Die US-Verbraucherpreise entwickelten sich im November wie prognostiziert. Da jedoch der Anstieg der CPI-Kernrate im Vorjahresvergleich immer noch 4% beträgt, dürfen sich die Investoren keine allzu großen Hoffnungen machen, dass Jerome Powell heute Abend auf der FED-Pressekonferenz baldige Zinssenkungen ankündigt. Im Gegenteil wird er sich wohl dahingehend äußern, dass er den Markt vor überzogenen und verfrühten Erwartungen warnt. Denn die US-Notenbank ist in der luxuriösen Situation, dass sie weiter hartnäckig ihre Inflationssenkungsstrategie betreiben kann, weil die Wirtschaft auf perfektem Soft Landing – Kurs ist, keine Spur von Rezession. Für die derzeitigen FED-Interessen ist es leicht kontraproduktiv, dass die Anleihezinsen am langen Ende bereits wieder so stark gefallen sind. Denn sie will ja via hoher Zinsen die Nachfrage weiter gedämpft halten als Gegenmittel zu Preissteigerungen. Damit sind Enttäuschungen heute Abend wahrscheinlich. Jedoch haben so viele professionelle Anleger die jüngste Rallye verpasst und warten auf eine neue Kaufgelegenheit, dass es wohl keinen größeren Rücksetzer gibt - zumal Powell das Wort „Zinserhöhungen“ wohl aus seinem Vokabular streichen kann. Die Technologiewerte reagierten gestern besonders positiv auf die Preisdaten. Auch die Renditen der 10y-Staatsanleihen kamen leicht zurück und setzen diese Bewegung heute früh fort: aktuell werfen sie 4,18% (-0,02) ab. Bei Kurzläufern hingegen ziehen sie moderat an, auf viermonatige Papiere z.B. gibt es momentan 5,43% (+0,02).
Auch in Europa warten die Anleger auf Powells Worte, hinzu kommt ja noch, dass morgen die EZB tagt. Positiv aus dem Rahmen fällt BASF (ETR:BASFN), nachdem die UBS (SIX:UBSG) die Aktie von „Sell“ auf „Buy“ doppelt hochgestuft hat. Großbritannien hat heute früh Konjunkturdaten für den Oktober vorgelegt, die alle -teils deutlich- schlechter ausfielen als prognostiziert. Das bringt den STXE 600 jedoch nicht aus der Ruhe, er nimmt heute früh erneut eine kleine Stufen nach oben, die Net Return – Variante des Index steht auf Rekordhoch.
In Japan wurde der Tankan-Bericht für das 4. Quartal veröffentlicht. Die Werte dieses wichtigen Konjunkturreports fielen allesamt besser aus als in Q3 und lagen zudem zumeist leicht über den Schätzungen. Besonders robust ist die Situation bei den Dienstleistern. Das chinesische Jahrestreffen „Economic Work Conference“ der Kommunistischen Partei enttäuschte hingegen die Investoren. Zwar verkündete Xi Jinping, dass Industriepolitik nächstes Jahr ein großes Thema werde, jedoch gab es keine konkreten Ankündigungen. Insbesondere wurde nichts dazu gesagt, wie dem kränkelnden Immobiliensektor geholfen werden soll. Der offensichtliche Mangel an Kreativität führte zu größeren Abgaben: Chinas Aktienindizes verloren unter Führung der Finanzwerte (Banken und Immobilienentwickler) 1,5%. Auslandsinvestoren standen massiv auf der Verkäuferseite. Laut Bloomberg zogen sie mit 1,4 Mrd USD so viel ab wie seit zwei Monaten nicht mehr. Lichtblicke der Konferenz waren, dass für 2024 ein BIP-Wachstumsziel von 5% genannt wurde. Dies soll wohl u.a. durch eine lockere Geldpolitik erreicht werden. Anscheinend soll der Konsum angekurbelt werden – wovon heute u.a. Europas Luxusgüterbranche profitiert – und um dies zu erreichen sind wohl auch Steuersenkungen angedacht.
Wichtig heute Nachmittag wird die Veröffentlichung der US-Produzentenpreise (PPI). Es wird ein Anstieg zum Vormonat um 0,1% erwartet nach -0,5% im Oktober.