Wenn Sie Mitte Februar jemanden an der Wall Street gefragt hätten, wohin die Märkte als Nächstes laufen werden, wäre Ihnen wahrscheinlich - mit großer Zuversicht - gesagt wurden, dass Aktien wahrscheinlich immer neue Höchststände erreichen werden. Hätten Sie vorausgesagt, dass die Finanzmärkte absaufen werden, hätte man Sie mit Sicherheit ausgelacht.
Doch als der Februar zu Ende ging, passierte genau das: Die Anleger sahen einen schockierend tiefen Rückfall, was die einfachen Zahlen nicht ganz so gut zeigen.
Zum Beispiel, der S&P 500 beendete den Monat 8,4% tiefer. Der Rückgang von seinem 52-Wochen-Hoch vom 19. Februar betrug jedoch fast 13%.
Schlimmster Wochenverlust seit Oktober 2008
Tatsächlich mussten die wichtigsten Indizes in der vergangenen Woche ihre schwersten wöchentlichen Verluste seit Oktober 2008 hinnehmen, als sich die Märkte mitten in der schlimmsten Finanzkrise dieses Jahrhunderts befanden. Die Gesamtentwicklung im Februar war die schlechteste des Monats seit Februar 2009, kurz bevor der Aktienmarkt seinen Boden erreichte. Nach Mitte Februar dieses Jahres lösten sich bei allen drei Leitindizes die ordentlichen Kurszuwächse für das junge Jahr 2020 vollständig in Luft auf.
Der S&P 500 verlor allein letzte Woche 11,5%. Der Dow Jones Industrials erlitt einen Verlust von 12,4% für die Woche und beendete den Monat um 10,1% tiefer, was einem Rückgang von fast 11% in diesem Jahr entspricht. Der NASDAQ Composite fiel im Wochenverlauf um 10,5% und ging im Februar um 6,4% zurück, was einem Rückgang von 4,5% in 2020 ergibt.
Anfang Februar gab es vier US-Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 1 Billion US-Dollar: Apple (NASDAQ:AAPL), Microsoft (NASDAQ:MSFT), Googles Mutter Alphabet (NASDAQ:GOOGL) und Amazon.com (NASDAQ:AMZN).
Bis zum Monatsende waren Alphabet und Amazon an der Börse wieder unter 1 Billion US-Dollar gefallen.
Aber die Technologie-Aktien legten am Freitag eine beeindruckende Rallye weg von ihren Tiefstständen hin. Apple und Microsoft gingen beide mit Tagesgewinnen aus dem Handel, was darauf hindeutet, dass es in der kommenden Woche zu einer Erholung kommen könnte. Dennoch, Energie und Finanztiteln, die letzte Woche stark angeschlagen waren, müssten sich dazu gleichfalls erholen.
Der vordergründige Auslöser dieses Chaos war das Coronavirus (oder Covid-19), die Influenza-ähnliche Krankheit, die sich von China aus in die ganze Welt verbreitet hat. Den ersten bekannten Todesfall in den Vereinigten Staaten gab es am Sonnabend in der Gegend von Seattle. Die Bekanntmachung vor einer Woche, dass die Krankheit in Italien um sich greift, löste die Panik der vergangenen Woche aus.
Trotzdem ist die Epidemie nur ein Teil dieser Geschichte. Das Coronavirus war einfach der Auslöser, der den überkauften Märkten auf der ganzen Welt, insbesondere den Vereinigten Staaten, den Teppich unter den Füßen wegzog.
Einbruch von Energiewerten; einige Biotech-Unternehmen mit Kursgewinnen
Man konnte im Januar und erneut im Februar sehen, dass die Hauptindizes ein technisches Niveau erreichten, das stark signalisierte, dass sie überkauft waren. Der Relative-Stärke-Index der NASDAQ (ein Maß für die Dynamik) lag an 15 von 21 Tagen im Januar und weiteren fünf im Februar über 70.
Und US-Aktien waren nicht die einzigen. Aktien in Japan, Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Brasilien fielen jeweils im Monatsverlauf um mindestens 8%.
Es gibt eine dritte mechanistische Idee, die zu berücksichtigen ist: Der Ausverkauf wurde durch die Federal Reserve ausgelöst, die den Umfang ihrer Interventionen an den Geldmärkten reduzierte und eine Reihe von Hedgefonds dazu zwang, ihre Positionen zu reduzieren.
Einige der Verluste gegenüber den 52-Wochenhochs waren atemberaubend. Tesla (NASDAQ:TSLA) erreichte am 4. Februar einen Höchststand von 868,99 USD, was einem erstaunlichen Kursgewinn von 125,8% für das Jahr entspricht.
Die Aktie beendete den Handel am Freitag zu 667,99 USD, was einem Rückgang von 31,1% gegenüber dem Höchststand entspricht. Trotzdem liegt sie für das laufende Jahr immer noch um 59,7% im Plus.
Apple und Microsoft haben zwischen ihren Rekord-Schlusskursen am 12. bzw. 11. Februar insgesamt 424,5 Milliarden US-Dollar an Marktwert verloren. (Beide sind im Jahresvergleich immer noch leicht gestiegen.)
Diese Wertverluste sind nur 8% höher als die kombinierten Marktkapitalisierungen für Exxon Mobil (NYSE:XOM) und Chevron (NYSE:CVX). Die Öl- und Gas-Supermajors sind Teil des Sektors mit den größten Verlierern im Februar, den Energiewerten, was ein Ergebnis des schweren Einbruchs der Ölpreise ist.
Der Sektorfonds Energy Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLE) fiel letzte Woche um 15,3% und hat im Jahresverlauf fast 25% eingebüßt. Exxon Mobil sank um mehr als 17%; Chevron um 12,9%.
Brent, der globale Benchmark fiel im Februar um fast 13%. Mit einem Preis zu Handelsende am von 49,67 USD das Fass, was dies der tiefste Schlusskurs für den Rohstoff seit Juli 2017; es hat in diesem Jahr mehr als 24% verloren. West Texas Intermediate, das in der Woche um mehr als 13% gefallen ist, ist seit Anfang 2020 um 26,7% gesunken, was die Befürchtung aufkommen lässt, dass finanziell schwache Öl- und Gasproduzenten untergehen könnten.
Biotech-Aktien hatten mit die beste Entwicklung über den Monat. Gilead Sciences (NASDAQ:GILD) war mit einem Plus von 9,75% im Februar der fünftbeste Wert im S&P 500, da der Pharmakonzern der Entwicklung einer Coronavirus-Behandlung in Führung zu liegen scheint.
Rasche Erholung möglich
Trotz der Brutalität des Abschwungs der letzten Woche ist es durchaus möglich, dass eine Erholung schnell einsetzen wird.
Natürlich wird die Federal Reserve alles tun, um die Konjunktur am Laufen zu halten, genau wie die Zentralbanken im Rest der Welt. Wenn die Fed die Zinsen senkt, wie einige spekulieren und dem Kreditsystem Reserven zufügt, was die Zinssätze nach unten treiben würde, dann sollte eine Erholung am Aktienmarkt die Folge sein.
Seit Januar 2017, als Donald Trump ins Amt kam, gab es einige ernsthaft volatile aber relativ kurzlebige Verkaufsepisoden, zwei davon allein im Jahr 2018. Beides hatte jedoch damit zu tun, dass der Markt auf Meldungen vom Handelskrieg zwischen den USA und China reagierte.
Die Herausforderung im Jahr 2020 besteht darin, dass niemand viel über das Coronavirus weiß, insbesondere, wie schnell es sich ausbreiten kann und wie viel Schaden es verursachen wird.
Während bei den meisten Fällen anfänglich ein Zusammenhang mit China hergestellt werden konnte, scheint eine wachsende Anzahl von Fällen scheinbar aus dem Nichts zu kommen. Dies wird mit ziemlicher Sicherheit die Wirtschaftstätigkeit auf lokaler, nationaler und globaler Ebene beeinträchtigen.
Unternehmen, darunter Apple und Microsoft, die darauf wetten, dass China die Quelle für zukünftiges Wachstum sein wird, warnen bereits im ersten Quartal davor, dass bei Gewinn und Umsatz wahrscheinlich frühere Ziele verfehlt werden.
Da soviel nicht bekannt ist über dieses Virus, könnten die Antworten nur langsam und nach harter Arbeit kommen.