Die europäischen Börsen erlebten gestern einen fulminanten Handelstag, dem STXE 600 gelang die Rückeroberung des 20 Tage - Durchschnitts und die Wiederannäherung an die 200er Linie, die er kurz vor Handelsende übersprang. Getragen war die Rallye von allen Branchen, wobei große Werte ebenso wie kleine gesucht waren. Da den US-Börsen (ETR:SXR4) jedoch im späteren Handelsverlauf die Dynamik ausging und es zu Gewinnmitnahmen kam, warf das nachbörslich seine Schatten voraus. Folgerichtig eröffnet Europa heute früh mit etwas tieferen Kursen. Druck kommt dabei insbesondere aus vier Aktien von Unternehmen, die Luxusgüter herstellen: LVMH (EPA:LVMH), Richemont (SIX:CFR), Kering (EPA:PRTP) und Hermes (EPA:HRMS). Außer Richemont sind alle diese Unternehmen Schwergewichte im ESX 50, weshalb dieser mit 0,7% mit Stand 10:30h deutlich mehr verliert als z.B. DAX oder STXE 50, die nahezu unverändert notieren. Hintergrund sind die enttäuschenden Einnahmen von LVMH in Q3: mit 19,96 Mrd Euro lagen sie deutlich unter den Analystenschätzungen von 20,48 Mrd. Die Umsätze fielen in allen Segmenten niedriger aus als erwartet, was u.a. an fehlender Kauflust der Kunden aus China und den USA lag.
Aus China kommen heute stimulierende Nachrichten. Die Regierung überlegt, das Staatsdefizit für 2023 zu erhöhen, um mit Mehrausgaben die Wirtschaft zu unterstützen. Insbesondere neue Infrastruktur-Investitionen sind im Gespräch. Laut Bloomberg geht es um eine Summe von 1 Billion Yuan, also ca. 135 Mrd USD, die u.a. in Projekte wie Wasserschutz fließen sollen. Ein Analyst der französischen Bank Credit Agricole (EPA:CAGR) schätzt den möglichen BIP-Beitrag eines solchen Pakets auf 0,7%. Der Hang Seng China Enterprises Index springt mit +2,1% deutlich an, beflügelt von Käufen in Schwergewichten wie Alibaba (NYSE:BABA) und Meituan. Freilich sind die Auswirkungen dieses Gerüchts auf die chinesischen Festlandindizes heute früh verhalten. Vielleicht wollen die Anleger erst die offizielle Bestätigung/Verabschiedung durch den Staatskonzil sehen. Auch Japans Kurse tendierten nach dem gestrigen Sprung heute fast unverändert. In Australien legt der S&P/ASX 200 hingegen um 0,7% zu. Der globale Renditerückgang begünstigte in Fernost heute früh insbesondere Technologiewerte, wozu auch der positiv aufgenommene Quartalsbericht von Samsung (F:SAMEq) Electronics beitrug. Der Zuwachs des operativen Gewinns ggü. Q2 erfreute die Anleger. Gefragt waren zudem Bergbaukonzerne.
Heute Nachmittag relevant wird die Veröffentlichung der US-Produzentenpreise, die ein wichtiger Treiber für die Entwicklung der Verbraucherpreise sind. Erwartet wird, dass der PPI im September ggü. August um 0,3% gestiegen ist. Heute Abend wird zudem der Report der letzten FED-Sitzung veröffentlicht. Atlantas FED-Gouverneur Bostic hat gestern die Meinung vertreten, dass die US-Zinspolitik ausreichend restriktiv ist, um die Inflation auf das Ziel von 2% zurück zu bringen. Sein Amtskollege Kashkari (Minneapolis) sieht hingegen noch möglichen Anpassungsbedarf, falls die Wirtschaft zu stark bleibe. Währenddessen gehen die US-Renditen heute früh weiter kräftig nach unten: die 10y Staatsanleihen werfen aktuell 4,575% ab, das sind acht Basispunkte weniger als gestern. Derzeit spiegeln die Renten-Futures laut Reuters, dass nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 30% eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr erwartet wird. Vor einer Woche lag dieser Stand bei 45%.
Der APX gewinnt einen Punkt wegen der gesunkenen US-Vola, +4 Punkte kommen vom STXE 600. Da sich unterhalb des Radars die Indikatoren des apano-Stimmungsindex auch heute wieder kräftig verbessern - das gilt insbesondere für die Anleihen und den DAX - „überschreiben“ wir weiterhin die Empfehlung des APX einer Netto-Aktienquote von 0% und halten im von uns betreuten Fonds apano Global Systematik unter strenger Beobachtung mit engen Limits an der moderaten Gewichtung von ca. 50% fest.