Die Wirtschaft der Europäischen Union zeigt Anzeichen von Schwäche, und die deutsche Wirtschaft schrumpft, wie von der EU-Kommission prognostiziert. Es wird erwartet, dass sich das Wachstum in der gesamten Eurozone verlangsamt und erst im Jahr 2024 wieder an Fahrt gewinnt.
Die hohe Inflation und die schwache globale Wirtschaftslage haben nach der Einschätzung der EU-Kommission negative Auswirkungen auf Deutschland und bremsen das Wachstum in der Eurozone. Die Sommerprognose der Brüsseler Behörde zeigt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone im Jahr 2023 voraussichtlich nur um 0,8 Prozent steigen wird, verglichen mit einer früheren Schätzung von 1,1 Prozent im Mai.
EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni äußerte sich besorgt über die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts, steigender Zinsen und hoher Inflation, die das Wachstum stärker dämpfen als ursprünglich erwartet.
Valdis Dombrovskis, Vizepräsident der EU-Kommission, hingegen erwartet, dass sich im nächsten Jahr eine moderate Erholung abzeichnet. Er verweist auf einen robusten Arbeitsmarkt, eine rekordniedrige Arbeitslosenquote und nachlassenden Preisdruck als unterstützende Faktoren.
Die deutsche Wirtschaft schrumpft, wird aber immer noch als starke Volkswirtschaft gesehen
Die Einschätzung aus Brüssel besagt, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen wird, während sie im Mai noch ein geringfügiges Wachstum von 0,2 Prozent erwartet hatte. Zahlreiche führende deutsche Forschungsinstitute haben ebenfalls eine Schrumpfung der größten Volkswirtschaft im Euroraum prognostiziert. Dies ist hauptsächlich auf hohe Energiekosten und das schwache globale wirtschaftliche Umfeld zurückzuführen, insbesondere aufgrund der Konjunkturschwäche in China.
Die Europäische Kommission rechnet nun damit, dass die deutsche Wirtschaft im Jahr 2024 um 1,1 Prozent wachsen wird, im Vergleich zu einer früheren Schätzung von 1,4 Prozent. Diese Prognosen ähneln weitgehend denen des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Gentiloni betonte jedoch, dass Deutschland trotz der aktuellen Herausforderungen als eine starke Volkswirtschaft angesehen wird, die die Mittel und Möglichkeiten zur Erholung besitzt. Es wird erwartet, dass sich die Binnenkonjunktur und die Kaufkraft in den kommenden Monaten verbessern, was den Weg für eine Rückkehr zum Wachstum ebnet. Die deutsche Wirtschaft verzeichnete drei Quartale in Folge kein Wachstum, und viele Ökonomen sehen vorerst keine Trendwende in Sicht.
In Bezug auf die Inflation hat die EU-Kommission ihre Prognosen für dieses Jahr leicht nach unten korrigiert. Für Deutschland wird eine HVPI-Teuerungsrate von 6,4 Prozent erwartet, verglichen mit einer früheren Schätzung von 6,8 Prozent im Mai. In der Eurozone wird nun eine Inflation von 5,6 Prozent prognostiziert, gegenüber 5,8 Prozent in der Frühjahrsprognose. Im nächsten Jahr wird die Inflation in Deutschland voraussichtlich bei 2,8 Prozent und in der Eurozone bei 2,9 Prozent liegen, immer noch über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent, der als ideal für die Konjunktur angesehen wird.
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird in Kürze über den Leitzins entscheiden. Nach neun aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen wird erwartet, dass die EZB eine Pause einlegt, obwohl die Abstimmung im EZB-Rat als knapp gilt. Gentiloni betonte jedoch, dass die EZB autonom über die Zinsen entscheidet, und erklärte, dass seine Rolle darin besteht, Prognosen zu erläutern und keine Empfehlungen abzugeben. Er merkte jedoch an, dass die Zinssätze in der EU bereits nahe dem Höhepunkt liegen, basierend auf den kurzfristigen Zinsprognosen.
Spiegelt sich das Zahlenwerk auch im europäischen Index EuroStoxx 600?
Der EuroStoxx 600 Index hat zwei Möglichkeiten, die alle auf dasselbe hinauslaufen. Er kann in Kürze zwischen 446,7 Punkten und 433,0 Punkten einen Boden bilden und dann ein neues Allzeithoch zwischen 493,4 Punkten und 540,8 Punkten ausbauen.
Diese Aufwärtsbewegung erscheint uns allerdings korrektiv, da das Tief aus Oktober 2022 bei 379,0 Punkten noch kein ideales Kursziel erreicht hat. Insofern rechnen wir nach einem Anstieg mit einer finalen Abwärtsbewegung auf die Gegend um etwa 353,4 Punkte bis 315,3 Punkte.
Der alternative Weg ist eine weitere Fortsetzung der aktuellen Abwärtsbewegung noch tiefer bis auf etwa 412 Punkte bis 397 Punkte, und dann erst die finale korrektive Aufwärtsbewegung, wie oben beschrieben.
Das deckt sich insoweit mit den Zahlen aus der Sommerprognose, als dass der Index die korrektive Aufwärtsbewegung bis weit ins kommende Jahr ausdehnen kann. Danach allerdings wird es wahrscheinlich nochmals ungemütlich.
Schafft der DAX ein neues Allzeithoch?
Ja, wird er. Wir rechnen damit, dass die aktuelle Abwärtsbewegung schon bald - spätestens zwischen 15382,65 Punkten und 14736,31 – endet. Der Index holt damit Schwung und wird ein neues Allzeithoch zwischen 17557,22 Punkte und 19300,89 ausbauen. Dann allerdings erwarten wir eine stärkere Korrektur.
Alternativ arbeitet der Index bereits jetzt an dieser Korrektur. Aber auch diese würde schon zwischen 13606,51 Punkte und 12839,66 Punkte enden. Spätestens von dort aus schnellt der Index nach oben zu neuen Allzeithochs. Dann aber nachhaltig. Insofern würde uns die alternative Route wesentlich besser gefallen.
Unterm Strich sehen wir den DAX übergeordnet wesentlich stärker als den EuroStoxx 600.