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Glaubenskrieg an der Börse: Inflation versus Planwirtschaft

Veröffentlicht am 02.06.2021, 10:39
Aktualisiert 11.01.2024, 08:21

Glaubenskrieg an der Börse - Inflation versus Planwirtschaft



Gelingt es, eine nachhaltige Inflation in der westlichen Welt zu vermeiden? Bis an die Zähne bewaffnet liefern sich die Protagonisten einen Kampf mit ihren Gegnern. Die Auseinandersetzung könnte kaum spannender sein und ehrlich gesagt: Fragen Sie mich bitte nicht, wie der Kampf ausgehen wird.

Der Bund-Future ist ein rechnerisches Konstrukt, das auf etwa 10 Jahre laufende Bundesanleihen baut und einen Preis dafür auswirft. Je höher dieser Preis, desto niedriger die Verzinsung. Notiert der Bund-Future bei 100 Euro, errechnet sich ein Zins von 6% für die Bundesanleihe mit einer Restlaufzeit von 10 Jahren. Steigt nun der Preis, den Anleger für den Bund-Future zu zahlen bereit sind, so fällt der Zins. Theoretisch kann der Bund-Future sogar bis auf 160 EUR steigen, hieß es noch vor wenigen Jahren. Dort wäre der Zins dann bei Null.

Das Undenkbare geschah: Der Bund-Future stieg nicht nur bis, sondern sogar über 160 EUR und der Zins rutschte ins Minus. Das geschah zum Jahreswechsel 2018 / 2019.


Abbildung 1: Bund-Future seit 2018

In die Graphik habe ich nicht nur den Zeitpunkt 2018/ 2019 eingezeichnet (senkrechte rote Linie), sondern auch eine charttechnische Unterstützung, die sich in den vergangenen Monaten gebildet hat (waagerechte rote Linie). Der Bund-Future sprang im Rahmen des Corona-Crashs bis 180 EUR, der Zins rutschte bis auf -0,64%. Seither befindet sich der Bund-Future auf Richtungssuche und schickte sich vor wenigen Wochen an, unter die rote Linie bei 167,5 EUR zu rutschen.

Ein Unterschreiten würde, um es in der Sprache der Charttechniker zu sagen, den Weg frei machen bis 158. Ein Ende der negativen Zinsen wäre dann also in greifbarer Nähe. In unserer auf Pump basierenden Wirtschaft müssten viele Akteure plötzlich wieder Zinsen auf ihre Kredite zahlen, oh Schreck.


Abbildung 2: Umlaufrendite seit 2018

Seit Jahresbeginn fällt der Bund-Future, die Zinsen steigen. In den vergangenen Ausgaben habe ich immer wieder thematisiert, dass steigende Zinsen schlecht für die Aktien von Wachstumsunternehmen sind. Die Bewertung von Wachstumsunternehmen beruht zu einem großen Teil auf den künftig erwarteten Gewinnen, die mit dem aktuellen Zins auf die Gegenwart abdiskontiert werden. Das heißt: je höher der Zins, desto mehr wird von dem zukünftigen Gewinn abgezogen, bevor das Ergebnis dann als Basis für die Berechnung eines fairen Unternehmenswert zum heutigen Tag herangezogen wird.

Technologieaktien hatten es also schwer in den vergangenen Monaten. Gewinner waren Dividendenaktien und Industrieaktien. Doch das hat sich diese Woche geändert.

Diese Woche ist der Bund-Future kräftig angesprungen, das Zinsniveau ist deutlich zurückgekommen. Damit ist das drohende Durchbrechen der Unterstützung bei 167,5 EUR vom Bund-Future erst einmal abgewendet, Minus-Zinsen bleiben uns wohl noch ein wenig erhalten. Und damit sind nun plötzlich die Wachstumsaktien wieder attraktiv.

Abbildung 3: Heatmap S&P 500: Wachstumstitel liegen vorn

Microsoft (NASDAQ:MSFT), Google (NASDAQ:GOOGL), Facebook (NASDAQ:FB) und Tesla (NASDAQ:TSLA) gehören zu den Wochengewinnern. Nvidia (NASDAQ:NVDA), Paypal (NASDAQ:PYPL), AMAT (NASDAQ:AMAT) und Western Digital (NASDAQ:WDC) stechen mit guter Performance heraus. Zurück gelassen wurden Pharma-Konzerne und Versorger.

Derzeit schlägt das Pendel zu Gunsten der Planwirtschaft aus. Ich habe an dieser Stelle bereits die Modern Monetary Theory (MMT) vorgestellt. Anhänger dieser volkswirtschaftlichen Idee betrachten die Notenbanken als überflüssiges Übel, die Politik könne die Wirtschaft viel besser steuern. Und das geschieht in der MMT-Welt durch die Erhebung von Steuern.

Der Staat hat - nachdem die Notenbank wie beispielsweise die EZB in Europa obsolet ist - die Möglichkeit, exzessive Defizite zu fahren, um die Wirtschaft gezielt (Planwirtschaft) am Laufen zu halten. Sollten sich inflationäre Tendenzen zeigen, kann erneut gezielt (Planwirtschaft) durch die Erhebung von Steuern die Inflation ausgebremst werden.

Sollte also der Bund-Future nachhaltig nach oben drehen und das Zinsniveau weiterhin im negativen Bereich verharren, dann können die Protagonisten der MMT diese Schlacht für sich als Sieg verbuchen.

Derweil irren die Anhänger einer unabhängigen Notenbank orientierungslos umher: ist die exzessive Geldmengenausweitung nicht ein Vorläufer inflationärer Tendenzen? Immerhin hat sich die Geldmenge seit der großen Finanzkrise 2008/2009 mehr als versiebenfacht.


Abbildung 4: Geldmengenentwicklung in der EU seit der großen Finanzkrise

Hat sich Ihr Gehalt in den vergangenen 7 Jahren ebenfalls versiebenfacht?

Ich wünsche es Ihnen. Doch die meisten von Ihnen werden diese Frage wohl mit einem Nein beantworten müssen. Wo ist also das Geld, das in den Markt gepumpt wurde?

Versickert. Ein großer Teil war notwendig, um die schwarzen Löcher im Finanzsektor zu stopfen. Viel wurde für konsumptive Zwecke ausgegeben, also für Waren, die im Ausland produziert wurden und somit im Inland nicht zu Wachstum führten. Und sehr viel ging in Vermögenswerte, Immobilienpreise sind explodiert und auch der Aktienmarkt läuft seither rund.

Auf Ihrem Gehaltszettel kam sehr wenig an. Gleichzeitig wurden die weltweiten Logistik-Ketten optimiert und die Versorgung unserer Wirtschaft mit Rohstoffen wurde immer günstiger. Es gab zeitweilig also deflationäre Tendenzen.

Oder, um es kurz zu machen: Die EZB-Geldpolitik war unwirksam.

Wohin Planwirtschaft führt, haben wir in der DDR gesehen. Inflationisten kämpfen, um ihre Macht zurück zu gewinnen, doch derzeit ohne Erfolg.

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Aktuelle Kommentare

Herr Heibel, es ist nichts schlechtes dabei, wenn der Staat die Wirtschaft unterstützt. Schauen Sie mal nach China. Dort sind auch Kommunisten an der Macht. Nur diese haben auch den Kapitalismus zugelassen. Und sie unterstützen auch ihre Wirtschaft. Planen also auch. Ich glaube das Vereinigen dieser beiden Konstellationen ist der Schlüssel zum Erfolg.
Hallo Mike, vielen Dank für die Anmerkung. Ja, von der Idee her haben Sie Recht, aber es ist stets wichtig zu betrachten, auf welchem Niveau wir sprechen: Die Staatsquote in Deutschland liegt aktuell bei 51%, in China bei 37%. Ich habe nichts gegen ein "Unterstützen" der Wirtschaft durch den Staat, wie in China massiv der Fall. Ich nenne es allerdings Planwirtschaft, wenn der Staat wesentliche Aufgaben des freien Marktes übernimmt: Preisbildung (Mietendeckel) und Kapazitätsplanung (Klimapolitik).
Herr Heibel, bitte bewerben Sie Ihren Börsenbrief nicht indem Sie Andere, wie die EZB schlecht machen, sondern stellen heraus was Sie besser gemacht hätten.
Hallo Hartwig, Danke für den Hinweis. ich habe bei Prof. Issing studiert und wie man es hätte besser machen können / müssen habe ich schon häufig ausgeführt. In einem Wochenbrief kann ich nicht jedes mal alles wieder von vorne aufrollen, dann müsste ich wöchentlich ein Buch schreiben. So sind es "nur" ca. 20 Seite pro Woche, in denen ich zu aktuellen Entwicklungen Stellung beziehe. Foren sollten genutzt werden, um Denkanstöße zu vermitteln, die den Leser in die Lage versetzen, eigene Recherchen anzustellen ... gerne dann tatsächlich bei mir auf meiner Webseite, wo das immer wieder besprochen wird.
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