Vorgestern hatte ich über die massiven Kursverluste am chinesischen Aktienmarkt berichtet. Gestern kam es zu beeindruckenden Kurserholungen. Der "Hang Seng TECH-Index", der die 30 größten in Hongkong notierten Technologieunternehmen repräsentiert, verbuchte mit einem Plus von 22,20 % den größten Tagesgewinn seiner Geschichte. Am Montag war er noch um 11 % eingebrochen. Auch dem vorgestern besprochenen Hang Seng gelang eine beeindruckende Aufholjagd. Dieser lief um mehr als 10 % nach oben. Vom vorgestrigen Tief aus sind es sogar +14,61 %.
Passend dazu hatte ich gestern in der vorbörslichen Ausgabe des Target-Trend-Spezial noch geschrieben, dass man weiterhin mit plötzlichen Richtungswechseln rechnen solle. Da negative Nachrichten inzwischen eingepreist scheinen, solle man eher mit plötzlichen Kurssprüngen rechnen, hieß es dazu. Und da ich auch den Lesern des Target-Trend-Spezial zu einem gestaffelten Einstieg in Long-Positionen geraten hatte, konnten diese von den steigenden Kursen profitieren.
Grund für die Partylaune der Bullen sind Signale von Chinas Vize-Ministerpräsident Liu He bezüglich neuer Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft und Schritte in Richtung einer für die Kapitalmärkte günstigeren Politik. China werde die Märkte mit entsprechenden politischen Fördermaßnahmen stabil halten, erklärte der chinesische Ausschuss für Finanzstabilität und Entwicklung unter Vorsitz des Vize-Ministerpräsidenten gestern vor dem Hintergrund der jüngsten Marktturbulenzen.
Neue Probleme für die Lieferkettenproblematik
Neue Hilfen für die chinesische Wirtschaft scheinen auch dringend nötig. Denn die negativen Nachrichten aus der Volksrepublik häufen sich aktuell wieder. So werden die Staus von Containerschiffen vor großen chinesischen Handelshäfen von Tag zu Tag wieder länger. Nach Angaben des Finanzdatenanbieters Refinitiv warten derzeit zum Beispiel allein 34 Schiffe vor Shenzhen. Vor einem Jahr waren es durchschnittlich nur sieben.
Einige Containerschiffe änderten bereits ihre Routen, um Verzögerungen beim Löschen der Ladung zu vermeiden. Das führt allerdings zu längeren Transportzeiten und höheren Transportkosten, was nicht nur die sowieso schon hohe Inflation weiter anheizen wird, sondern auch die bestehenden Lieferkettenprobleme verschärft und verlängert.
Zwar seien die wichtigsten Häfen geöffnet und Ladungen würden auch gelöscht, doch müssten unter anderem Lastwagenfahrer und Fabrikarbeiter aufgrund von neuen Corona-Ausbrüchen zu Hause blieben, berichten Medien. Das behindert den Fracht-Transport zu und aus den Häfen. Die Beladung im Yantian-Hafen von Shenzhen, dem viertgrößten Containerterminal der Welt, gehe bereits massiv zurück, heißt es.
Zudem hat die aktuelle Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus dazu geführt, dass in wichtigen Produktionszentren wie Shenzhen und Dongguan die Bänder still stehen. Das betrifft Fabriken für den Bau von Computer-Zubehör wie Flash-Laufwerken bis hin zu Autoteilen.
DAX: Mehr als 50 % der Kursverluste aufgeholt
Doch dank der Aussicht auf konjunkturstützende Maßnahmen der chinesischen Regierung waren Anleger gestern in Kauflaune. Und diese schwappte aus China auch auf westliche Märkte. Dadurch konnte der DAX um bis zu 4,57 % zulegen und damit inzwischen mehr als 50 % seiner gesamten Kursverluste aufholen.
Nun fehlt nicht mehr viel, und der deutsche Leitindex klopft bereits von unten an das Ausbruchsniveau seiner monatelangen Seitwärtsbewegung (grüner Balken im Chart). Wie in der vorangegangenen DAX-Analyse vom 9. März geschrieben, ist das 61,80%-Fibonacci-Retracement bei 14.815,99 Punkten mit diesem Ausbruchsniveau deckungsgleich. Sollte der DAX diesen Kursbereich erreichen, könnten Sie dort den nächsten Zwischengewinn mitnehmen, wenn Sie die Strategie der gestaffelten Käufe eingesetzt haben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus