Aufgrund des überraschend starken Arbeitsmarktberichts für Dezember (256.000 neue Stellen gegenüber den erwarteten 160.000) ist eine Zinssenkung durch die Fed im Jahr 2025 keineswegs sicher.
Selbst wenn die Inflation wieder anzieht, hat die Zentralbank ein weiteres schlagkräftiges Argument dafür, die finanzielle Lockerung vorerst auszusetzen. Eine Senkung der Zinsen würde die Kreditaufnahme verbilligen, was wiederum die Ausgaben von Verbrauchern und Unternehmen ankurbeln und den Inflationsdruck weiter erhöhen könnte.
Die neuesten Daten zum Verbraucherpreisindex (VPI) für Dezember zeigen zwar einen leichten Rückgang bei der jährlichen Kernrate auf 3,2 % (im Vergleich zu den prognostizierten 3,3 %). Allerdings stieg die monatliche Inflation um 0,2 % an – ein Zeichen dafür, dass die Teuerung noch immer deutlich über dem Zielwert der Fed von 2 % liegt.
Mit Blick auf die bevorstehende FOMC-Sitzung in zwei Wochen (28./29. Januar) deuten die Fed-Fund-Futures aktuell auf eine Wahrscheinlichkeit von über 60 % für nur zwei Zinssenkungen im Jahr 2025 hin. Gleichzeitig drohen neue KI/GPU-Exportbeschränkungen auf globaler Ebene, was die Investitionspläne vieler Unternehmen belasten könnte. Das könnte dazu führen, dass die Gewinne im KI-Sektor niedriger ausfallen als in den Boomjahren 2023 und 2024.
Doch welche KI-Aktien sind in diesem veränderten Umfeld langfristig vielversprechend? Abgesehen vom offensichtlichen Branchenführer Nvidia (NASDAQ:NVDA) gibt es noch andere Titel, die einen genaueren Blick wert sein könnten. Welche Unternehmen könnten den Herausforderungen trotzen und weiterhin solides Wachstum liefern?
Micron Technology
Obwohl Micron Technology Inc. (NASDAQ:MU) kein reines Unternehmen für künstliche Intelligenz ist, spielt es eine zentrale Rolle in der Technologiebranche – denn ohne Speicher mit hoher Bandbreite kann kein modernes Computerunternehmen arbeiten.
Micron ist einer der drei größten Anbieter von Speicherlösungen weltweit, neben den koreanischen Giganten Samsung (KS:005930) und SK Hynix. Zudem liefert Micron den Speicher für Nvidias neueste RTX 50-Serie, die auf der CES 2025 vorgestellt wurde – ein entscheidender Faktor, warum die Aktie seit Jahresbeginn um 18 % gestiegen ist.
Aktuell notiert die MU-Aktie bei 103,21 USD und liegt damit noch deutlich unter ihrem Rekordhoch von 153,14 USD aus dem Juni 2024. Dennoch ist eine Investition in Micron durchaus attraktiv. Als US-amerikanisches Unternehmen ist Micron nicht von den jüngsten Exportbeschränkungen für Chips betroffen, was seine Position in der Lieferkette stärkt.
Während andere Halbleiterunternehmen mit neuen Restriktionen zu kämpfen haben, könnte Micron von der steigenden Nachfrage nach Chips profitieren, die nicht exportbeschränkt sind. Zudem könnte Micron durch die US-Regierungsprogramme zum Reshoring und Friendshoring – die darauf abzielen, kritische Industrien in die USA zurückzuholen oder auf vertrauenswürdige Partnerländer zu verlagern – zusätzlich begünstigt werden.
Die jüngsten Geschäftszahlen unterstreichen die starke Position des Unternehmens: Im Dezember meldete Micron einen Gewinn pro Aktie (EPS) von 1,79 USD und übertraf damit die Analystenprognose von 1,60 USD. Der Umsatz belief sich auf beeindruckende 8,71 Milliarden USD, was einem Wachstum von 84 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Gleichzeitig erzielte Micron einen Nettoertrag von 1,87 Milliarden USD und einen operativen Cashflow von 3,24 Milliarden USD – trotz Investitionsausgaben (Capex) in Höhe von 3,13 Milliarden USD.
Besonders erfreulich ist, dass Micron bereits heute alle Produktionskapazitäten seines HBM (High-Bandwidth Memory) für 2025 ausverkauft hat. Laut einer Investorenpräsentation verspricht das neue HBM4E, „einen Paradigmenwechsel im Speichergeschäft“ einzuleiten.
Trotz einer Kürzung des Kursziels durch JPMorgan Chase (NYSE:JPM) von 180 USD auf 145 USD bietet die Aktie weiterhin ein attraktives Aufwärtspotenzial vom aktuellen Kurs von 103,21 USD. Die durchschnittliche Kursprognose des WSJ liegt bei 131,37 USD, während optimistische Schätzungen sogar bei 250 USD pro Aktie liegen.
Amazon.com
Amazon wird häufig auf seine Rolle als E-Commerce- und Logistikgigant reduziert, doch diese Beschreibung kratzt nur an der Oberfläche. Mit Amazon Web Services (AWS) gehört das Unternehmen neben Google Cloud (NASDAQ:GOOGL) und Microsoft Azure (NASDAQ:MSFT) zu den führenden Cloud-Infrastrukturanbietern, insbesondere für KI-Workloads. Zudem dient Amazon.com Inc. (NASDAQ:AMZN) als entscheidender Mittler, der Nvidias KI- und GPU-Chips in großem Maßstab bereitstellt.
Das Herzstück von AWS ist eine umfassende Suite von KI-Diensten, die durch SageMaker verstärkt wird – eine Plattform, die Datenanalyse, maschinelles Lernen (ML) und KI-Anwendungen miteinander verbindet. Laut der Synergy Research Group hielt AWS im November einen Marktanteil von 31 % im Bereich Cloud-Infrastrukturen, weit vor Azure mit 20 % und Google mit 11 %.
Neben seiner führenden Position im Cloud-Bereich profitieren Amazon-Anleger auch von der Stärke des Unternehmens im Einzelhandel. Amazon nutzt gezielt Schwächen des stationären Handels, wie beispielsweise die Herausforderungen durch Ladendiebstahl, um seine Wettbewerbsfähigkeit auszubauen.
Die finanzielle Bewertung des Unternehmens spricht ebenfalls für langfristiges Potenzial: Die Discounted-Cashflow-Bewertung (DCF) für Amazon liegt derzeit bei 235,96 USD pro Aktie und damit leicht über dem aktuellen Kurs von 227,28 USD. Das durchschnittliche Wall Street-Kursziel für Amazon liegt bei 248,04 USD.
Qualcomm Inc.
Der Aktienkurs von Qualcomm Incorporated (NASDAQ:QCOM) ist wieder in die Preisspanne von Anfang 2024 zurückgekehrt und notiert derzeit bei 164,22 USD pro Aktie. Zuvor hatte QCOM im Juni 2024 ein Rekordhoch von 224,73 USD erreicht, bevor der Kurs ähnlich wie bei Micron nachgab.
In den letzten drei Monaten ist der Aktienkurs um 7 % gesunken, was vor allem auf die schwachen Verkaufszahlen der von Microsoft unterstützten Snapdragon-X-Serie zurückzuführen ist. Diese neuen Laptops erreichten im ersten Quartal nach ihrer Einführung einen Marktanteil von weniger als 1,5 %.
Trotzdem konnte Qualcomm in den jüngsten Ergebnissen für das 4. Quartal 2024 ein starkes Wachstum verzeichnen. Der Umsatz stieg um 9 % auf 38,96 Mrd. USD, während der Nettoertrag um 40 % auf 10,14 Mrd. USD zulegte. Das Segment Qualcomm CDMA Technologies (QCT) bleibt mit seinen System-on-Chip-Lösungen (SoC) eine tragende Säule des Unternehmens – insbesondere im Automobilsektor, bei IoT-Geräten und in der Mobilfunksparte.
Mit einem Marktanteil von 23 % bei den globalen SoC-Lieferungen im 4. Quartal 2023 liegt Qualcomm weiterhin vor Apple (NASDAQ:AAPL), das auf 20 % kommt, bleibt aber hinter MediaTek mit 36 %.
Besonders stark präsentierte sich Qualcomm im Bereich Mobilfunk-Chipsätze, wo der Umsatz um 12 % anstieg, während die Einnahmen aus Lösungen für die Automobilindustrie im Vergleich zum Vorjahresquartal um 68 % zulegten. Der Snapdragon 8 Elite, der in den High-End-Smartphones von OPPO, Xiaomi (OTC:XIACF) und OnePlus verwendet wird, hat sich als äußerst leistungsstark erwiesen und übertrifft bei Multicore-Anwendungen sogar den A18 Pro-Chip des iPhone 16.
Darüber hinaus haben die neuen Snapdragon-Chips erhebliche Fortschritte in der neuronalen KI-Engine gemacht. Sie bieten nun eine um 45 % höhere Leistung im Vergleich zur Vorgängergeneration und zeigen damit, dass Qualcomm technologisch weiterhin Maßstäbe setzt. Angesichts dieser Ergebnisse ist es offensichtlich, dass Qualcomm gut positioniert ist, um den globalen Bedarf an mobiler Datenverarbeitung und KI-Anwendungen zu decken – trotz der aktuellen Herausforderungen bei den Snapdragon-X-Laptops und -Tablets.
Analysten sehen das durchschnittliche Kursziel für QCOM bei 200,86 USD pro Aktie, was deutlich über dem aktuellen Niveau von 164,22 USD liegt. Dies könnte eine attraktive Gelegenheit für Anleger darstellen, die im Bereich KI und Smartphone-Technologie langfristig engagiert bleiben möchten.
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