von Haris Anwar
Der Artikel erschien am 9. April 2018 im englischen Original unter dem Titel 'Apple: Defensive High-Tech Stock With Strong Buy-And-Hold Potential' auf Investing.com.
Technologieaktien hatten einen eindrucksvollen Lauf in 2017 und gewannen über das Jahr mehr als 30% hinzu. 2018 allerdings ist nicht annähernd so verheißungsvoll und das Investmentklima in diesem Bereich bleibt unsicher. Einige der größten Technologietitel, wie Google (NASDAQ:GOOGL), Facebook (NASDAQ:FB) oder Twitter (NYSE:TWTR) stehen unter extremen Verkaufsdruck. Andere haben bisher noch keine Richtung gefunden.
Investoren, die einmal gehofft haben könnten, dreistellige Gewinne mit einigen dieser hochkarätigen Wachstumspapiere einzufahren, sind nun ratlos über die Zukunft ihres Geldes. In diesem entmutigenden Umfeld allerdings, sehe ich einige Technologieaktien, die guten Wert fürs Geld liefern, für Investoren, die Geduld und einen langfristigen Anlagehorizont haben.
Als langfristiger Investor sollte man Aktien auf Grundlage der langfristigen Perspektiven für ein Unternehmen auswählen. Zunahmen im Aktienkurs geschehen über die Jahre hauptsächlich, wenn die Fundamentaldaten des Unternehmens, wie Gewinne und Umsätze, die Expertise und die Vision des Managements und die Position in der Branche, alle positiv sind. Mit solchen Erwägungen im Hinterkopf, glaube ich, dass Apple eine gute Ergänzung für jedes langfristig angelegte Portfolio darstellt. Und hier kommt wieso.
Kein Hochtechnologieunternehmen
Die Apple-Aktie hat bisher in diesem Jahr nichts für ihre Anleger getan. Der Kurs steht mehr als 2% tiefer, hauptsächlich wegen der höheren Volatilität am Markt und die Unsicherheit der Investoren über das künftige Wachstum des Vorzeigemodells iPhone.
Ich denke allerdings, dass die Investoren Apple fälschlich in die Kategorie der Wachstumswerte aus dem Technologiesektor eingeordnet haben, von denen sie sich jedes Jahr hohe Kursgewinne versprechen. Wie ich es sehe ist Apple eher ein Konsumgüterkonzern, der für Investoren eine attraktive Chance darstellt, attraktive Renditen durch unter anderem Dividenden und Aktienrückkäufe einzufahren.
Wenn man Apple als Konsumgüterunternehmen ansieht, anstatt als Technologiefirma, dann sieht die Aktie wie ein großartiger Kandidat für ein langfristiges Engagement aus. Der Konsens der Analystenvorhersagen sieht Apples Umsatz und Gewinne in diesem Jahr 14% bzw. 24% höher. Dennoch liegt der Kurs der Aktie lediglich auf dem 13 fachen des vorhergesagten Gewinns.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis sieht sehr attraktiv aus, wenn man es mit anderen Konsumgüterunternehmen vergleicht, die sich in ihren Branchen eine sichere Stellung aufbauen konnten. Procter & Gamble (NYSE:PG) zum Beispiel wird zu einem KGV von 17 gehandelt, aber Analysten erwarten lediglich ein Gewinnwachstum von 7% in diesem Jahr. Colgate-Palmolive (NYSE:CL) wird zum 22 fachen seines künftigen Gewinns gehandelt, aber die Wall Street geht für das laufende Jahr von einem Anstieg um lediglich 11% aus.
400 Mrd USD an die Aktionäre
Wenn es darum geht, Bares an die Investoren auszuschütten, dann ist Apple extrem gut positioniert, diese Strategie aggressiv zu verfolgen. Seit das Unternehmen in 2012 sein Dividendenprogramm wieder aufgenommen hat, erhöhte es seine Quartalsdividende jedes Jahr um durchschnittlich 10,7%.
Einige der führenden Analysten, wie die von Citi Research, glauben, dass Apple die Steuerreform nutzen werde, um seine Aktienrückkäufe und Dividendenprogramme erheblich auszubauen. "Für die Zukunft erwarten wir, dass die Anleger auf die Folgen von Apples Strategie zur Kapitalausschüttung fokussiert sein werden, die unserer Schätzung nach, um 100 Mrd zunehmen könnte" schrieb Citi Analyst Jim Suva letzte Woche in einer Kundenmitteilung.
Suva, während er sein Kursziel von 200 USD für die Apple Aktie bestätigte (die Aktie beendete den Handel am vergangenen Freitag zu 168,38 USD), sagt voraus, dass Apple auf seiner nächsten Analystenkonferenz, die vorläufig auf Dienstag, den 1. Mai angesetzt ist, eine Aufstockung seiner Kapitalrückzahlungen auf etwa 400 Mrd USD ankündigen will, vom derzeitig genehmigten Rahmen von 300 Mrd USD.
Dieser neuerliche Fokus auf die Ausschüttungen des Unternehmens bedeutet nicht, dass es Apple an Innovationen und neuen Ideen mangelt. Ich denke, Apple birgt noch viel Überraschungspotential für die Wall Street, trotz einiger Anzeichen, dass der "Superwachstums"zyklus seinen Höhepunkt überschritten hat.
Letzte Woche berichtete Bloomberg News, dass Apple für 2020 die Herstellung eigener Chips für Macs plane. Dies würde einfacher für Apple machen, Hardware und Software stärker zu integrieren, ohne auf Intel (NASDAQ:INTC), seinem gegenwärtigen Lieferanten, warten zu müssen, um einen neuen Chip zu bauen. Apple arbeitet zudem an Technologie, die es Nutzern erlauben würde, das iPhone ohne Berühren des Bildschirms zu bedienen.
Apples Dienste—zu denen Apple Pay, Apple Music, AppleCare und iTunes gehören—gewinnt an Gewicht und beginnt mehr zu den Unternehmensumsätzen beizutragen. Die Umsätze aus diesem Geschäft stiegen um 18% im Jahr und stehen mittlerweile für 10% des Umsatzes.
Unterm Strich
Zu einer Zeit, in der Investoren zunehmend besorgt sind, über die hohen Bewertungen von FANG-Aktien, insbesondere nach der Enthüllen von Datenlecks bei Facebook und der Wahrscheinlichkeit neuer staatlicher Regulierungen, ist Apple ein defensiver Titel in dieser Gruppe. Sein Geschäftsmodell beruht nicht auf Verbraucherdaten zum Geld verdienen.
Mehr denn je ergibt es Sinn, Apple als Konsumgüteraktie mit hohem Wachstum zu behandeln, die ein perfekter Kandidat für Langzeitinvestoren ist.