Die Berichtssaison an der Wall Street für das zweite Quartal läuft in den kommenden Wochen auf Hochtouren. Die Anleger stellen sich angesichts der anhaltenden Corona-Krise auf die schlechteste Bilanzsaison seit mehr als zehn Jahren ein.
Die am stärksten betroffenen Sektoren werden voraussichtlich Energie mit einem Gewinnrückgang von 154% sein, gefolgt von Nicht-Basiskonsumgütern, wo der Ertrag voraussichtlich um 114% sinken wird. Im Vergleich dazu wird erwartet, dass die Unternehmensgewinne im Technologiebereich nur um 8% nachgeben.
In einer beispiellosen Entwicklung machen mittlerweile nur fünf Unternehmen - Apple, Microsoft, Amazon.com, Alphabet und Facebook - mehr als 20% der gesamten Marktkapitalisierung des S&P 500 aus. Dies erhöht das Risiko für den breiteren Markt, da es die Bedeutung der Ertragsentwicklung einer kleineren Gruppe von Unternehmen erhöht.
Insgesamt sind 74% der globalen Fondsmanager long im Techsektor. Damit ist dies die am stärksten überlaufene Wette in der jahrzehntelangen Geschichte der Bank of America (NYSE:BAC) Merrill Studie unter Fondsmanagern. 
Das Ergebnis: Die Quartalszahlen der folgenden fünf Titel könnten die aktuelle Marktrallye entweder verstärken oder zusammenbrechen lassen.
1. Microsoft berichtet am 22. Juli nach Handelsende an der Wall Street
- Q2-Gewinnschätzung: +1,4% pro Aktie im Jahresvergleich
- Q2-Umsatzschätzung: +8% im Jahresvergleich
Microsoft (NASDAQ:MSFT) hat sich während der gesamten Corona-Krise gut entwickelt und ist an der Börse in den letzten vier Monaten um 51% gestiegen. Die Aktie, die am 9. Juli ein Rekordhoch von 216,35 USD erreichte, beendete den Dienstag zu 208,35 USD. Mit einer Marktkapitalisierung von 1,58 Billionen US-Dollar ist Microsoft das zweitwertvollste Unternehmen der Welt.
Der Technologieriese aus Redmond, Washington, verzeichnete einen Anstieg der Nachfrage nach seinen Cloud-basierten Diensten, da mehr Unternehmen viel Geld für die Aktualisierung ihrer Online-Dienste als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie und die daraus resultierenden Verschiebungen des Verbraucherverhaltens weg vom Ladeneinkauf ausgaben. 
Microsoft wird voraussichtlich nach der Schlussglocke am Mittwoch, dem 22. Juli, sein Ergebnis für das vierte Quartal des Geschäftsjahres veröffentlichen. Dem Durchschnitt der Schätzungen nach wird der Software-Riese einen Gewinn von 1,39 USD je Aktie ausweisen, knapp über dem Gewinn je Aktie von 1,37 USD im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz wird voraussichtlich bei 36,42 Milliarden US-Dollar liegen, ein Plus von 8% gegenüber einem Umsatz von 33,72 Milliarden US-Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Eine weitere wichtige Kennzahl, auf die sich Investoren konzentrieren werden, ist das Wachstum in seinem Segment Intelligent Cloud, zu dem Azure, GitHub, SQL Server, Windows Server und andere Unternehmensdienstleistungen gehören. Der Umsatz mit kommerziellen Cloudprodukten von Microsoft stieg im letzten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 39% auf 13,3 Mrd. USD, während der Umsatz mit Azure-Diensten um 59% zunahm.
2. Amazon berichtet am 23. Juli nach Handelsende an der Wall Street
- Q2-Gewinnschätzung: -73,7% pro Aktie im Jahresvergleich
- Q2-Umsatzschätzung: +27,4% im Jahresvergleich
Amazon.com (NASDAQ:AMZN) hat die anhaltende von Coronaviren verursachte Volatilität an den Aktienmärkten viel besser überstanden als der breitere Markt und ist seit Ende März um fast 65% gestiegen. Die Aktien, die am Montag ein Rekordhoch von 3.344 USD erreichten, beendeten den Handel gestern Abend zu 3.084,00 USD. Mit einem Wert von 1,51 Billionen US-Dollar ist Amazon an dritter Stelle der wertvollsten Unternehmen an der US-Aktienbörse.
Das in Seattle, Washington, ansässige Unternehmen war wohl einer der bekanntesten Gewinner der Corona-Krise und profitierte vom zunehmenden Online-Einkauf während der Krise.
Amazon berichtet das nächste Mal am Donnerstag, dem 23. Juli, nach Handelsende. Analysten erwarten einen Umsatz von 80,8 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal, was eine Wachstumsrate von 27,4% gegenüber dem Vorjahr bedeuten würde, was sowohl die Stärke im E-Commerce als auch im Cloud-Computing widerspiegelt. Es wird jedoch prognostiziert, dass der Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 74% auf 1,37 USD je Aktie absinken wird, was auf hohe Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen für die Mitarbeiter im Zuge der Pandemie und die Verbesserung der Lieferlogistik zurückzuführen ist.
Neben GpA und Umsatz werden sich die Anleger auch auf das boomende Cloud-Computing-Geschäft des Unternehmens konzentrieren, um zu sehen, ob es sein rasantes Expansionstempo beibehalten kann. Der Umsatz von Amazon Web Services stieg in den ersten drei Monaten des Jahres auf 10,22 Milliarden US-Dollar. Damit lag der AWS-Umsatz im ersten Quartal über der Marke von 10 Milliarden US-Dollar.
3. Facebook berichtet am 23. Juli nach Handelsende an der Wall Street
- Q2-Gewinnschätzung: +50,5% pro Aktie im Jahresvergleich
- Q2-Umsatzschätzung: +1,3% im Jahresvergleich
Ein weiteres Börsenschwergewicht aus dem Technologiebereich, dem die Corona-Krise gutgetan hat, ist Facebook (NASDAQ:FB), dessen Aktienkurs in den letzten vier Monaten um etwa 60% gestiegen ist. Die Aktie erreichte am Montag ein Rekordhoch von 250,05 USD und beendete den Handel gestern zu 239,73 USD. Facebook hat derzeit einen Wert von 681 Milliarden US-Dollar und ist damit das kleinste der fünf großen Technologieunternehmen und das einzige mit einer Marktkapitalisierung von unter 1 Billion US-Dollar. 
Der in Menlo Park, Kalifornien, ansässige Soziale-Medien-Riese gilt allgemein als einer der größten Gewinner der Covid-19-Krise, da die Vorschriften daheim zu bleiben und zur sozialen Distanzierung ihn wichtiger denn je gemacht haben, um virtuell mit Freunden und Familie in Verbindung zu bleiben.
Es überrascht nicht, dass alle drei Plattformen, zu denen neben Facebook auch Instagram und WhatsApp gehören, ein wachsendes Publikum haben. Das soziale Netzwerk zählt jetzt 2,6 Milliarden Mitglieder.
Facebook, das sich mitten in einem globalen Boykott von 1.000 Werbetreibenden wegen des Umgangs mit Hassreden und Fehlinformationen befindet, wird seinen nächsten Quartalsbericht am Mittwoch, dem 29. Juli, nach Handelsende vorlegen. Analysten sehen den Gewinn pro Aktie im zweiten Quartal über 50% höher als Vorjahreszeitraum auf 1,37 USD, während der Umsatz von 16,89 Mrd. USD im Vorjahreszeitraum auf 17,1 Mrd. USD gestiegen sein soll.
Jenseits von Umsatz und Gewinn werden die Investoren hören wollen, welche Folgen der Boykott auf die Werbeeinnahmen im Rest des Jahres 2020 und darüber hinaus haben dürfte.
4. Apple berichtet am 23. Juli nach Handelsende an der Wall Street
- Q2-Gewinnschätzung: -7,8% pro Aktie im Jahresvergleich
- Q2-Umsatzschätzung: -5,3% im Jahresvergleich
Jeder, der die Börse beobachtet, weiß wahrscheinlich, dass die Apple-Aktien (NASDAQ:AAPL) in den letzten Monaten auf einem Höhenflug waren. Das Technologie- und Konsumartikelkonglomerat verzeichnete seit Ende März einen Anstieg seines Aktienkurses um rund 70%, obwohl der breitere Markt von starker Volatilität durchgeschüttelt wurde.
Die Aktie, die am Montag ein Allzeithoch von 399,82 USD erreichte, beendete den Dienstag zu 388,23 USD. Der Konzern hat einen Marktwert von 1,68 Billionen US-Dollar und ist damit das wertvollste Unternehmen am US-Aktienmarkt.
Der in Cupertino, Kalifornien, ansässige Technologiegigant wird seine neuen Quartalszahlen am Donnerstag, dem 30. Juli, nach Handelsende vorlegen. Analysten sagen im Durchschnitt einen Gewinn pro Aktie von 2,01 USD für das dritte Geschäftsquartal voraus, rund 8% weniger als die 2,18 USD im Vorjahreszeitraum.
Der Umsatz wird voraussichtlich um 5,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 50,92 Mrd. USD sinken. Der Umsatz dürfte in den meisten Teilen der USA und in Europa stark von Ladenschließungen und wirtschaftlichen Sperrmaßnahmen betroffen gewesen sein.
Auch wenn Apple keine Verkaufszahlen für Einzelpositionen in seiner Produktpalette mehr meldet, werden viele gespannt sein, ob das Unternehmen Einblicke zum iPhone SE abgeben wird, das Mitte April angekündigt wurde. Alle Aktualisierungen des Wachstums in seinem Wearables-Segment, zu denen AirPods und Apple Watch gehören, dürften ebenfalls von Interesse sein.
5. Google berichtet am 30. Juli nach Handelsende an der Wall Street
- Q2-Gewinnschätzung: -44,4% pro Aktie im Jahresvergleich
- Q2-Umsatzschätzung: -4,7% im Jahresvergleich
Googles Konzernmutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) hat seit den Anfängen der Coronavirus-Pandemie profitiert, hauptsächlich aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach Cloud-bezogenen Diensten. Die Sorge um geringere Werbeausgaben hat jedoch die Kursgewinne des Suchmaschinenriesen im Zaum gehalten.
Offensichtlich ist die Google-Aktie, die am Montag ein Rekordhoch von 1.576,16 USD erreichte und gestern Abend zu 1.520,86 USD den Handel beendete, hinter den anderen vier oben genannten Namen zurück, da das Papier in den letzten vier Monaten um "nur" 42% zulegte. Mit einer Marktkapitalisierung von 1,04 Billionen US-Dollar steht es an vierter Stelle der Börsenriesen am US-Aktienmarkt.
Google wird voraussichtlich sein Finanzergebnis für das zweite Quartal nach US-Handelsschluss am Donnerstag, dem 30. Juli, veröffentlichen. Im Durchschnitt sehen die Analysten den Gewinn bei 7,90 USD je Aktie, ein deutlicher Rückgang gegenüber den 14,21 USD im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz wird voraussichtlich 37,11 Milliarden US-Dollar betragen, nach 38,94 Milliarden US-Dollar im Vorjahresquartal.
Die Hauptfrage für die Anleger ist, wie stark sich die Corona-Krise und die wirtschaftlichen Sperrungen negativ auf das Werbegeschäft des Unternehmens niedergeschlagen haben. Die Werbeeinnahmen von Google stiegen im Vorquartal auf 33,76 Milliarden US-Dollar, was 82% des gesamten Quartalsumsatzes des Unternehmens entspricht.
Ein Segment, das rasant wachsen sollte, ist jedoch die Google Cloud Platform von Alphabet, deren Umsatz im letzten Quartal um 52% auf 2,78 Mrd. USD hochschoss.