Anleger sollten sich auf eine weitere volatile Handelswoche an der Wall Street einstellen. Die neuartige Krankheit COVID-19 grassiert weiter in den USA. Gleichzeitig hoffen die Analysten auf eine zügige wirtschaftliche Erholung.
Die US-Aktienmärkte brachen am Freitag drastisch ein, nachdem Texas seine Wiedereröffnung umkehrte, da die Zahl der Neuinfektionen weiter zunahm. Florida, wo der größte Tagesanstieg an Covid-19-Fällen seit Beginn der Pandemie gemessen wurde, hat den Besuch von Bars erneut verboten, um die Ausbreitung zu verlangsamen.
Der Dow Jones Industrial Average schloss 730,05 Punkte oder 2,8% tiefer, während der S&P 500 um 2,4% nachgab. Es war der zweite Wochenverlust für den US-Standardindex innerhalb der letzten drei Wochen. Der Dow und der S&P 500 büßten in dieser Woche 3,3% bzw. 2,9% ein, während die NASDAQ im gleichen Zeitraum 1,9% verlor.
Abgesehen von dem sich weiter ausbreitenden Virus und dessen Auswirkungen auf die Märkte werden wir uns in der kommenden Woche auf drei Einzelaktien konzentrieren:
1. Facebook
Der Social-Media-Riese Facebook (NASDAQ:FB) steht wieder in den Schlagzeilen, aber leider aus den falschen Gründen.
Die Aktien des in Menlo Park, Kalifornien, ansässigen Unternehmens stürzten am Freitag um mehr als 8% ab, nachdem eine Reihe namhafter Werbekunden angekündigt hatten, ihre Social Media-Werbeausgaben auf Facebook zu stoppen. Verizon wirft dem blauen Netzwerk vor, zu wenig gegen die Verbreitung von Hassrede, Falschinformationen und Mobbing auf seinen Plattformen zu tun.
Zu den globalen Marken, die sich an diesem Boykott beteiligten, gehören Unilever (AS:UNA), Coca-Cola Company (NYSE:KO), Levi Strauss (NYSE:LEVI), Honda (T:7267) und Verizon (NYSE:VZ). Die Initiative wurde Mitte Juni von einer Reihe von Bürgerrechtsorganisationen ins Leben gerufen, die die Inserenten aufforderten, ihre Werbeausgaben während des Monats Juli zu "pausieren". Zu den Organisationen gehören die Anti-Defamation League, die NAACP, Sleeping Giants, Color of Change, Free Press und Common Sense.
Facebook-Kritiker haben gesagt, dass es der weltgrößten sozialen Medienplattform nicht gelungen ist, Hassreden, Falschinformationen und Mobbing auf seinen Plattformen zu begrenzen. Am Freitag wollte Mark Zuckerberg den Schaden unter Kontrolle bringen, indem er ankündigte, dass das Unternehmen damit beginnen werde, politische Reden, die gegen die Regeln der Plattform verstoßen, zu kennzeichnen und andere Maßnahmen zu ergreifen, um Wahlbeeinflussung zu unterbinden und um Minderheiten zu schützen.
Wenn sich die Kampagne gegen Facebook beschleunigt, könnte sie den Verkaufsdruck auf die Facebook-Aktien erhöhen, die vor Beginn der aktuellen Krise um 18% gestiegen waren. Die Aktien schlossen zum Ende der Handelswoche bei 216,08 Dollar.
2. Micron Technology
Der Chiphersteller Micron Technology Inc (NASDAQ:MU) wird am Montag, den 29. Juni, nach Börsenschluss die Geschäftsergebnisse für das dritte Quartal bekannt geben. Es wird geschätzt, dass der Hersteller von Speicherchips bei einem Umsatz von 5,26 Milliarden Dollar einen Gewinn von 0,75 Dollar pro Aktie erzielt hat.
Micron äußerte sich bereits im Mai positiv zu seiner Umsatzentwicklung im vergangenen Quartal. Das Unternehmen teilte den Anlegern kürzlich mit, dass es das Schlimmste des Einbruchs im Speicherchip-Sektor überstanden habe.
Vor dem Ausbruch des Coronavirus prognostizierte die Wall Street eine Erholung der Nachfrage, da der Markt für Computer- und Smartphone-Komponenten wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt sei. Im April stufte Goldman Sachs (NYSE:GS) die Micron-Aktie von "Buy" auf "Neutral" herab und sagte, dass die Bewertung des Unternehmens seine Wachstumsaussichten voll und ganz widerspiegele.
Die bevorstehenden Ergebnisse von Micron, dem größten US-Produzenten von Speicherchips, könnten den Anlegern möglicherweise Aufschluss darüber geben, wie sich die Halbleiterindustrie entwickelt, insbesondere in Zeiten, in denen der Großteil der Weltwirtschaft in einer Rezession steckt. Die Aktie schloss am Freitag bei 48,49 Dollar.
3. Nike
Die Aktien des Sportartikelherstellers Nike (NYSE:NKE) könnten in der kommenden Woche erneut unter Druck geraten, nachdem das Unternehmen in seiner jüngsten Gewinnmitteilung einen überraschenden Verlust ausgewiesen hatte. Die weltgrößte Sportmarke verzeichnete im vierten Quartal des Finanzjahres enttäuschende Umsätze. Verantwortlich dafür waren die geschlossenen Einzelhandelsgeschäfte in den USA und in weiten Teilen der Welt angesichts der Pandemie.
Der Umsatz ging in dem im Mai zu Ende gegangenen Berichtszeitraum um 38% auf 6,31 Milliarden Dollar zurück und lag damit deutlich unter den von Analysten geschätzten 7,38 Milliarden Dollar. Der Verlust belief sich auf 0,51 Dollar pro Aktie, wohingegen die Gewinnprognose bei 0,10 Dollar lag.
Nachdem sich die Nike-Aktien vom März-Tiefststand kräftig erholt hatten, fiel der Anteilsschein am Freitag um mehr als 7% und schloss bei 93,67 Dollar. Trotz des überraschenden Verlusts boomte das E-Commerce-Segment von Nike; der digitale Umsatz stieg im letzten Quartal um 75%.
Um die Befürchtungen vor einer anhaltenden Flaute zu zerstreuen, sagte das Unternehmen, dass etwa 90% seiner weltweiten Geschäfte derzeit geöffnet seien. Nike meinte auch, dass die Umsätze für dieses Geschäftsjahr, das bis nächsten Mai läuft, in der zweiten Hälfte wieder ansteigen würden. Dadurch würden sich die Umsätze nur wenig ändern. Möglicherweise könne man sogar noch einen Gewinn ausweisen, sagte das Unternehmen.