Die US-Börsen (ETR:SXR4) zeigten sich gestern auf Indexebene stabil. Auffallend war die erneute Stärke der Nebenwerte, was laut Beobachten wichtig ist, denn das zeugt von einer größeren Marktbreite. Unter den Sektoren tendierten insbesondere Finanzwerte, Industrials und Touristikunternehmen fest, aber auch Technologie-Spezialbereiche wie Cloud und AI-bezogene Unternehmen. Die Megacaps Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Nvidia (NASDAQ:NVDA) hingegen tendierten etwas schwächer.
In Japan setzten größere Gewinnmitnahmen vor dem dortigen Termingeschäftsverfalltag am Freitag ein. Der festere Yen belastete. Freilich sind Japans Aktien extrem gut gelaufen in den letzten Tagen, so dass diese Gegenbewegung von ca. -1,75% nicht überraschen darf. Es kann aber auch etwas deutlich Gefährlicheres dahinter stecken: Reuters berichtet von Gelüsten aus Reihen der japanischen Regierung sowie der Opposition, an die hohen Buchgewinne der japanischen Notenbank auf deren riesige ETF-Bestände an japanischen Aktien zu kommen, „um diesen Wohlstand an die jüngere Generation zu übertragen“. Der Einstandspreis der BoJ liegt bei ca. 266 Mrd USD, der aktuelle Marktwert bei ca. 380 Mrd. Zwar hält Notenbankchef Ueta dagegen und zudem die Zeit noch nicht für reif, da er noch Bewertungsspielraum nach oben sieht. Sollte aber eine Übertragung zum Buchwert bzw. ein direkter Verkauf und Überweisung der erzielten Kursgewinne politisch erzwungen werden, ändern sich die Bedingungen für Anleger in Japan radikal: denn mutiert Japans Notenbank vom jahrelangen ETF-Käufer zum -Verkäufer, würde das die Kursentwicklung erheblich belasten, zumindest aber massiv abbremsen. Wir denken daher über Gewinnmintahmen und eine taktische Reduktion der Japan-Quote nach.
Die OECD hat ihre neusten Wachstumsschätzungen vorgelegt. Global rechnet sie nach +2,6% im März nun mit +2,7% für 2023. Die Prognose für 2024 bleibt bei +2,9%. Sie sieht Entspannung bei Energiepreisen, Inflation und Lieferketten. Auffallend ist, dass sie für Deutschland nun von Stagnation (+0,0%) ausgeht nach zuvor +0,3%. Ohnehin wird das Wachstum ihrer Schätzung nach im Euroraum mit +0,9% im internationalen Vergleich in 2023 schwach ausfallen. Die Erwartungen für China wurden nach oben revidiert. Von dort kamen freilich heute früh erneut ernüchternde Zahlen: die Exporte sind im Mai um 7,5 Prozent gefallen, Analysten hatten mit -1% gerechnet. Auch die Importe waren rückläufig, jedoch etwas weniger ausgeprägt als prognostiziert. Beobachter rechnen nun fest damit, dass die PBoC bereite Mitte Juni die Zinsen senken wird, was half, Chinas Börsen trotz des neuen Konjunkturschocks zu stabilisieren. In Hongkong legten die Kurse weiter zu. Der Hang Seng Tech Index kletterte um 2%.
Auf Europas Unternehmen wirken sich Chinas Handelsdaten heute früh bremsend aus, die Indizes geben leicht nach. Sehr fest hingegen der spanische Modekonzern Inditex (BME:ITX), zu dem u.a. die Marken Zara und Pull & Bear gehören. Nicht nur das 1. Quartal lief hervorragend, sondern Q2 lässt sich nach Angaben des Unternehmens bislang sogar noch besser an. Dies beflügelt auch andere Unternehmen des Bekleidungssektors, der deshalb den STXE 600 heute früh anführt. Unter den STXE 50 Aktien liegt Prosus (AS:PRX) vorne, was am Anstieg von Tencent (HK:0700) in Hongkong liegen dürfte. Am hinteren Ende notiert zur Stunde der Automobilsektor. Vielleicht liegt das an Chinas schwachen Daten, evtl. aber auch daran, dass JPMorgan (NYSE:JPM) das Kursziel von VW (ETR:VOWG) um 20 Prozent abgesenkt hat – wenngleich dieses immer noch weit oberhalb des aktuellen Aktienkurses liegt. Die Industrieproduktion in Deutschland stieg im April lediglich um 0,3%, Volkswirte hatten +0,7% erwartet. Freilich darf dabei nicht übersehen werden, dass der März von -3,4 auf -2,1 Prozent hochrevidiert wurde.
Im APX gewinnen ital. Staatsanleihen einen, der STXE 600 verliert zwei Punkte.