandelte Fonds des Sektors - der US Global Jets ETF (NYSE:JETS) - im Jahresvergleich um etwa 29% gefallen ist.
Zu den Top-Positionen des ETFs zählen Southwest Airlines (NYSE:LUV), Delta Air Lines (NYSE:DAL), United Airlines (NASDAQ:UAL) und American Airlines (NASDAQ:AAL).
Gesundheitswesen: BioTech & Pharma mit Covid-Boost
- Voraussichtlicher Anstieg des GpA im vierten Quartal: +6,6% im Jahresvergleich
- Voraussichtliches Umsatzwachstum im vierten Quartal: +10% im Jahresvergleich
Der Gesundheitssektor dürfte vom Wettlauf um erfolgreiche Impfstoffe und Behandlungsmethoden gegen COVID-19 Rückenwind erhalten. Analysten zufolge wird dieser Sektor das zweithöchste Gewinnwachstum aller elf Sektoren im Jahresvergleich aufweisen. Der Gewinn je Aktie soll im Vergleich zum Vorjahr um 6,6% steigen.
Fünf der sechs Teilbranchen des Sektors werden voraussichtlich ein besseres Ergebnis erzielen als noch vor einem Jahr. Für den Sektor Biotechnologie ist mit einer zweistelligen Gewinnsteigerung von 15% zu rechnen. Auch im Segment Pharma gehen Analysten von einem Gewinnwachstum von fast 13% im Jahresvergleich aus.
Der Sektor dürfte zudem mit +10,0% das höchste Umsatzwachstum aller elf Sektoren im Jahresvergleich aufweisen. Fünf der sechs Subbranchen des Sektors werden voraussichtlich ein Umsatzwachstum aufweisen, angeführt von zweistelligen Zuwächsen in der Gruppe Life Sciences Tools & Services (+22%) und Biotechnologie (+20%).
Der Health Care Select Sector SPDR®-Fonds (NYSE:XLV), der wichtigste ETF des Sektors, befindet sich in der Nähe von Allzeithochs und ist in den letzten 12 Monaten um fast 14% gestiegen.
Noch beeindruckender lief der iShares Nasdaq Biotechnology ETF (NASDAQ:IBB), der die Top-Biotechnologie- und Pharmaunternehmen abbildet, die an der NASDAQ notiert sind, und im vergangenen Jahr um mehr als 31% gestiegen ist.
Unternehmensseitig sollten vor allem Moderna (NASDAQ:MRNA) und Abbott Laboratories (NYSE:ABT) beobachtet werden. MRNA, das einen Impfstoff gegen COVID-19 entwickelt hat, dürfte einen Umsatz von 293,2 Mio. Dollar erzielen und damit um fast 2.000% mehr als im Vorjahr (14,1 Mio. Dollar), während bei ABT ein Umsatz von 9,94 Mrd. Dollar erwartet wird, was den Vorjahreswert von 8,31 Mrd. Dollar deutlich übersteigt.